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Jackies Sicht 

Endlich öffnete ich meine Augen wieder. Steve hatte mich in einen Fahrstuhl gesteckt. Aber er konnte auch nicht wissen, dass ich diese Dinger nicht ausstehen konnte. Die Panik stieg bereits, als er mir erzählte, dass wir zum Stark Tower gehen. Gab es keine Treppen oder sowas ? Am Ende hatte ich die Fahrt nicht wirklich bemerkt. Meine Gedanken waren immer noch bei den Bildern. Die Ruine des Wohnhauses, welches ich mein ganzes Leben zu Hause nennen durfte. Es war zerstört. So fühlte sich Peter wohl ebenfalls. Wie sehr ich ihn nun verstehen konnte. Das er trotzdem noch so positiv sein konnte war bewundernswert. 

,, Jackie, Liebes..." Ich sah zu May, die mich traurig an schmunzelte. Sie wusste wohl was vorgefallen war. Natasha musste es ihr erzählt haben, nachdem sie mit Steve telefoniert hatte. Wahrscheinlich war sie auch der Grund, weshalb ich nun hier war. Auch wenn ich noch nicht ganz verstanden hatte, woher Natasha seine Nummer hatte. Ich versuchte ein kleines Lächeln auf meine Lippen zu bringen, obwohl meine glasigen Augen das Gegenteil zeigten. 

Ohne weitere Worte zu verschwenden nahm mich Peters Tante in eine enge und mitleidige Umarmung. Es brach mir mein Herz. Ich wollte nicht, dass sie sich um mich kümmern musste. Wir kannten uns kaum, sie musste es nicht tun, weil ich eine Freundin von Peter war. Wieso musste ich immer der Grund sein, weshalb Menschen traurig waren. 

,, Danke, es geht schon", flüsterte ich May leise ins Ohr um meine brüchige Stimme zu verheimlichen. Wir entzogen uns der Umarmung. Sie sah mich weiterhin besorgt an.,, Kleines...du musst was durchmachen..." Erneut versuchte ich zu Lächeln und wischte mir sofort eine kleine, unbemerkbare Träne weg.,, Jackie, schön dich zu sehen", begrüßte mich Pepper, die mit ihrem Mann den Raum betrat. 

Tony sah mich schweigend an, nickte mir wissend und mitleidig zu, zeigte dies aber nicht. Es war mir immer wieder ein Rätsel was Pepper, die immer so gefühlsvoll war, mit einem gefühlskalten Mann, wie ihm anfangen konnte. Die beiden sahen sich in keiner Weise ähnlich.,, Du bist sicher ganz erschöpft, komm Schätzchen", weckte mich nun Tante May aus meinen Gedanken und nahm mich sanft mit sich. Mein Blick fiel leicht zu Steve rüber, der mir aber erneut zusprechend zunickte. 

Ich ließ mich leiten und setzte mich auf ein weißes Sofa. Die gesamte Situation war mir unangenehm. Den ganzen Menschen fremd, die sich nun um mich kümmerten, als wäre ich deren Tochter.,, Möchtest du einen Tee ?", fragte Pepper, die mir daraufhin eine Decke über den Rücken legte.,, Ich möchte keine Umstände machen-" ,, Jackie", unterbrach mich Steve streng. Er stand angespannt hinter mir, blickte mit großer Strenge auf mich hinab. 

Widerwillig antwortete ich auf Peppers Frage:,, Ein Tee wäre wohl keine schlechte Idee..." Sie nickte sofort freudig.,, Ich mache dir einen schönen Fencheltee." Damit verschwand sie für eine kurze Weile. Tante May hockte sich anschließend vor mich und sah meine dreckigen Hände an.,, Gott Liebes...was hast du angestellt ?" Ebenfalls verwirrt sah ich nun auch auf meine Handflächen. Sie waren aufgeschnitten, voller Schmutz, getrocknetem Blut und Ruß.

,, Oh", merkte ich verwirrt an.,, Ich muss wohl unvorsichtig gewesen sein." ,, Solltet ihr Kinder nicht eigentlich in der Schule bleiben ?", fragte Natasha, die uns zuvor nur zugehört hatte. Mein Blick fiel zu Boden.,, Mir war bewusst, dass ich durch das verstoßen der Aufforderung die möglichen Nachfolgen dafür tragen muss." Mein Blick fiel nun zu ihr.,, Und mir war bewusst, dass ich meine eigene Sicherheit dadurch auf's Spiel setzte." Steve seufzte leise und wuschelte mir durch die Haare.,, Wir sind einfach froh, dass es dir einiger Maßen gut geht..." 

Schließlich tauchte nun auch Pepper wieder auf und brachte eine dampfende Tasse mit sich.,, Achtung, ist noch etwas heiß", erklärte sie vorsichtig. Dankend nahm ich ihr die Teetasse ab und pustete den Inhalt bedacht. Die Stille hielt sich für mehrere Minuten. Keiner wusste ganz genau was zu sagen war. Sollte man mich belehren, sein Beileid aussprechen oder drüber überhaupt sprechen ? Keiner wusste wie damit umzugehen war. Ich stellte nach einer Zeit die Tasse auf den kleinen Tisch vor mir.

