7 LIZ ‖ Der blonde Engel

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„Hey, hast du eine Ahnung, was da gerade passiert ist?" Jacob sieht mich mit großen Augen ungläubig an, als wir gemeinsam zum Aufenthaltsraum gehen.

„Mmh?", murmle ich geistesabwesend. Ich ärgere mich noch immer über diesen Spielverderber Luke, der uns doch tatsächlich bei Mr. Franklin anschwärzen wollte. Wie erbärmlich kann man sein? Fairerweise hätte er einfach zugeben können, wie gut Jacob und ich waren. Stattdessen hat er nur darauf herumgeritten, dass wir die Instrumente und die Anlage nicht hätten benutzen dürfen.

Dieser dämliche Kerl wird mich niemals davon abhalten, am Casting teilzunehmen. Das ist wahrscheinlich meine einzige Chance, wieder regelmäßig mit einer Band Musik zu machen.

Jacob umfasst meinen Oberarm und dreht mich zu sich um. Ein eindringlicher Blick aus türkisblauen Augen bohrt sich in meinen. „Liz, wir sind zum Band-Casting eingeladen. Das ist unfassbar!"

„Wieso?", frage ich planlos und winde meinen Arm aus seinem festen Griff.

Jetzt scheint er es auch zu bemerken. „Oh, sorry", entschuldigt er sich. „Ich bin einfach so durch den Wind. Du hast ja keine Ahnung, wie viele sich für das Casting beworben haben. Und nur ganz wenige wurden eingeladen. Eigentlich ist die Anmeldefrist längst abgelaufen. Ich hatte mich auch beworben, aber sie haben mir eine Absage geschickt, ohne mich anzuhören. Und nun hat uns Franklin einfach so eingeladen und uns sogar gute Chancen vorausgesagt."

Jacob ist zu süß in seiner Begeisterung. Ich klopfe ihm beruhigend auf den Arm.

„Ganz ruhig, du Keyboard-Monster. Du hast es verdient, denn du bist gut. Sogar mehr als gut. Wenn sie nichts in den Ohren haben, dann hast du deinen Platz in der Band so gut wie sicher."

Ich lächle ihm aufmunternd zu und will weitergehen, doch er lässt nicht locker. 

„Liz, du weißt nicht, was das für uns bedeuten würde. Als Bandmitglieder würden wir zur Schulelite gehören. Wir würden mit den heißen, angesagten Leuten am VIP-Tisch sitzen. Wir würden zu den Coolen und Hippen gehören, keiner würde sich mehr mit uns anlegen."

Oh verdammt! Das wird Jo gar nicht gefallen! Wir sollen uns doch im Hintergrund halten und möglichst wenig auffallen. Oh Mann, daran habe ich mal wieder gar nicht gedacht. Vielleicht sollte ich mir die Sache doch noch mal überlegen?

Jacob seufzt plötzlich und auch seine Begeisterung scheint deutlich nachgelassen zu haben. „Ich weiß gar nicht, ob ich das wirklich will. Es wäre den anderen gegenüber nicht fair, wenn wir zu den VIPs gehören und sie im Stich lassen."

Oh nein! Diese Chance darf er sich nicht entgehen lassen. Das wäre unglaublich schade, dafür ist er viel zu gut.

„Jacob, denk doch mal nach. Wenn du zu den VIPs gehörst, dann hast du eine echte Chance, die Situation für die anderen zu verbessern. Dann hast du etwas zu sagen und kannst dich für die einsetzen, die hier nicht so gut behandelt werden. Du hast viel bessere Möglichkeiten zu verhindern, dass jemand ausgeschlossen oder gemobbt wird. Und du wirst überall eingeladen und kannst alle deine Freunde mitbringen, die sonst nie auf die hippen Events kommen dürften."

Nachdenklich runzelt er die Stirn. Schließlich erhellt sich seine Miene. 

„Liz, du hast recht. Ich hätte eine viel wichtigere Position, eine bessere Ausgangslage, um für uns alle etwas zu erreichen. Hey, danke, dass du das für mich möglich gemacht hast. Alleine hätte ich mich nie auf die Bühne getraut. Du hast was gut bei mir."

Er lächelt mich an und meine Wangen werden heiß. Wow, ich bin tatsächlich verlegen. 

„Das war reiner Zufall, Jacob. Ich konnte ja nicht wissen, dass Franklin uns deswegen gleich zum Bandcasting einlädt. Ich wusste nicht mal, dass es eins gibt. Das ist wirklich nicht mein Verdienst. Glaub' mir, das hast du ganz allein geschafft."

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