📍Taehyung
„Du und Jungkook seid echt gut befreundet."
Nachdem ich die Tür geschlossen habe, drehe ich mich zu Seungmin um. Irgendwas stört mich daran, wie er das gut betont. Wie seine Stimme dabei hochgeht, als würde er es äußerst brisant finden. Aber da gibt es nichts zum brisant Finden.
„Echt gut würde ich jetzt nicht sagen. Ich kenne ihn noch nicht so lange." Genauso wie dich, aber ich spreche es nicht aus. Vielleicht würde es ihn kränken, oder so. Ich habe wirklich gerne Freunde wie Seungmin, - Unkompliziert. Nicht immer alles wissen wollend. Das Gegenteil von Jungkook, kommt es mir in den Sinn.
Ich tue es mit einem nervösen Lacher ab, der zum Kotzen unnatürlich wirkt. Scheiße.
Mein Zimmergenosse schmeißt sich auf sein Bett. Unbekümmert holt er sein Handy hervor, die andere Hand legt er sich unter den Kopf und ich sehe seine Armmuskeln, die er sich bei den vielen Trainingsstunden antrainiert haben muss, unter dem Ärmel seines hellen Langarmshirts hervorstechen.
Ich fühle mich wie angewurzelt. Nicht, dass mir vor Seungmins Attraktivität die Wörter im Hals steckenbleiben. Nein, es ist nur, dass ich mich von einen auf den anderen Moment in mein Bett zurückgeworfen fühle. Wortwörtlich. Und es waren Eriks Arme, die mich festhielten. Und es war er, der mit mir Dinge getan hat, die ich aus meinem Verstand ausbrannte, wie in der Zeit vor Smartphones einen alten schmerzhaften Brief, den man vergessen will. Nur Funken sind noch über und die lodernde Glut meines Hasses. Vereinzelte Momente. Für eine Sekunde höre ich mich schreien, treten und weinen. Und für einen winzig kleinen Moment, tut mir alles unterhalb der Hüfte weh. Und wieder. Und wieder. Der Schmerz kommt immer wieder.
Ich schlucke. Angstschweiß bildet sich auf meiner Stirn, während ich noch immer rührungslos inmitten des kleinen Zweibett-Zimmers stehe.
Warum denke ich jetzt daran?
Weil Gedanken sich nicht aussuchen, wann sie wiederkehren.
Der Bildschirm von Seungmins Handy erleuchtet sein Gesicht in einem bläulichen weiß. „Irgendwie ist es wie er dich ansieht. Ich weiß nicht, aber ich glaube, du bist ihm wichtig. Zumindest sehe ich das so", murmelt er ohne aufzusehen.
„Freunde sind aneinander doch wichtig", rechtfertige ich. Jungkook ist nur mein Freund. Wenn nicht sogar nur ein einfacher Klassenkamerad. Dass ich bei ihm übernachtet habe, bedeutet rein gar nichts. Es war nett. Eine freundliche Geste von einem mir zum Hals heraushängend überfreundlichen Menschen.
„Ja, aber eben nicht so. Versteh mich nicht falsch, aber manchmal seht ihr schon ein bisschen aus wie ein Pärchen. Aber halt nicht von dir aus, es ist er."
Mir bleibt die Luft weg. Pärchen. Der Begriff ist so... schnulzig? Und völlig unpassend.
„Er?"
„Er kommt extra her und erkundigt sich, ob es dir gutgeht. Ahh, genau! An dem einen Tag, hab ich euch nämlich zusammen auf dem Weihnachtsmarkt gesehen", er sieht kurz auf, ohne mich wirklich anzuschauen, - „Seitdem hab ich da so ein Auge drauf. Ich war mit meinem Bruder da und da standet ihr dann unter dem Weihnachtsbaum. Unter einem Mistelzweig, genau, das war's."
Ich bewege mich langsam zu meinem Bett, bevor mir das Stillstehen zu unangenehm wird. Als ich die Treppe hochlatsche, fasst mich wieder der Mut Einwände einzulegen. „Wir standen da nur. Und warum beobachtest du uns überhaupt?"
„Man, ich meinte das doch nur aus Spaß." Ich bin fast erleichtert, da... „Also das mit dem Beobachten, versteht sich. Ich bin nämlich kein Stalker, aber ein Auge für die Liebe habe ich schon."
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Hitze | Vkook
FanficLuft, Sauerstoff, Co2 - etwas, das jeder Mensch zum Leben braucht. Taehyung fehlt es, denn er ist krank. Kalt - Das ist das Erste, was Jungkook über seinen neuen Mitschüler denkt. Der aufgeschlossene neunzehnjährige ist fasziniert von ihm, nicht zu...