Forever Yours / Samu & Talea

Kapitel 3

Talea's Sicht

"Komm schon. Noch einen Drink.", bettelte Anna und sah mich mit diesem Hundeblick an, dem ich einfach nichts entgegenzusetzen hatte.
Ihre Bekanntschaft des Abends, ich glaube sein Name war Rico, hatte sich zu uns gesellt.
Der Club, in den wir direkt nach dem Konzert gegangen waren, befand sich in unmittelbarer Nähe zum E-Werk.

Rico war meiner besten Freundin schon jetzt komplett verfallen. Er hing an ihren Lippen wenn sie sprach und er schaute sie an, als wäre sie die einzige verbleibende Frau auf dem ganzen Planeten.
Für ihn war sie das in diesem Moment vermutlich auch, doch ich wusste schon jetzt, wie die Geschichte der beiden enden würde.

Immer mehr Leute strömten ins Innere des Clubs. Die Tanzfläche war mittlerweile gut gefüllt und die Barkeeper hatten alle Hände voll zu tun.
Während Anna und ihre Eroberung des Abends direkt neben mir fast übereinander herzufallen drohten, nippte ich genervt an meinem Drink und versuchte die beiden, so gut es eben ging, zu ignorieren.
Einer der Barkeeper, der meine missliche Lage offenbar bemerkt hatte, lächelte mich mitfühlend an.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und spielte damit herum, um mich nicht ganz so überflüssig zu fühlen und um neben den beiden Turteltauben nicht so einsam auszusehen.
Gedankenverloren scrollte ich durch die neuesten Beiträge meiner Freunde auf Facebook, als sich plötzlich jemand auf den freien Barhocker neben mich schob und mich ansprach.
"Was machst du ganz alleine hier, beautiful girl?", erklang seine tiefe Stimme, die mir seltsam bekannt vorkam.
Ich löste meine Augen vom Display meines Handys, setzte meinen vernichtenden Blick auf, den ich mir extra für Typen angeeignet hatte, die mich so plump anflirteten, und sah dann direkt in die blauen Augen des Sängers, der vor nicht mal einer Stunde auf der Bühne im E-Werk gestanden hatte.
Mein Herz setzte für einen Schlag aus.
"Ich bin Samu.", fügte er hinzu und streckte mir seine Hand entgegen.
Ich ergriff sie zögerlich und konnte meinen Blick einfach nicht von seinen faszinierenden Augen abwenden.
"Ich bin Talea.", antwortete ich und ein nervöses Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

Da Anna mich oft mit auf irgendwelche Partys schleifte, auf denen es vor flirtwilligen Männern nur so wimmelte, war ich solche Sprüche und Komplimente fast schon gewohnt. Normalerweise ließ mich das kalt und mein Desinteresse wurde dadurch nur noch größer, doch bei diesem blonden Typen, der aus heiterem Himmel hier an der Bar aufgetaucht war, war das irgendwie anders.
Er machte einen sympathischen Eindruck und sein unbeschwertes Lächeln ließ ihn eher wie einen netten Jungen aus der Nachbarschaft wirken, nicht wie einen Rockstar.
Von seiner selbstbewussten, ja fast schon überheblichen Ausstrahlung, war nicht mehr viel zu sehen. Er wirkte zurückhaltend, fast schüchtern.
Doch vielleicht täuschte dieser erste Eindruck auch.

"Warum bist du so alleine?", fragte er mit einem niedlichen Akzent, der verriet, dass er die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschte.
"Ich bin nicht alleine.", antwortete ich und warf einen Blick über meine Schulter, um mich zu vergewissern, dass Anna und ihre männliche Bekanntschaft noch da waren.
Ich verdrehte die Augen, als ich sah, wie sie förmlich aneinander klebten. Samu bemerkte das und quittierte die Situation mit einem breiten Grinsen.
"Darf ich dich auf einen Drink einladen?", fragte er und rutschte ein Stück näher an mich heran.

Nie im Leben hätte ich es für möglich gehalten, dass ich mal von einem Rockstar angesprochen und auf einen Drink eingeladen werde.
Sowas passierte doch nur in Büchern.
Oh ja, ich hatte unzählige davon gelesen.
Meistens endete das dann damit, dass der heiße Kerl und das brave Mädchen miteinander im Bett landeten.
Das klang vielleicht aufregend, doch es war totaler Quatsch.
Sowas passierte nur in Büchern und entsprang einzig und allein der Fantasie der Autoren.

"Kippis!", sagte Samu und berührte mein Glas mit seinem.
Ich nahm einen Schluck von meinem Gin Tonic und genoss das warme Gefühl, das sich kurz darauf in meiner Magengegend ausbreitete.

"Erzähl mir was über dich, Talea.", forderte er mich auf und lächelte.
Die Art und Weise wie er meinen Namen aussprach, löste ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus.
Ein Gefühl, das ich so noch nie gespürt hatte.