📍Jungkook
„Warum habe ich dich noch nie in dieser Stadt gesehen?"
Ein schwarzhaariger junger Mann steht dort und in seinen Armen hält er Tae. Meinen Tae. Sie schlingen sich von hinten um seinen Torso, während Tae einen Becher in der Hand hält und einen Schluck trinkt.
Ich bleibe vor den beiden stehen. Der Schwarzhaarige schaut mich gleich an, doch Tae hält seinen Kopf gesenkt. „Ist etwas?", fragt mich der Unbekannte. Er deutet nichtmal an, seine Arme von ihm zu nehmen.
„Tae?", sage ich. Er sieht auf. Seine Augen sehen leer aus. Er wirkt nichtmal wie der Tae, den ich kenne.
„Kennt ihr beiden euch?", fragt der schwarzhaarige.
„Ja", antwortet Tae und löst den Arm des Fremden von sich. „Das reicht. Ich habe keine Lust mehr."Tae tritt aus der Küche.
„Jetzt wird das nichts mehr", sagt einer der anderen Jungen in der Küche zu dem Schwarzhaarigen.
Ich folge Tae rasch und finde ihn wenige Meter von der Küche entfernt. „Tae!", rufe ich, doch er dreht sich nicht um. Mit dem Becher begibt er sich in den Flur und gibt der Tür einen Schwung, sodass sie fast in ihr Schloss fällt. Durch den Türspalt sehe ich nur, dass er noch einen Schluck trinkt.
Ich reiße die Tür auf und sehe ihn die Treppe hinauf verschwinden. „Tae!" Auf der Hälfte der Stufen hole ich ihn ein und fasse ihm an die Schulter. „Tae."
„Lass mich in Ruhe, Jungkook." Er schüttelt meinen Arm ab.
Perplex schüttle ich den Kopf. „Was redest du da?"
Er nippt wieder am Becher, als er sich in einen Raum begibt. Die Tür stößt er auch diesmal hinter sich zu.Langsam werde ich sauer. Ich öffne die Tür und gehe ihm hinterher. Es ist ein großes Gästeschlafzimmer.
Ich hole Tae ein und halte sein Handgelenk mit dem Becher fest. Gezwungenermaßen sieht er mich an. Seine Wangen sind gerötet. „Ist das Alkohol?", sage ich laut.
Er antwortet nicht. Stattdessen starrt er mich an.
Ich rieche an dem Becher. Vodka-Cola oder eine ähnliche Mische, doch das spielt keine Rolle.
„Warum trinkst du?", frage ich. Ich will weiterhin wütend sein, es zum Ausdruck bringen, ihn nun anschreien, dass sein Verhalten dem eines 5-jährigen Kindes gleicht und ich ihn nie für so blöd gehalten hätte. Doch so wie seine Augen auf meinen ruhen, kann ich das nicht.Er wirkt verwirrt, als könne er meinen Blick gar nicht richtig greifen. Es erinnert mich daran, als wir uns das erste Mal sahen. Er, der in seinem Bett lag und ich, der seinem Anblick von der ersten Sekunde an unterworfen war.
„Warum kümmerst du dich um mich!", sagt er plötzlich laut. „Hör auf dich um mich zu kümmern oder ich fange verdammt nochmal an, das selbst zu tun!"
„Tae?" Ich lockere meinen Griff und wandere mit meiner Hand herauf, sodass sie sich an seine legt. „Was ist los?", sage ich sanft.
Tae stellt den Becher auf dem Boden ab. Alles passiert so rasend, dass ich kaum mitbekomme, wie er sich auf seine Zehenspitzen stellt, denn das Nächste, was ich vernehme, ist wie er meinen Kopf greift und seine Lippen meine berühren. Oh mein Gott, ich merke erst jetzt, wie sehr es mich danach sehnte, seine weichen Lippen zu küssen. Aber, das ist nicht richtig. Warum fühlte es sich bisher immer so an, wenn wir uns küssten?
Ich spüre wie Tae mit den Händen von meinem Kopf ablässt. Stattdessen zupft er an dem Saum meines Pullovers, bis er seine Hand dadrunter schiebt und meinen Bauch mit seinen Fingerspitzen hochfährt. Seine zweite folgt gleich. Ich spüre wie mir wärmer wird. Und wärmer. Und ich schmecke den Zucker der Cola an seinen Lippen und rieche seinen alkoholisierten Atem.
Er löst sich von meinen Lippen, nur um sie keine Millimeter von mir zu entfernen, bis sie mein Ohrläppchen streifen.
„Schlaf mit mir", flüstert er.
