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📍Jungkook

Taehyung hustet mit enormer Kraft. Ich weiß nicht, was ich tun soll, außer ihm meine Hand auf den Rücken zu legen.

Braucht es einen Arzt? Etwas anderes, von dem ich nicht weiß?

Bevor ich in Panik ausbreche, endet es auch schon. Die Hände fallen ihm reglos auf das Bett. Er starrt nur geradeaus vor sich hin. Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass er mein Dasein vergessen hat.

„Es tut mir Leid", sage ich.

„Muss es nicht. Ich kann es doch verstehen. Wer würde mit mir zusammensein wollen?" Er schnieft. Was er danach sagt, zerreißt mir mein Herz.

„Ich bin eben kaputt."

„Nein-... Nein! Sag sowas nicht!" Ich setze mich neben ihn an die Bettkante und streichle seinen Arm. „Das stimmt nicht. Niemand ist kaputt. Du bist genauso ganz wie alle anderen." Wie ich, will ich hinzufügen, aber ohne dich fühle ich mich nicht ganz.

„Aber meine Lunge ist nicht ganz." Mit welchem Nachdruck er es sagt, bringt mich dazu ihm nicht weiter einzureden, wie wundervoll er doch ist. Er klingt ungewohnt ernst. Naja, irgendwie tut er das immer, doch gerade ist es anders. Irgendetwas hat sich verändert.

„Was ist los?", frage ich deshalb.

„Es bringt nichts es auszuschweigen, hab' ich Recht?", bringt er seufzend hervor.

Ich schüttle nur den Kopf. Angst überfällt mich, wie ein listiger Räuber in der Nacht. Ich kann mich nicht gegen sie wehren, noch versuchen die Situation zu rationalisieren.

Es geht ihm gesundheitlich schlecht. Sonst wäre er ja nicht hier, aber das er so plötzlich einen Rückfall erlebt, damit habe ich nicht gerechnet. Wie auch?

Ich erinnere mich an den Abend, als wir im Innenhof des Restaurants auf der kalten Stufe saßen und ich ihn in den Arm nahm. Damals war es so wirr für mich, ihn emotional betut zu sehen. Etwas völlig neues und rares, das nur wenige Menschen zu Gesicht bekommen: Verletzlichkeit, die er immer mit seiner Kälte zu überdecken versucht.

‚Ich habe Angst, dass es schlimmer wird', meinte er. Und jetzt sitzen wir hier nur mehrere Tage später.

„Das-... Diese Hohlräume in meiner Lunge, die entstehen durch die mangelnde Kraft vom Gewebe und immer wenn ich einatme, bleibt dort Leerraum, der nur immer größer wird." Er atmet einmal tief durch. Ich möchte ihn umarmen, ihn auf meine Brust legen und sagen: es ist nicht schlimm. Doch das kann ich nicht. Ich bringe mich nicht dazu. Stattdessen bin ich wie gelähmt. Vielleicht ist es Egoismus, der mich davon abhält; die Furcht vor dem was er sagt und der, inwiefern es mein Leben betrifft. Inwiefern ich mich an etwas gebunden habe, das gar nicht halten kann. Aber das möchte ich. Es spielt für mich keine Rolle, ob er krank oder gesund ist. Ob ich ihn immer hier besuchen müsste oder es nicht täte.

Ehrlichkeit, weckt es mich wie aus einem Dämmerschlaf. Ich betrachte die Linien an seinem Hals. Erinnere mich an seine Wunden, seine Angst davor, dass ich sie sehe. Wie er zweimal seine Begründung für sie geändert hat und ich noch immer im Unklaren zurückbleibe. Vielleicht nimmt es mich deswegen nicht bis zum emotionalen Desaster mit, als ich seine nächsten Worte höre.

Hitze | VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt