📍Taehyung
„Taehyung?"
Es ist morgens am Frühstückstisch. Die Nacht habe ich kaum geschlafen. Aufgewühlt wälzte ich mich hin uns her, bis ich stundenlang nur dalag, in meiner eigenen Misere.
Ich sehe von meinem Müsli zu meiner Mutter auf, die mit mir allein in der Küche ist. „Ja?" Sie fragt mich nie etwas und beginnt dafür mit meinem Namen, zumindest nicht, solange ich direkt vor ihr sitze.
„Wir müssen da noch über etwas reden." Sie tippt sich an den Hals und ich weiß gleich, was sie meint. Die verdammten Krankenklamotten, mit ihrem freien Hals, konnten es nicht mehr verstecken. Eigentlich habe ich auch nur auf diesen Moment gewartet. „Ein Ausschlag", sage ich und schiebe den Löffel in meinen Mund.
Ihr müssen die Male nicht mehr genau im Bilde sein, daher fragt sie auch nicht weiter nach. Seit wann bin ich so gut im Lügen geworden? Seit Erik.
Er tritt gleich in die Küche, als hätten meine Gedanken ihn heraufbeschwört. „Fährst du mich zum Training, Mama?"
„Natürlich", antwortet sie. Sie streichelt mir noch über den Kopf, ehe sie sich in den Flur bewegt. Erik verharrt jedoch noch bei mir. „Mom und Dad meinen, ich soll dich mit zu dieser Silvesterparty nehmen", sagt er gedämpft.
„Ich bin krank, Erik. Ich gehe nicht feiern."
„Ist nur eine Nacht. Außerdem heißt das noch lange nicht, dass du eskalieren musst. Kriegst' doch eh bald deine neue Lunge. Vielleicht kannst du dann auch deine bescheuerten Dinger da rausnehmen."Er verschwindet im Flur. Bescheuerte Dinger. Genauso bescheuert wie ich wohl bin.
Den Brief der gestern Mittag kam, muss er wohl gelesen haben. Und genauso gesehen haben, wie Jungkook und ich gestern im Stadtpark auseinandergingen. Sonst würde er mir nicht fünf Minuten später eine Nachricht schreiben, ich zitiere ‚Und dich endlich von meinem Freund fern halten'.
Jungkook - Eriks bester Freund. Diese beiden Dinge waren für mich immer unverbindlich, doch nun verschwimmen sie, sodass ich kaum mehr Anfang und Ende sehe.
Nur Freunde - ich war es doch, der das das erste Mal ansprach. Am Spieleabend auf der Fahrt. Wir wären nur Freunde, habe ich gesagt. Wüsstest du, dass ich es nicht nur getan habe, um uns zu vertuschen. Dass die Angst mein ständiger Begleiter ist. Dass es mir gerade Angst macht, dass ich diese eine Sache die ganze Zeit übersah: du bist ein Freund von Erik und ihm damit vielleicht ähnlicher, als du es jemals zugeben würdest.
Bei letzterem Gedanken kann ich keinen einzigen Löffel mehr zu mir nehmen.
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Hitze | Vkook
FanfictionLuft, Sauerstoff, Co2 - etwas, das jeder Mensch zum Leben braucht. Taehyung fehlt es, denn er ist krank. Kalt - Das ist das Erste, was Jungkook über seinen neuen Mitschüler denkt. Der aufgeschlossene neunzehnjährige ist fasziniert von ihm, nicht zu...