Ich denke fast mich zu verhören, da presst er seine Lippen wieder auf meine und zieht mich an meinen Seiten in Richtung des Bettes. Etwas ungeschickt setzt er sich auf die Matratze und hieft seine Beine auf sie, ohne unsere Verbindung zu lösen. Ich gleite mit ihm auf das Bett, so wie er mich mit den Armen unter meinem Oberteil in seinen Fängen hat, bis er daliegt und ich mich über ihm mit den Händen aufhalten kann, die sich an den Seiten seiner Schultern in die Matratze stützen.
„Tae, ich werde nicht—"
Er zieht sich sein Oberteil aus. Er tut es einfach so, als hätte er bisher nicht immer ein großes Geheimnis daraus gemacht, wie zugerichtet er doch aussieht. Und er tut es auch heute, nur ist es schlimmer. Viel schlimmer: rote Linien schlingen sich um seinen Hals, wie wenn man sich die Haut aufratscht. Ihre Dicke macht sie unausweichlich. Außerdem hat Tae an Gewicht verloren. Seine Arme sind dünn, seine Schultern haben an Substanz verloren und sind unförmig und eckig. Auf seinen Rippen sind blaue Flecken, manche haben einen violetten Schimmer, andere sind grünlich und groß. Schockiert sehe ich ihn an - seine Trunkenheit muss den Scham bezüglich seiner Zurichtungen bis auf ein Minimum dämmen - da bewegt er sich hoch, umgreift meine Schultern und verschließt unsere Münder miteinander. Er tut es leidenschaftlich, als wäre ich der einzig andere Mensch auf der Welt.Tae öffnet seinen Mund und seine Zungenspitze stößt an meine Lippen und dann an meine eigene. Ich habe ihn noch nie so geküsst.
„Das ist nicht—", hauche ich. Ich vernehme sein wohliges Stöhnen, spüre die Spitzen seiner Haare, die meine Stirn berühren. Eine seiner Hände löst sich und ich fühle sie einen Moment später an meinem Schritt.
Ich ziehe meinen Kopf zurück. Seine Handinnenfläche legt sich an meinen unteren Bauch und gleitet in meine Hose. Rasch halte ich seinen Unterarm fest. „Was machst du da?", frage ich.
Er sieht mich an. Seine Brust bewegt sich merklich auf und ab. Ich setze mich neben seinen Beinen auf die Decke und er stützt sich auf. „Du bist nur noch nicht in der Stimmung", murmelt er. Er bewegt sich nah vor mich und tastet mit seinen zarten Fingern an meinem Gürtel herum.
„Hör auf damit."
Er öffnet meine Gürtelschnalle. Sachte lege ich meine Hände an seine.
„Ich kann das für dich machen", sagt er. Er fummelt am dem Knopf und dem Reisverschluss. „Ich kann machen, dass du es willst." Mit seinem Kopf nähert er sich an meinen Schritt.Ich greife seine Handgelenke und er sieht auf. „Hörst du mir überhaupt zu?", frage ich. „Was ist nur los mit dir?"
„Lass mich einfach." Er versucht meinen Griff zu lösen, indem er eine Hand zur anderen bewegt und meine Finger heben will. „Du brauchst nur einen Moment", stammelt er.Er scheint zu realisieren, dass er nicht loskommt, denn er stößt einen leidenden Schrei aus. Nicht laut, er ist eher wie ein Jammerlaut und kratzig. Auf einmal füllen Tränen seine Augen. „Bitte Jungkook, b-bitte."
Ich beobachte ihn, unsicher, was ich da gerade vor mir habe. Ich löse meinen Griff und seine Hände sinken auf das Bettlaken.
„Was ist passiert, Tae?", frage ich sanftmütig. Ich streiche ihm eine Strähne von der Stirn.
Als wäre das der Punkt, an dem er zusammenbricht, beginnt er zu weinen. Es ist hilflos, laut und unschön. Ich ziehe seinen Kopf an meine Brust und er schlüpft mit seinen Armen unter meine und krallt sich in den Stoff des Rückens meines Oberteils.„I-Ich kann nicht mehr", wispert er. Sein Kopf drückt sich enger an meine Brust „Bitte sei für immer da, Jungkook. B-Bitte geh niemals weg. Verlass mich nicht."
Meine Brust zieht. Die ehrliche Wahrheit. Ich kann auf sie warten. Für dich. Ich tue es für dich, Tae. Und ich werde nicht nachfragen. Nicht wissen wollen, warum du so dürr bist und weshalb dein Körper mit Flecken übersäht ist. Ganz gleich wie wirr unsere Begegnung heute war. Ich werde nicht fragen.
„Ich werde immer da sein."
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Hitze | Vkook
FanficLuft, Sauerstoff, Co2 - etwas, das jeder Mensch zum Leben braucht. Taehyung fehlt es, denn er ist krank. Kalt - Das ist das Erste, was Jungkook über seinen neuen Mitschüler denkt. Der aufgeschlossene neunzehnjährige ist fasziniert von ihm, nicht zu...