📍Jungkook
Nicht so.
Wüsstest du, dass ich seitdem ich mit Lacrosse aufgehört habe, Angst habe, nochmal etwas so sehr mein Leben bestimmen zu lassen, nur damit es dann irgendwann weg ist, würdest du es vielleicht verstehen. Dass ich seitdem sich meine Eltern vor sechs Jahren getrennt haben, nie wieder von meinem Vater gehört habe.
So. Ohne Gewissheit. Ohne Sicherheit.
„Dann ist das wohl das Ende", sagt er. Es klingt dramatisch, aber er hat das Recht sich so zu fühlen.
Ich balle meine Hände zu Fäusten.
Ist das hier das Ende?„Von was?", frage ich.
„Von uns."
„Gab es überhaupt je ein uns?", frage ich.Ich wünschte es nämlich.
„Du verstehst es nicht", sagt er energisch.
„Was?"
„Es ist nicht so einfach."Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu, vor Wut steigt mir Blut in den Kopf. „Was ist nicht einfach? Was, Tae? Du bist der einzige von uns, der nicht Klartext redet", sage ich laut. Dabei stimmt das nicht. Du weißt auch nicht alles von mir. Ich bin noch lange nicht perfekt. Vielleicht sogar weniger als du über dich zu denken vermagst.
„Du hast doch auch Angst! Du hast es doch auch gesagt! Warum verstehst du es dann nicht!", donnert er. Er rührt ganz bestimmt um etwas herum. „Ich wünschte, ich hätte dich nie getroffen." Seine Stimme bricht ein. Über die Dunkelheit höre ich ein leises Wimmern. Meine Brust zieht sich zusammen.
Mit einem Mal, schwindet die Wichtigkeit des so's oder der Gewissheit. Die Wahrheit? Wofür brauche ich sie schon, wenn Tae weint. Wegen mir. Weil du zu harsch warst, Jungkook. Das ist deine Schuld.
Langsam bewege ich mich zu ihm. Das Gesicht richtet er starr auf den Boden. Über seine Wangen kullert Träne für Träne, die sich an den Rändern seines Kopfes sammeln. Ich ziehe ihn in meine Hände, wische ihm mit den Daumen sanft das Wasser von seiner weichen Haut. „Ich wollte nicht, dass du weinst." Meine Stimme passt sich der Totenstille des Ganges an und ist betulich und leise.
Mein Herz bricht in tausend Teile, wenn ich ihn so sehe. Es ist anders als auf dem Dach, wo er sich sturr stellte und wieder seine Mauern aufbauen wollte, nachdem er mir die Tür bereits geöffnet hat. Jetzt schafft er es nicht, sie wieder zu errichten. Er wirkt gebrochen. Irgendwas... bricht ihn. Aber es ist nicht nur ich, dafür ist es zu wenig.
Aber was weiß ich schon?
Mit einem Mal, legt er seine Hände auf meine und sieht zu mir auf. Unsere Blicke treffen sich wie tausende Blitzschläge mit Millionen Volt an Energie. Mit einem Mal ist das einzige, woran ich denken kann, ja.
„Deine Finger sind ganz kalt", flüstere ich.
Er blinzelt. Einmal, zweimal, dreimal. Ich könnte für immer so verharren.
Es wäre töricht es nicht zu tun oder zumindest zu versuchen. Nicht bevor es vorbei ist. Nicht, wo ich nun weiß, dass du genauso verwirrt bist wie ich es bin. Du bist nur weniger stark und gefasst, sodass man es dir leider viel schneller anmerkt.
„Ich will dich küssen, Tae."
Seine Augen weiten sich und wechseln zwischen meinen hin und her.
„Ich wollte noch nie jemanden so dringend küssen, wie dich. Und doch hast du Recht. Ich habe Angst davor."
„Warum?", bringt er leise hervor, die Stimme geschwollen vom Weinen.
„Weil wir nicht ehrlich zueinander sind. Das ist gefährlich. Das führt zu nichts Gutem, verstehst du das?"
„Ich lebe gerne gefährlich."
Aber ich nicht, will ich antworten. Und das passt gar nicht zu dir, so etwas zu sagen, gleich darauf.
Da zieht er meine Hände von sich und stellt sich auf die Zehenspitzen. Ich rieche seinen schwachen Eigenduft. Aufgewehtes Laub, Zedernholz und Blumen, die kleinen, die auf jeder Wiese wachsen.
Vor meinem Mund wartet er eine Sekunde, die sich anfühlt wie ein halbes Leben. Dann schließt er seine Augen und legt seine Lippen auf meine, erst sachte, dann allmählich fester und williger.
Ich unternehme nichts dagegen. Mein Körper will sich nicht wehren. Aber tief in mir drinnen, weiß ich, dass es in diesem Moment nicht das Richtige ist, mein Herz meinem Verstand vorzuziehen.
Mir wird unerträglich heiß. Taehyung küsst mich. Er tut es wirklich. Ich spüre seine krausigen Strähnen in meinen Händen, die Wölbung zwischen Hals und Schultern. Es passiert nicht nur in meinem Kopf, sondern ist real. Weil ich Halt brauche, lege ich meine Hände an seine Seiten. Seine schmalen Seiten, die mich willfährig machen.
An seinem Torso ziehe ich ihn ungeschickt in mein Zimmer (, was mich ein wenig Arbeit kostet) und drücke ihn vorsichtig auf die untere Etage des Stufenbettes. Als ich kurz davor bin unsere Münder wieder zu vereinen, ziehe ich seinen Rollkragen in einem Zug nach unten und bewege meine Lippen an sein Ohr.
„Ich glaube dir nicht, dass das von einer Behandlung ist."

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Hitze | Vkook
FanficLuft, Sauerstoff, Co2 - etwas, das jeder Mensch zum Leben braucht. Taehyung fehlt es, denn er ist krank. Kalt - Das ist das Erste, was Jungkook über seinen neuen Mitschüler denkt. Der aufgeschlossene neunzehnjährige ist fasziniert von ihm, nicht zu...