7

234 22 5
                                    

📍Jungkook

An der Frage ist mir schon klar, dass Taehyung nicht besonders viel von mir hält. Aber warum nicht? Warum magst du mich nicht?

Ich würde es nie vor ihm zugeben, aber es stört mich ungemein. Als würde er meine Bemühungen immer zu jedem nett und freundlich zu sein, zerschmettern und nichtig machen. Eine Vase von seinem Regal stoßen, so kinderleicht.

„Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht mag", wendet er ein.
„Gesten sprechen bekanntlich mehr als Worte."

„Bist du immer so komisch drauf?"

Komisch. Drauf? Ich will ihm sagen, dass er doch derjenige ist, der mich ignoriert und abblitzen lässt, doch dann fällt mein Blick auf die Schläuche in seinem Gesicht und mit einem Mal ist mir unwohl.

Das Leiden in meinem Gesicht kann ich kaum unterdrücken.

Du, ich mag keine Leute, die nur an mir kleben, weil sie Mitleid mit mir haben.", sagt er auf einmal, weniger kalt als zuvor, sondern mit einer unbekannten Gefühlsregung in seiner Stimme.

Vielleicht ist genau das mein Problem. Ich behandle ihn wie eine Porzellanfigur, weil ich ihn gesehen habe, bei ihm zuhause.

Aber ich will ihm beweisen, dass es nicht so ist. Ich bin nicht oberflächlich, nein. Und das wirst du noch sehen, Taehyung.

„Ich finde dich interessant", sage ich. Um mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, schnappe ich mir einen Lebkuchen und beiße ab.

„Du kennst mich gar nicht."
„Aber ich kenne deinen Bruder und er hat mir nie von dir erzählt. Komisch, nicht?"

Taehyung bleibt ruhig. Das macht er so oft, ruhig bleiben. Als wäre die Stille eine Antwort.

„Geh mit mir auf den Weihnachtsmarkt. Wenn du es nicht eilig hast und mich nicht nicht-magst, sollte es doch kein Problem sein." Es klingt wie eine Herausforderung, die er zu überdenken scheint. Er schaut mich lange unschlüssig an. Es ist, als könnte ich die Zahnräder in seinem Kopf drehen sehen.

„Ok." Nur ein ok, wie die jas. Keine Frage, warum ich da ausgerechnet hinwill. Weil ich Weihnachten mag. Und weil heute Freitagabend ist und ich sonst keine Zeit habe.
„Wie lange musst du hier noch sitzen?", frage ich.
„Vier Minuten."
„Dann bleibe ich solange bei dir."

Taehyung ist still. Ich würde sagen ungewohnt still, jedoch ist es nicht ungewohnt. Er ist immer so. Ruhig und abwesend, von mal zu mal gibt er Kommentare ab, die nicht gerade vor Nettigkeit strotzen. Und doch, mag ich ihn irgendwie. „Erzähl mir was über dich", sage ich.

„Ich habe den Lebkuchen nicht selber gebacken."

Ich habe auf etwas persönlicheres gehofft, aber damit muss ich mich wohl zufrieden geben.
„Das hätte ich auch nicht gedacht", entgegne ich.

„Kannst du backen?"

Eine Frage. Hätte er sie nicht so belanglos gestellt, hätte ich gedacht, dass er aufgetaut ist, zumindest ein paar zehntel Grade. „Ich-..." Plötzlich verhaspele ich mich. Taehyung könnte jetzt denken, ungewohnt für Jungkook. Aber das denkt er nicht, er macht sich keine Gedanken über mich. „-...weiß nicht. Nur mit Backmischung", antworte ich.

„Ist das dann überhaupt noch backen?"
„Was passiert denn sonst im Ofen?"

Er lacht. Nur ganz leicht. Es ist kaum mehr als ein in-sich-hinein-Schmunzeln. Und dennoch. Ich habe ihn noch nie in echt lächeln sehen. Es ist schön.

Er sieht auf seine Uhr. „Es ist halb", sagt er.
„Dann lass uns gehen."

Ich schnappe mir meine Jacke und meinen Rucksack aus einer Ecke der Aula und wir gehen raus in den kühlen Abend. Taehyung schließt gleich seinen Mantel und mummt sich in seinen Schal ein. An der Busstation in Richtung Stadtzentrum machen wir halt.

Hitze | VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt