📍Jungkook
Das geht dich nichts an Jungkook.
Das geht dich nichts an Jungkook.Ich wiederhole den Satz noch ein dutzend Mal in meinem Kopf, bevor ich entscheide all meine Bemühungen des Zusammenreißens in die Mülltonne zu kloppen.
„Hast du etwas anderes außer Beruhigungsmittel genommen?"
Ich rede bewusst mit gesenkter Stimme, damit die Schulkrankenschwester aus dem Nebenzimmer nichts hört. Vor mir werden Taehyungs Augen empört groß. „Natürlich nicht, nein", flüstert er.
Ich will mich fast entschuldigen, aber war meine Frage denn nicht berechtigt? Ich kenne dich doch eigentlich kaum, Tae. Wer weiß, was du Montagabend alles so treibst.
Sie kommt wieder. Tae sieht mich noch immer wütend an. „Kannst du das nehmen? Ja?", fragt sie und drückt mir ein feuchtes Tuch in die Hand. Perplex schaue ich zu ihr hoch. „Nebenan haben wir einen schlimmen Fall von Schwänzeritis. Darum muss ich mich eben kümmern."
„Eine fatale Krankheit", bemerke ich und lächle ironisch. „Ich wünsche Ihnen Glück."
„Danke."
Sie erwidert es und verschwindet.Ich wende mich Tae zu. „Wie machst du das?", fragt er.
„Mache ich was?"
„Dass dich alle mögen."
Ich schüttle den Kopf. Es gibt jetzt wirklich wichtigeres. Dich zum Beispiel, du bist gerade wichtig. „Darf ich?", frage ich und deute auf seinen vollgesogenen Pullover. Es ist nur eine Höflichkeit, denn schließlich muss ich an seine Haut.
„Ich will nicht, dass du das siehst."
Ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht genervt zu Stöhnen. „Das hatten wir doch schon, vergessen?"
Sein Gesicht zeigt ein großes Fragezeichen.
„Na im Hinterhof. Ich hab' dich schon Weinen sehen, viel schlimmer kann es nicht werden", sage ich.Eine Antwort bleibt aus. So langsam platzt mir wirklich der Kragen. „Du hast eh keine andere Wahl. Ich oder die Schwester." Ich nicke zum offenen Türspalt.
„Ich will das wirklich nicht", besteht er.
„Stell dich nicht so an Tae, dein Oberkörper interessiert keinen."Es ist nicht, dass ich es gerne mit Gewalt versuche. Aber wenn er mich schon nicht ranlässt, dann wird er das bei der Schulschwester erst Recht nicht tun. Und was dann passiert, weiß ich nicht.
Abrupt nehme ich den Saum seines Pullovers und will ihn hochzerren, da legt er seine Hände an meine. Ich sehe ihm in die Augen, so wie ich vor ihm vor diesem bescheuertem Krankenbett hocke, will ich doch einfach nur, dass ich ihn nie wieder in einem sehen muss.
Allmählich lösen sich seine Hände. Den Blickkontakt zwischen uns hält er aufrecht, wie eine Warnung oder ein Vertrauenszeichen. Für einen Moment geschieht alles in Zeitlupe und ich spüre wie er unruhiger atmet.
Die Stille zwischen uns hat etwas Ernsthaftes, das mir Angst bereitet. Den Stoff zirpe ich äußerst nachsichtig hoch, da sehe ich ein Stück Haut und mehr. Weitere blaue Flecken und klitzekleine Hautfetzen, die die Oberfläche uneben machen, tummeln sich auf Taehyungs Seite. Weiter oben finde ich dann die Blutung, die gar nicht so schlimm aussieht, wie ich gedacht habe.
Ich sehe kurz zu ihm hoch. Sein Ausdruck zeigt eine Mischung aus Angst und Drohen. Sag ja nichts, lese ich dem ab. Ich kann seine Stimme sogar in meinem Kopf hören, so deutlich ist es.
Ich ziehe den Pullover wieder ein wenig nach unten und richte ihn so her, das nur die Verletzung zu sehen ist. Als ich mit dem feuchten Tuch drauftupfen will, zuckt er zusammen, lässt mich dann aber.
„Tut das weh?", frage ich.
„Ein bisschen. Da ist Desinfektionsmittel drin."
Das habe ich auch schon gerochen.Das ist schon das Zweite Mal, dass er blaue Flecken hat. Das zweite Mal, dass ich es sehe. Was, wenn es schon viel öfter passiert ist?
Doch was ist dieses es? Beraubt, bestohlen, auf dem Weg zur Schule von irgendeiner Bande attackiert? „Denk nicht so einen Quatsch", murmle ich mir selbst zu.
„Hmm?"
„Ach nichts."Taehyung, der Junge mit dem perfekten Haus und der perfekten Familie; warum solltest du das aufs Spiel setzen? Ich will es wissen, also warum lässt du mich nicht an deinen Gedanken teilhaben?
Ich bin auf einmal wütend und weiß gar nicht wieso.
Die Krankenschwester kommt und klebt ihm ein großes Pflaster über sein Becken. Auf die Frage, was er gemacht hätte, antwortet er nur: „Gestoßen, a-am Treppengeländer."
Kritisch beobachte ich ihn, während er noch einige Formulare ausfüllen muss. Immer wieder wirft er mir Blicke zu, sein Gesicht bleibt jedoch ausdruckslos.
Du bist nicht besonders aufschlussreich, auch jetzt nicht.
Taehyung ist fertig und verlässt ohne ein Wort den Raum. Ich laufe ihm hinterher.
„Was machst du jetzt?", rufe ich ihm im Schulflur zu.
„Ich wechsle meinen Pulli und fahre irgendwo hin", antwortet er monoton ohne den Kopf zu mir zu wenden. Sein Gang ist noch immer etwas holprig und langsam.„Fährst du nicht nachhause?"
Ich hole ihn ein und gehe neben ihm her.
„Nein."
„Warum?"
„Ich will einfach nicht nachhause."„Du solltest jetzt aber nicht große Dinge unternehmen", bemerke ich mit strengem Unterton.
„Wer sagt, dass ich große Dinge unternehmen will?"„Ich weiß ja nicht, ich habe keine Ahnung was du machst und ehrlich gesagt auch nicht mehr wer du überhaupt bist." Ich rede mich in Rage, sodass es am Ende ist es nur noch ein wütend-verzweifeltes Krächzen ist, das aus meinem Mund tritt.
„Weil es dich einen Scheiß angeht, was in meinem Leben los ist!"
Erschrocken bleibe ich stehen, einige Meter vor mir macht er halt.
„Ich bin keines deiner Schulprojekte, also such dir jemand anderen, um ihn mit deinem Weltverbesserungsdrang nachzurennen, denn ich habe es satt", donnert er, mit dem Rücken zu mir gewandt. Er dreht sich leicht zu mir. „Aber hey, es gibt ja niemand anderen hier der verdammt nochmal Krank ist! Aber danke auch", redet er zynisch. Der folgende, traurige Lacher lässt mich perplex erstarren.
Betrübt bleibt er stehen. Seine plötzliche Wut hat sich von einen auf den anderen Moment in Luft aufgelöst.
Vielleicht hast du Recht und ich habe einen Weltverbesserungsdrang, aber du kennst mich auch nicht Taehyung. Du weißt gar nichts über mich.
Und ich lasse dich nicht allein.
—
Als kleines Surprise heute zwei Kapis! Ich plane auf jeden Fall eine richtige Lesenacht für nächste Woche Samstag mit vier (oder fünf?) Kapiteln 💗
Bis dahin kommen noch Kapitel :)
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Hitze | Vkook
FanfictionLuft, Sauerstoff, Co2 - etwas, das jeder Mensch zum Leben braucht. Taehyung fehlt es, denn er ist krank. Kalt - Das ist das Erste, was Jungkook über seinen neuen Mitschüler denkt. Der aufgeschlossene neunzehnjährige ist fasziniert von ihm, nicht zu...