19 LIZ ‖ Rettung in letzter Sekunde

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„Wow, Schwesterchen. Da hast du dir aber in der kurzen Zeit schon einige Beschützer angelacht. Muss ich jetzt Angst haben?" Jos Augen blitzen belustigt. Der kleine Zwischenfall mit Luke hat ihm anscheinend Zeit gegeben, sich wieder etwas abzuregen.

Er spielt neben Lukes dramatischen Auftritt wohl auch auf Jacob an, der vorher kaum zu überreden war, mich hier drin mit dem verärgerten Jo allein zu lassen. Mein Bruder war leider nicht gerade begeistert von unserem gemeinsamen Gesangsauftritt, obwohl dieser bei den Zuhörern wirklich fantastisch angekommen ist.

Jacob wollte deshalb unbedingt an meiner Seite bleiben. Nur mit viel gutem Zureden hatte ich ihn davon überzeugen können, dass mir von meinem Bruder keine Gefahr droht.

„Im Ernst, Liz. Du weißt wie saublöd diese Aktion wieder war. Ganz sicher hat euren Auftritt jemand gefilmt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das bei Insta oder sonstwo auftaucht. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass das gefährlich ist? Kannst du nicht erst mal nachdenken, bevor du was tust? Ist das echt zuviel verlangt? Du bist einfach zu impulsiv, Liz. Ich mache mir Sorgen um dich." 

Betreten starre ich auf meine Schuhspitzen. „Sorry, Großer. Ich hab' wirklich nicht nachgedacht. Weißt du, ich habe ein bisschen was getrunken und musste mich ablenken, da ergab sich das einfach so. Und Shit, es hat so einen Spaß gemacht." Nachdenklich ziehe ich für einen Moment meine Brauen zusammen und lege mir dabei meine nächsten Worte zurecht. „Aber mal ehrlich, findest du nicht, du übertreibst ein bisschen? Der Psycho kann doch unmöglich weltweit alle Insta-Accounts checken. Und glaubst du wirklich, dass er mich nur anhand meiner Stimme hier finden kann? Vom Aussehen her wird er mich nämlich niemals erkennen. Ich sehe kein bisschen aus wie ich selbst."

Jo stößt genervt seinen Atem aus. „Ganz ehrlich, ich habe keinen Schimmer, ob er das kann oder nicht. Aber ich finde, wir sollten einfach keinerlei Risiko eingehen. Vielleicht bin ich dabei auch ein bisschen selbstsüchtig. Ich habe keinen Bock darauf, dass der Psycho uns aufspürt und wir beiden wieder von hier verschwinden müssen."

Ich nicke nachdenklich. „Schon klar, dass du unbedingt hierbleiben willst. Du magst Patricia wirklich", stelle ich dann das Offensichtliche fest. Diesmal ist er es, der verlegen die Bodenfliesen anstarrt, als wäre deren Muster das Interessanteste auf der Welt. Schließlich seufzt er und nickt.

„Du magst sie wirklich sehr", bohre ich weiter.

Jo schaut auf und sieht mir mit beleidigter Schnute ins Gesicht. „Verdammt, jetzt reite nicht so drauf rum, Liz." Er verdreht seine Augen, doch eine Sekunde später breitet sich ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht aus.

„Du scheinst deinem Traumtypen Luke Hamilton auch nicht gerade egal zu sein. Immerhin ist er dir heute schon zum zweiten Mal zur Hilfe geeilt."

Ich schnaube verächtlich. „Reiner Zufall, Bro."

Jos Grinsen wird breiter. „Natürlich, Kleine."

Wieder entwischt mir ein Schnauben, diesmal noch lauter. „Im Ernst, Jo. Er macht schon den ganzen Abend heftig mit so einer dunklen Schönheit rum. Wundert mich sowieso, dass er mit ihr nicht schon längst in irgendeinem Zimmer verschwunden ist."

„Tja, und daran, dass er das nicht getan hat, kannst du ganz genau sehen, dass du ihn schon am Haken hast."

„Schwachsinn. Jetzt setz' mir bloß keinen Floh ins Ohr." Ich schlucke. Am besten vergesse ich diese Worte meines Bruders augenblicklich wieder, bevor ich mir noch komische, völlig unbegründete Hoffnungen mache.

„Du magst ihn, oder?" Die Stimme meines Bruders hat mit einem Mal einen sanften und mitfühlenden Klang.

Zur Hölle! Wie so oft hat er es wieder geschafft, den Spieß einfach rumzudrehen. Gerade habe ich ihn noch wegen Patricia ausgequetscht und bevor ich weiß, wie mir geschieht, hat er mich wegen Luke am Wickel.

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