Das gleichtönige Zeichen des Fahrstuhles brach die Stille mit einem Schrecken. Ich zuckte leicht zusammen und sah wie die anderen zur Fahrstuhltür. Ich weitete meine Augen etwas, als ich bereits die braunen, verzottelten Haare erspähen konnte.,, Peter-", flüsterte ich und rappelte mich von der Couch auf. Er blickte zu mir, bemerkte wer ich war und weitete die Augen unmittelbar.,, Jackie..." 

Seine Schritte beschleunigten sich und so taten es meine. Je näher wir auf einander zugingen, je mehr verspürte ich einen Schmerz in meiner Brust. Das Verlangen danach einfach einzubrechen wurde stärker, nicht mehr weiter gerade zu stehen. Ohne weitere Worte schlang Peter seine Arme eng um mich. Fast als könnte ich jederzeit einfach verschwinden. Und so tat ich es ihm gleich. Erst jetzt bemerkte ich wie kalt mir hätte sein müssen. 

Die Wärme die Peter mir gab, verbreitete sich unmittelbar durch meinen ganzen Körper. Die Hand, die er zaghaft über meinen Rücken streichen ließ gab mir Ruhe. Ich war einfach erleichtert, dass er auf mich gehört und sich nicht in Gefahr begeben hatte. Meine Stärke bröckelte gleichzeitig. Aber es fühlte sich in Ordnung an. Als könnte ich meinen Stolz los- und meine Fassade fallen lassen. 

Ich ließ los. All die Schmerzen verwandelten sich in Tränen und flossen langsam über meine Wangen. Meine Beine trugen mich nicht mehr und klappten ein. Peter und ich sackten sanft zu Boden. Mir war es egal was gedacht wurde, es war mir alles egal. Meine Gedanken pochten auf dem Punkt, dass es nun okay war. Okay war zu weinen, okay war schwach zu sein. Denn ich hatte jemanden der mich beschützen würde. Denn ich hatte Peter.

,, Du bist solch eine Idiotin...", flüsterte er mir bröckelnd zu.,, Ich weiß", antwortete ich ebenfalls flüsternd und spürte, wie er mich näher an sich zog. Sein Herz raste, als wäre er die letzten 2 Stunden gesprintet. Er war nicht wütend, nicht im Entferntesten. All die Zeit war er besorgt, voller Angst und gleichzeitig erleichtert. Erleichtert mich wohl auf in seinen Armen halten zu können.,, Mach das nie wieder, verspreche es mir", schluchzte Peter in mein Ohr. 

,, Ich verspreche es", sprach ich ohne zögern leise aus. An Peters dunkel blauen T-Shirt verteilten sich die salzigen Tränen und so taten sie es an meiner Kleidung. Ich wusste nicht wie lange wir dort lagen und uns gegenseitig zu heulten. Es fühlte sich befreiend an. Als wäre ein schwerer Stein von meiner Brust gefallen, der mich all die Zeit nach unten zog.

Peter rappelte sich nach Ewigkeiten vom Boden auf und zog mich mit hoch. Er sah mich erleichtert Lächelnd an. Ich erwiderte seine Geste mit einem kleinen Schniefen dazu, worauf wir nur verweint kicherten. Die Erwachsenen sahen uns nur leicht Lächelnd an. Wir hatten ihre Anwesenheit ganz verdrängt gehabt. 

Es musste sicher ein witziger Anblick gewesen sein. Zwei heulende Teenager, die sich auf dem Boden um die Arme fielen.,, Ich würde euch beide ja ungerne Stören, aber es wird langsam spät", unterbrach Pepper Peter und meinen Augenkontakt zueinander.,, Wie wäre es, wenn ihr beiden davor duschen geht ? Ihr beide habt es denke ich nötig." May lachte bei den Worten.,, Komm Jackie, suchen wir dir ein paar Sachen zusammen." 

Ohne auf eine Antwort zu warten, zog mich Peters Tante mit sich aus den Raum. Vielleicht hatte ich es wirklich nötig. Als wir an einem Spiegel vorbei gingen, konnte ich mir einen kurzen Anblick von mir erhaschen. Meine Augen waren rot und angeschwollen, das Gleiche galt für meine Nase. Im gesamten Gesicht waren Rußflecke und Schrammen, von denen ich nicht wusste wie ich sie bekommen hatte. Es war wirklich Zeit zu duschen.

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Wir gehen auf Kapitel 40 zu. Freud mich, dass dir die Geschichte gefällt, wirklich. Das du noch da bist und das hier ließt bedeutet mir sehr viel. Und ja, ich zeige es nicht oft, aber mir ist deine Meinung wirklich wichtig. Habe einen schönen Tag, du hast es verdient. 

Du bist es wert einen schönen Tag zu haben c: 

Out of suit~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt