-51-

39 2 3
                                    

Jackies Sicht 

Mit schnellen Schritten zum Einwärmen, joggte ich ins Wohnzimmer. Es war schon so lange her, seitdem ich durch die Gegend gejagt bin. Das Gefühl von Spannung, Angst und gleichzeitig Freude, vermisste ich doch mehr als ich dachte. Die anderen saßen weiterhin im Wohnzimmer und unterhielten sich wahrscheinlich über belanglose Dinge. Peter sah zu mir rüber und stand schnell von seinem Platz auf.,, Ich komm auch mit, wenn das okay ist ?" Es klang eher nach einer Frage, als eine Aussage. Sein Lächeln, welches sich eher unsicher äußerte ließ mich bedenken.,, Geht es dir denn schon gut genug ?" 

Besorgt erklärte ich.,, Du musst dich doch noch ausruhen- zumindest bin ich mir da sicher." Peter sah mich unsicher an.,, Willst du mich nicht dabei haben ?" ,, Nein, das ist es nicht !", stotterte ich unwillkürlich.,, Aber, du bist doch nicht einfach wieder geheilt und-" Schließlich ging mir Natasha ruhig durchs Wort.,, Ihm geht es besser, mach dir keine Gedanken." Plötzlich lächelte sie wissend und fügte hinzu.,, Du bist doch da, falls es ihm schlechter geht. Mein Gesicht wurde heiß, sobald sie ein Zwinkern von sich gab. Ich wusste genau was sie damit andeuten wollte.,, Wenn du mithalten kannst, Peter", sprach ich schließlich und dreht mich von ihnen weg.

Ein Lächeln stieg mir über die Lippen, während ich zum Fahrstuhl ging. Es grauste mir bereits jetzt, erneut in dieses Ding zu steigen. Nur würde Peter, Natasha und Pietro dieses Mal da sein.,, Klar..", nuschelte der Braunhaarige und folgte mir in das Ding. Auch Nat kam dazu. Sie war eine bemerkenswerte Frau. Egal wann und wie, ich hatte immer das Gefühl, dass sie standhaft blieb. Oftmals war sie ernst, gleichzeitig auch so entspannt. Sie wusste, wann es richtig war zu reden, welche Wörter sie benutzen musste. Dazu talentiert. Ich hatte schon sehr oft gehört, dass sie eine gute Kämpferin war und für alles bereit war. Sie war einfach beeindruckend. 

Der Fahrstuhl fuhr runter und ich konnte nicht anders, als mich erneut an Peters Arm zu hängen. Die Enge trieb mich in den Wahnsinn. Die Anderen hingegen standen ruhig da, sahen friedlich aus dem Fenster, als würde es Alltag sein. Wie die Wände langsam auf mich zu rasten, in meinem Blickfeld alles verschwommen wurde. Ich würde mich wohl niemals an das Ding gewöhnen können. Ein Windzug und ein Ruck an meiner Hand, ließ mich aus dem Albtraum erwachen. Wir waren bereits unten angekommen und die Tür hatte sich geöffnet. Peter zog leicht an meiner Hand, welche sich vor Sekunden noch um seinem Arm gekrallt hatte. 

,, Kommst du ?" Ich nickte hastig und stolperte aus dem Fahrstuhl heraus. Pietro und Natasha wärmten sich mittlerweile gemütlich auf, während sie sich um die ungemütliche Hitze unterhielten. Kurz blickte ich in den prallen Sonnenschein und kniff meine Augen zusammen. Mit solch einer Hitze musste man bei so einem Hobby umgehen. Es war sogar besser als ein Regentag. Man würde schneller ausrutschen, was schwere Nachfolgen haben konnte. Knochenbrüche, Trauma, nur eine Prellung oder sogar den Tod. Mir schauderte es, wenn ich daran dachte, was bei dem riskanten Hobby passieren konnte. 

Aber der Adrenalin machte mich süchtig. Den Kick, den man bekam, wenn man von Haus zu Haus sprang, von Mauer zu Mauer kletterte und den tiefen Abgrund unter sich entdecken konnte. Das machte das Hobby für mich so unglaublich spannend.,, Also Jackie." Schnell sah ich zu den anderen hoch.,, Welche Strecke rennen wir ?", fragte Pietro gespannt.,, Oder rennen wir einfach spontan drauf los ?" Ich schüttelte den Kopf und dachte kurz nach.,, Viele Strecken sind für Anfänger geeignet oder für Leute, die sich erstmal an das ganze gewöhnen wollen-" 

Schnell sprach mir Pietro ins Wort.,, Wir nehmen das, was du für dich nehmen würdest." Verwundert und etwas überrascht, nickte ich. Normalerweise, war es wichtig sich erstmal an kleine Sachen heranzutasten. Es war verwunderlich, dass sie bereits solch ein Selbstbewusstsein aufgebaut hatten.,, Okay. Wir beginnen gleich hier, rüber zu dem Haus dort drüben", sagte ich und zeigte mit dem Finger auf ein Wohnhaus.,, Dort bis nach oben, durch das kaputte Fenster. Von dort aus über die Hausreihen zur Brücke. Das Ende ist am Park, nicht weit von der Brücke." 

Fragend sah ich in die Gesichter der drei. Keiner sah irgendwie eingeschüchtert aus. Zugegeben, sie hatten sicher vieles anders gemacht, was über meinem Mut hinaus geht. Aber keiner zeigte irgendeine Art von Furcht oder Bedenken.,, Es ist egal wer am Ende als erstes angekommen ist. Hauptsache du bleibst am Leben." Alle nickten verstehend und begaben sich in ihre Positionen. Es blieb mir im Gedächtnis, ihre sorglose Art, die mich doch so sehr an mich erinnerte. Insbesondere Pietro. Seine Art durch die Gegend zu hopsen und bereits jetzt seine Energie zu verbrauchen, erinnerte mich an mich selbst. 

Ein Lächeln ging mir über die Lippen, als ich schlussendlich das Zeichen gab.,, Und los !" Alle rannte voller Energie geladen los und suchte nach Möglichkeiten, sich auszupowern. In diesem Hobby ging es nicht nur darum, sein Leben aufs Spiel zu setzten, sondern so viel übersprungen zu haben, wie es ging. Egal was, es konnte ein Fahrradständer sein, ein Busch oder eine Bank. Mein Weg führte an einer Mauer entlang, welche ich hin und wieder mit meinen Füßen von mir stieß. Gleichauf mit Pietro übersprang ich daraufhin eine Bank und bog in das Häuschen ein. 

Die Tür wurde schon vor langer Zeit durch Randale kaputt gehauen, sie war nicht wirklich zum Schutz zu gebrauchen. Der Vermieter des Wohnhauses kümmerte sich anscheinend eher weniger um diese Tür und hatte sie nicht ersetzten lassen. Das nahm ich zu meinem Vorteil und sprang die Treppen entlang. Pietro rannte die Treppen nur hoch und stieß sich nur an der Wand ab. Mir fiel schnell auf, dass er mit Absicht langsamer rannte. Wanda hatte mir bereits erzählt, dass seine Stärke die Schnelligkeit war. 

Er sollte, nach ihren Aussagen schneller als Tonwellen rennen können. Und es konnte unmöglich sein, dass ich genauso schnell rannte. Das zersprungene Fenster tauchte auf, welches durch ein Unwetter zerstört wurde. Die Tür zum Dach war immer verschlossen, weshalb man das Fenster als Einstieg benutzen musste. Ich hüpfte auf das Geländer und sprang gleich darauf dadurch. Dabei wunderte ich mich, wo eigentlich Nat und Peter geblieben waren. Wahrscheinlich schon im Treppenhaus, da ich sie von oben nicht finden konnte.

Pietro sauste an mir vorbei und ließ mich aufschrecken. Schnell bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen, während sich meine Beine erneut in Bewegung setzen. Das nächste Dach des Hauses war bereits zu erkennen, auf welchem Pietro eine Wand hinauf kletterte. Ich sprang ohne Mühen zum nächsten Haus und überholte Pietro nur knapp an der Mauer. Weiter stürmten wir über die Häuser und lieferten uns einen reinsten Kampf. 

Plötzlich stieß Pietro gegen mich, während er seine Schnelligkeit vollkommen einsetzen wollte und raste davon. Das war jedoch das kleinste Problem. Ich verlor mein Gleichgewicht am Rande des Hauses. Panik stieg in mir aus und es fühlte sich an, als würde alles plötzlich in Zeitlupe vergehen. Es gab keinen Ausweg. Ich kannte diese Strecke gut und wusste, dass es nichts zum Festhalten gab. Der Schritt in den Tod war gemacht und ich müsste nur noch Sekunden warten, bis ich den Boden zu spüren bekam. 

Aber egal wie lange ich wartete, es gab keinen Aufprall. Egal wie lange ich wartete, bis ich den ersten Engel sah, konnte ich keinen entdecken. Langsam öffnete ich meine Augen. Peter hatte mich fest im Griff und zog mich mit Mühen zu sich hoch. Sein Gesicht strahlte Erleichterung aus.,, Peter ?" Ohne mich zu Versehen war ich bereits fest in seinem Arm.,, Alles in Ordnung ? Geht es dir gut ?" Ich machte keine Mühen mich zu befreien, das wollte ich nicht. Stattdessen nahm ich Peter fest in den Arm und lachte zitterig.,, Jetzt schon...danke Peter." 

Für einen Moment war es Ruhig. Der Wind pfiff durch die Ohren, die Autos im Hintergrund fuhren und es war unser Moment.,, Ich kann das nicht.." Verwirrt sah ich zu Peter hoch, welcher mich mit frustrierten Augen betrachte.,, Was ?" Peter seufzte und blickte verzweifelt in meine Augen.,, So tun als wärst du für mich nur eine Freundin." Meine Verwirrung war mir ins Gesicht geschrieben. Was meinte Peter damit. Noch nie hatte ich ihn so verzweifelt gesehen, wie er es jetzt zeigte.,, Ich denke an dich die ganze Zeit." Er atmete tief durch.,, Denkst du auch an mich...?" 

___________________________________________________________________________

Sooooo

Jetzt ist auch endlich mal ein Kapitel wieder online. Sorry, bin momentan im Urlaub und habe nicht viel Zeit zu schreiben. Wird bald besser. Bye

Out of suit~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt