Kapitel 93

104 4 0
                                    

Talea's Sicht

"Lass uns nach Hause gehen. Dann kann ich die Jungs anrufen und nachfragen, ob sie heute Abend Zeit haben.", sagte Osmo und erhob sich von der Bank.
"Willst du das wirklich? Ich meine, nicht dass dir das alles zu viel wird. Samu hat sicher auch nichts dagegen, wenn du das noch um eine Woche verschiebst.", sagte ich und blickte ihn abwartend an.
Doch er war sich der Sache offenbar sicher.
"Auf keinen Fall. Ich bin froh, wenn ich endlich mal unter Leute komme.", entgegnete er entschlossen.
"Immerhin sind wir zu Hause und wenn du keine Lust hast zu kochen, können wir auch einfach Pizza oder Asiatisch bestellen."
Er hatte ja Recht.
Ich wusste, wie wichtig ihm solche Abende mit Freunden waren und nach seinem Krankenhausaufenthalt war es mehr als verständlich, dass er Stück für Stück wieder am normalen Leben teilhaben wollte. 

Während Osmo nach und nach Riku, Sami, Raul und Mikko anrief, schaute ich angespannt aus dem Fenster und überlegte krampfhaft, wie ich diesen Abend überstehen sollte.
Samu und ich.
Den ganzen Abend zusammen in einem Raum, möglicherweise sogar nebeneinander am Tisch, weil er im Gegensatz zu mir trotzdem selbstbewusst genug war, um meine Nähe zu suchen, wenn andere dabei waren.
Ich würde mit Sicherheit den ganzen Abend unter Strom stehen und nicht mal zu einem lockeren Gespräch mit den besten Freunden meines Halbbruders in der Lage sein.
Eine wahnsinnig tolle Vorstellung.

"Also Riku, Raul und Mikko sind auch dabei. Sami kann heute leider nicht. Familienfeier oder so.", erklärte Osmo, ließ sich auf der Couch nieder und schaltete den Fernseher ein.

Der Nachmittag verging wie im Flug. Ich war gerade fertig angezogen als es an der Tür klingelte.
"Ich geh schon.", rief er mir zu und eilte durch den Flur. Sofort spürte ich wieder dieses nervöse Kribbeln in meinem Bauch.
Samu. Er ist hier.

Ich warf noch einen prüfenden Blick in den großen Spiegel am Kleiderschrank und fuhr mit der Hand durch meine Haare um sie in Form zu bringen, wie ich es in den letzten fünf Minuten schon ungefähr 20 Mal gemacht hatte.

Dann tappste ich nervös ins Wohnzimmer, wo die Jungs schon jetzt wild durcheinander redeten und laut lachten.
Auch seine Stimme war zu hören.

"Da ist sie ja.", rief Osmo fröhlich und lenkte damit die Aufmerksamkeit von Mikko, Raul, Riku und Samu auf mich. "Hey. Schön, dass ihr da seid.", sagte ich nervös lächelnd.
Riku war der erste, der sich von seinem Stuhl erhob um mich zur Begrüßung zu umarmen.
"Schön dich wiederzusehen.", sagte er herzlich.
Die anderen taten es ihm gleich.
Auch Samu, der der letzte war, weil er am weitesten von mir entfernt saß.

"Schön dich wiederzusehen.", wiederholte er Rikus Worte.
Allerdings auf verführerische Art und Weise und mit einem leichten Raunen, das mir augenblicklich die Röte ins Gesicht trieb.
Die anderen waren inzwischen wieder so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar keine Notiz davon nahmen.
Auch nicht davon, dass Samu mich vielleicht einige Sekunden länger in seinen Armen hielt, als man es für gewöhnlich tat, wenn man Freunde begrüßte.
"Setzt du dich zu mir?", fragte er völlig gelassen und deutet auf den freien Stuhl zwischen Osmo und ihm.
Na toll.
Wie sollte ich diesen Abend überstehen, wenn er mir die ganze Zeit so nah war? 

Ich gab mein Bestes.
Osmos Freunde, zu denen ich, abgesehen von Samu, nicht wirklich eine Verbindung hatte, bemühten sich darum, mich in ihre Gespräche einzubeziehen und nahmen mir damit einen Teil meiner Anspannung.
Wir lachten viel und plauderten ununterbrochen.
Vor allem Osmo schien das sehr zu genießen.
Er wirkte glücklich und gelöst und strahlte übers ganze Gesicht.
Etwas später am Abend bestellten wir dann Pizza, denn wir hatten uns dagegen entschieden selbst zu kochen um etwas Aufwand zu sparen.

Osmos Freunde waren toll und schienen mich inzwischen wirklich zu mögen, er selbst war glücklich und Samu verhielt sich mir gegenüber ganz normal und unauffällig und brachte mich somit glücklicherweise nicht in Verlegenheit.
Zumindest noch nicht.

Ein paar Bier später wurde die Stimmung immer lockerer und ausgelassener.
Während Osmo und Mikko sich Bilder von Mikkos Urlaub in Italien anschauten, unterhielten Riku, Samu und Raul sich über die bevorstehenden Konzerte im Sommer.
Kaum zu glauben, dass ich hier mit Männern an einem Tisch saß, die normalerweise auf den großen Bühnen Europas standen und tausende Fans begeisterten. 

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt