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📍Taehyung

Ich öffne meine Augen. Jungkook ist weg. Ich muss eingeschlafen sein. Wie, habe ich gar nicht bemerkt. Irgendwann war da nur etwas warmes, hartes, auf das mein Kopf fiel. Jungkooks Schulter; ich hätte ihn erst gar nicht neben mich lassen dürfen. Wie unangenehm.

18:24 zeigt die Uhr neben meinem Bett an.

Unten höre ich, wie jemand die Haustür aufschließt. Unsere Eltern sind die ganze Woche bei Verwandten, deshalb kann es nur Erik sein.

Erik.

Ich kann es gar nicht vermeiden in Panik zu verfallen und stehe hektisch auf, um das Sauerstoffgerät umzustecken und mit dem Kleinen in das Bad zu laufen. Hinter mir schließe ich ab. Würde ich es nur öfter so schnell hier reinschaffen, wäre es vielleicht gestern gar nicht so ausgegangen. Doch wann ist er schon nicht in unmittelbarer Nähe, im Zimmer direkt vor meinem?

Als ich mich Rückwärts gegen die Tür lehne, schwirrt mein Kopf noch immer von den Stunden ohne genügend Atmungsaktivität. Die Handgelenke tun mir furchtbar weh; nicht, dass die Haut brennt, es ist vielmehr ein Phantomschmerz, der mich an die vergangene Nacht erinnert.

An meine Wehrlosigkeit,
an seine Griffe.

Seine Schritte auf der Treppe werden lauter, dann die Glastür zum Flur und er befindet sich direkt vor mir. Ich kauere mich auf dem Boden zusammen, bilde mit meinem Körper ein kleines Packet.

Er zieht weiter.

Einen erleichterten Aufatmer, kann ich mir nicht verkneifen. Wäre es nur immer so, schießt es erneut durch meinen Kopf. Vor Angst kann ich kaum klar denken.

„Taehyung?", ruft er nach einiger Zeit. Etwas prallt auf den Boden; seine Tasche.

„Warum hast du was mit Jungkook zutun?" Jungkook? Hat er ihm erzählt, dass er hier war? Ich hätte ihm irgendwas sagen müssen, was das verhindert. Irgendwas, nur nicht, was wirklich los ist.

Er bewegt sich, wahrscheinlich in mein Zimmer, wo sollte ich denn sonst auch sein?

„Taehyung!"

Das Aufkommen seiner Füße auf den Boden wird lauter. Mit einem Mal klopft er wuchtig an der Badezimmertür. Erst sachte, dann immer heftiger. „Taehyung, komm da raus!"

Mein Puls steigt.

„Komm da endlich raus, verdammt!"

Und wird unerträglich schnell.

„Hör auf!", schreie ich und halte mir die Ohren zu. Ich muss mich auf meine Atmung konzentrieren, aber bei dem ständigen Klopfen, kann ich es nicht.

Meine Lunge verkrampft sich, ich kriege Atemnot. Langsam stehe ich auf und stütze mich am Waschbecken ab. Mir ist schwummrig. Winzig kleine Fünkchen sprühen vor meinen Augen. Ich brauche einen Inhalator, eine Kochsalzlösung, fünf Minuten Ruhe, irgendwas.

„Ich kann nicht mehr-... atmen", sage ich halblaut.

Auf einmal wird es still.

Beschwerlich versuche ich den Sauerstoff aus der Luft zu zerren.

„Warte, Taehyung, ich helfe dir."

Ich muss mich daran erinnern wie Erik war, bevor das losging. Er war mein großer Bruder, der immer für mich da war. Zwar nie mit mir spielte, doch wenn ich Hilfe brauchte und unsere Eltern nicht da waren, war er zu Stelle. Seine Stimme klang dann genauso ruhig wie jetzt.

Hitze | VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt