20 LIZ ‖ Der gute Ruf

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Mein Puls rast noch immer und meine Atmung geht schnell, als Jacob und ich uns kurz darauf mitten im Partygetümmel wiederfinden.

An der Bar steht unsere Nerd-Clique zusammen mit Jo bei Patricia. Ich bleibe ein Stück weit entfernt von ihnen, denn ich brauche unbedingt einen Drink. Noch einen. Und was ich garantiert nicht brauche, ist ein dummer Kommentar von Jo.

Jacob stellt sich neben mich. „Was magst du trinken, Jacob?", will ich von ihm wissen, als der Typ hinter der Bar nach meinen Wünschen fragt.

„Cola. Cola pur. Ich bin gefahren." Ich nicke und bestelle eine Cola und einen Wodka-Cola.

Kurz darauf stehen unsere Getränke auf der Theke. Ich nehme einen großen Schluck und starre dann meinen Becher an. Zu Jacob schaue ich gerade lieber nicht, denn es herrscht im Moment eine etwas seltsame Stimmung zwischen uns.

„Okay Liz, was war das gerade?" Jacob kann sich diese Frage wohl nicht verkneifen, obwohl ich vermute, dass er es wirklich versucht hat. 

Die Musik wummert immer noch gnadenlos laut durch den Raum und ich spüre die Theke leicht vibrieren, an der ich mich abstütze. Ich tue so, als ob ich ihn nicht gehört hätte. Ich glaube nicht, dass ich mit ihm darüber reden will, was gerade passiert ist. Ich komm selbst noch nicht darauf klar und kann nicht mal sagen, ob ich froh oder enttäuscht bin, dass Jacob aufgetaucht ist.

„Es sah gerade nämlich wirklich so aus, als würdest du Luke Hamilton küssen wollen", fügt er hinzu, weil ich seine Frage nicht beantworte.

Okay, offensichtlich gibt er keine Ruhe.

„Und was wäre, wenn ich das getan hätte?" Den gereizten Unterton hört man sehr deutlich aus meiner Frage heraus und ich nehme schnell nochmal einen Schluck von meinem Getränk. Dieser Abend ist alles andere als gut für meine Gesundheit.

Jacob bekommt große Augen.

Er sieht geschockt aus und ich muss plötzlich lachen.

Er scheint das allerdings gar nicht witzig zu finden. „Liz, ich glaube, du weißt nicht, was das für ein Typ ist. Der hat auf jeder Party eine andere, und vielleicht unter der Woche noch ein paar dazwischen. Heute hat er den ganzen Abend mit Lucy Simmons rumgemacht. Das hast du doch selbst gesehen!"

„Ja, hab' ich."

Jacobs völlig entgeisterter Blick ist irgendwie zum Totlachen.

„Jacob, ich will ihn ja nicht heiraten", erkläre ich ihm schließlich beschwichtigend. „Wir sind auf einer Party, ich bin achtzehn Jahre alt, also vielleicht will ich genauso wie er einfach ein bisschen Spaß haben. Und ich werde mich ganz sicherlich nicht für den einzig Wahren aufsparen. Woher will ich wissen, ob der je um die Ecke kommt? Genaugenommen ist das sowieso schon nicht mehr möglich. Okay, ich gebe zu, ich bin fuchsteufelswild darüber, dass er sich an mich ran gemacht hat, obwohl er davor den ganzen Abend mit Lucy rumgeknutscht hat. Aber gerade eben, da draußen, hat das plötzlich irgendwie keine Rolle mehr gespielt."

Im Grunde hat absolut gar nichts mehr eine Rolle gespielt, abgesehen von Luke. 

Weil mein Gehirn nur noch eine völlig nutzlose, schwabberige Masse in meinem Kopf war und meine Instinkte komplett die Kontrolle übernommen haben. Das muss Jacob aber nicht unbedingt wissen.

„Aber hey, ich kann es ja auch positiv sehen und als Kompliment auffassen, dass er diese heiße Granate Lucy für mich abserviert hat", füge ich dann noch grinsend hinzu. Ich stelle fest, dass ich mich so langsam wieder im Griff habe. You only have to think positive.

Jacob schüttelt ungläubig den Kopf und ich sehe ihn schlucken. 

„Was ist mit deinem guten Ruf?", will er wissen. 

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