POV Steff:
Mist! Schon wieder ein weiterer Tag nur mit Thomas im Proberaum. Eigentlich hätte Hannes heute auch kommen sollen, aber der liegt mit Fieber zu Hause, wie mir Thomas grade erzählt hat. Ich ertrag's einfach nicht mehr, ständig mit Thomas allein zu sein. Das macht mich wahnsinnig und gleichzeitig fühle ich mich schlecht bei solchen Gedanken. Thomas ist mein bester Freund und immer für mich da. Aber in letzter Zeit hat sich irgendwas zwischen uns verändert. Ich verliere mich oft in seinen wunderschönen grau-blauen Augen, wenn er mich ansieht. Ein Kribbeln geht durch meinen ganzen Körper, wenn er mich umarmt. Stromschläge schießen durch mich, wenn er mich zufällig berührt. Das darf einfach nicht sein! Ich kann mich doch nicht in meinen besten Freund verlieben. Und wenn das schon nicht schlimm genug ist, dann ist da ja auch noch die Band. Ich könnte mit meinen blöden Gefühlen einfach alles zerstören.
Wütend auf mich selbst sitze ich neben Thomas, der sich grade eines der Lieder fürs neue Album anhört. „Was gefällt dir denn besser?" reißt mich Thomas aus meinen Gedanken. „Äh, mir ist's egal, mit gefällt beides" antworte ich schnell, um ihn nicht merken zu lassen, dass ich gar nicht weiß, wovon er spricht. „Seit wann ist dir denn was egal?" lacht er „Dann nehmen wir diese Version, die ist die beste find ich" sagt er und schaltet die Musik wieder an. Er hat meine Stimme komplett verzerrt, so dass ich mich anhöre wie die Chipmunks. „Mensch Thomas, du bist so blöd!" schnauze ich ihn genervt an. Ich springe auf, ich will hier nur mehr weg. Weit weg von ihm – weit weg von meinem besten Freund, der mein Herz bis zum Hals schlagen lässt und mich komplett verrückt macht.
Thomas steht ebenfalls auf „Was ist denn nur los mit dir, Steff?" versucht er mich zu beruhigen und streckt mir seine Hände entgegen „Komm her und erzähl mir, was dir auf dem Herzen liegt" Am liebsten würde ich mich in seine Arme schmeißen, meinen Kopf an seine Brust legen und ihm alles erzählen. Aber das kann ich nicht und das werde ich auch niemals machen. Wütend funkle ich ihn an und gehe rückwärts von ihm weg. „Lass mich einfach in Ruhe. Mir ist das alles zu blöd!" schreie ich ihn an. Innerlich zerreißt es mir mein Herz, weil ich nicht so zu ihm sein will. Ich weiche immer mehr zurück, doch Thomas geht mir nach. Zu spät bemerke ich, dass ich mit dem Rücken an die Wand stoße. Thomas stellt sich dicht vor mich und legt seine Hände links und rechts von mir an die Wand, sodass ich nicht mehr davon komme. „So, gefangen!" sagt er „Jetzt entkommst du mir nicht mehr und erzählst mir endlich, was mit dir los ist, Frau Kloß!" Mir steigen die Tränen in die Augen – Tränen der Wut, Tränen der Verzweiflung, Tränen einfach wegen allem. Ich sehe zu Boden. „Ich will das alles nicht mehr" schluchze ich verzweifelt. „Was willst du nicht mehr?" fragt Thomas sofort. „Ich, äh, keine Ahnung" nuschle ich. Ich spüre seine Hand unter meinem Kinn, die meinen Kopf hochhebt. Er zwingt mich dazu, ihn anzusehen. „Dann sag mir wenigstens, was du willst – vielleicht weißt du das ja" flüstert er. Ich sehe in seine wunderschönen Augen und verliere mich komplett darin. Ich merke gar nicht, dass ich ihm immer näher komme, bis sich unsere Lippen berühren. Voller Leidenschaft küsse ich ihn. Alle Gefühle, die sich in den letzten Wochen in mir aufgestaut haben, drängen sich in diesem Kuss nach draußen. Plötzlich wird mir bewusst, was ich da gerade mache. Ich löse mich sofort von ihm und will mich an ihm vorbei drängen, um wegzulaufen. Ich habe alles kaputt gemacht. Verdammt! Wieso kann ich meine Gefühle nicht einfach für mich behalten? Doch Thomas hält mich fest. Er zieht mich zu sich zurück und sieht mir tief in die Augen „Ist es das, was du willst?" fragt er und spricht nach einer kurzen Pause weiter „Das will ich nämlich auch!" Ich kann meinen Ohren nicht trauen. Hat er das grade wirklich gesagt? Wie in Trance nicke ich nur als Antwort. Da zieht er mich noch näher an sich heran. Legt eine Hand an meine Wange und wischt mir mit dem Daumen die Tränen weg. Sanft legt er seine Lippen wieder auf meine und wir geben uns beide unseren Gefühlen hin.