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📍Taehyung

Ich will Jungkook auch noch nach Minuten des Stillsitzens wegstoßen, ihm sagen, dass er nicht versteht, wie es ist herauszustechen und es nicht zu wollen. Aber ich habe mich lange nicht mehr so warm gefühlt, wie nun mit ihm in diesem Innenhof.

Plötzlich schmunzelt er. Er löst seine Hand und reibt sich das Gesicht.
„Was ist?", frage ich.
„Ich finde nur witzig, dass ich dich nichtmal eine Woche kenne und dich schon so gern habe."

Gern. Er hat mich gern. Es fühlt sich falsch an, dieses Gernhaben.
„Du kennst mich doch kaum", sage ich.
„Du mich auch nicht und trotzdem hast du schon am ersten Tag entschlossen mich nicht zu mögen."

Ich habe es nicht entschlossen. Ich musste es tun.
„Willst du weiter darauf herumreiten?", zische ich.
„Nein", entgegnet er perplex. „Aber ich bin nicht der einzige von uns beiden, der sich zu schnell ein Bild vom anderen macht."
„Und deines besteht daraus, dass ich unergründlich bin?"
„So meinte ich das nicht. Warum bist du auf einmal so wütend?"

Weil ich niemanden an mich ranlasse. Weil du es gerade fast geschafft hast und ich so blöd war, es vorerst gar nicht zu merken. „Ich weiß nicht." Und ich schon wieder aufrichtig bin, wegen dir. Dir mein ganzes Leid mitteilen will, dass ich schon in einem dreckigen Hinterhof weine. „Ich glaube einfach nicht, dass ich jemand bin, mit dem du befreundet sein willst."
Ich glaube, ich kann mir meine Freunde selbst aussuchen."
„Aber vielleicht ist das nicht richtig."
„Taehyung, du redest wirres Zeug, weil du gerade-..."

„Scheiße, ich habe eine chronische Erbkrankheit, verstehst du das nicht?", dröhne ich. Ich muss mich zusammenreißen ihn nicht nochmal anzuschreien.

Betulich sieht er mich an, nicht-wissend, was er machen soll. „Chronisch?", wispert er vor sich hin. „Tae, du musst mich nicht deswegen von dir wegstoßen." Tae. Ein Spitzname. Mein Herz macht einen Satz. „Aber vielleicht willst du mich deswegen von dir wegstoßen, verstehe."

Er steht auf. Mit einem Mal sehnt es mich wieder nach seiner Hand. Nach der Sanftheit in ihr. Aber es ist besser so.

„Ich sollte wieder reingehen", sagt er. „Und du auch."

Ich folge ihm also hinein. Meine Schritte sind kraftlos, irgendwie beschwerlicher als sonst und als ich wieder am Tisch sitze, ist mir jeglicher Appetit vergangen.

...

Es ist erst zuhause, dass ich mich völlig wohlfühle. Weg von Jungkook. Weg von seinem ich will meine Zeit nicht verschwenden. Seine Stimme hängt mir dabei klar im Ohr.

Während ich an meinem Tee schlürfe und gemütlich unter einer Decke im Wohnzimmersessel sitze, fühle ich noch immer die Wärme in mir, die seitdem Jungkook mich berührte nicht verloschen ist. Meine Füße und Hände, von Zehen bis Fingerspitzen sind allesamt wohlig temperiert. Mein Vater wirft gerade neues Feuerholz in den Kamin, der für einen Moment hinter dem Glas qualmend Rauch spukt.

Wärme: ist sie gut oder macht sie mir zu viel Angst, um dieses Gefühl hervorzurufen?

„Taehyung, inhalieren?", ruft mir meine Mutter aus der Küche zu. Sie fragt mich, dabei höre ich bereits den Wasserkocher köcheln.

„Ja!"

Ein fremder Enthusiasmus füllt meine Stimme, und mich. Tae, kommt es mir in den Kopf. Tae. Niemand nennt mich so.

...

Der Sonntag fühlt sich im Vergleich zu den ereignisreichen letzten Tagen leer an.

Ich schlafe aus, brunche allein mit meinen Eltern, da Erik beim Training ist.
„Du verstehst dich auch mit Jungkook, oder?", fragt mich meine Mutter. Ich weiß nicht, ob man das nach gestern noch von uns behaupten kann, oder es je konnte. Jungkook, mein Rücken kribbelt, wenn ich an ihn denke.
„Ja, wir haben Bio gemeinsam."

Hitze | VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt