📍Jungkook
„Taehyung?"
Taehyungs Name wird schon das zweite Mal bei der Kontrolle der Anwesenheit vorgelesen. Frau Cederwood lehnt sich zu mir vor. „Weißt du wo er ist?", fragt sie leise.
Ich schüttle den Kopf.Sie setzt ein Kreuz auf das Papier auf ihrem Pult. Taehyung fehlt heute. Er ist nicht da.
„Susanne?" Die anderen Namen ziehen wie ein Windstoß an mir vorbei. Gestern habe ich ihn doch noch kerngesund gesehen? Naja, für seine Verhältnisse halt. Aber er war da, spazieren, hat nicht gehustet, nichts.
Nach der achten Stunde halten mich noch einige Schulvorstandsmitglieder im Flur auf. Mit Mühe versuche ich die Gespräche zu beschleunigen, nicke eifrig und sage viermal ja nacheinander. Ja, Tae, bitte sag mir ja, es geht mir gut.
„Ja, wir sollen den Antrag für die Kursfahrten also nicht befürworten?", fragt Marie.
„Nein, also ja." Mit den Gedanken bin ich woanders.Ich fuchtele kurz überfordert mit den Armen in der Luft herum. „Tut mir Leid, ich meine wir sollten es tun, wenn genug Gelder da sind. Wenn es nicht so ist, dann setzen wir unsere Unterschrift da nicht drauf." Ich entferne mich langsam von ihr in Richtung Ausgang.
Sie schmunzelt. „Du weißt, dass wir da nicht viel mitzureden haben", ruft sie mir zu.
„Subsidiarität, Marie! Hast du in Politik nicht aufgepasst?" Ich lache mit ihr, als ich jedoch aus dem Schuleingang trete, ist mir ganz anders zu Mute.An der Bushaltestelle überlege ich lange, ob ich zu Taehyung nachhause fahren soll. Ich hätte auch Erik fragen können, doch er saß heute den ganzen Tag von dutzenden Menschen umringt im Aufenthaltsbereich, die ihn alle über das Spiel am Samstag ausfragen wollten. Da hatte ich nur wenig Lust mich dazwischenzudrängen.
Heute bin ich nicht gesellig. Nein, heute geht es mir nicht gut.
In letzter Sekunde steige ich an der Busstation zu den Carterfields aus, anstatt zu mir weiterzufahren. Ich nehme mein Handy aus der Jackentasche und tippe etwas. Schulveranstaltung. Komme später., schreibe ich meiner Mutter.
👍🏼
Sofort gelesen und geantwortet. Das war ja unkompliziert.
An einem kleinen Waldstück, das an einem tiefen Graben grenzt, muss ich vorbei. Weiter an überdimensionalen Einfamilienhäusern, allesamt weihnachtlich beleuchtet, mit gepflegten Gärten und Kaminen, bis ich an der richtigen Adresse ankomme. Ein perfektes Haus, mit einer perfekten Familie. Aber nein, ich bin nicht eifersüchtig.
Ich klingele und eine helle Glocke läutet auf. Es dauert nicht lange, bis jemand die Tür öffnet.
„Jungkook? Was machst du hier?"
Taehyung steht halb hinter der Tür, als wolle er nicht gesehen werden. Trotzdem fallen mir seine weite Jogginghose und der dicke Rollkragenpullover ins Auge. An dem oberen Saum zum Hals zupft er rasch, dann verschwindet seine Hand wieder.
Ich starre ihn nur an, das Wort chronisch noch immer von Samstagabend in meinem Kopf nachhallend. Schleichend und unheilbar hat Wikipedia noch am selben Abend ausgespuckt.
Tae ist chronisch krank.
„Du warst heute nicht in der Schule", sage ich.
„Mir geht es nicht gut."
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Hitze | Vkook
FanficLuft, Sauerstoff, Co2 - etwas, das jeder Mensch zum Leben braucht. Taehyung fehlt es, denn er ist krank. Kalt - Das ist das Erste, was Jungkook über seinen neuen Mitschüler denkt. Der aufgeschlossene neunzehnjährige ist fasziniert von ihm, nicht zu...