26 LIZ ‖ Freundinnen

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Ich sitze im Rossini, einem italienischen Cafe, das wohl bei den Schülern der Westwood High äußerst beliebt ist. Tatsächlich kommen mir einige der Cafebesucher bekannt vor. Wahrscheinlich habe ich sie schon in dem einen oder anderen Kurs in der Schule gesehen.

Ich fühle mich auf Anhieb wohl hier. Das Cafe ist urig eingerichtet, mit lauter verschiedenen, bunt zusammengewürfelten, altmodischen Sesseln, Sofas und Tischen. Die Fenster zieren schwere, grüne Samtvorhänge. Auf dem Tisch, an dem ich sitze, ist eine weiße Häkeldecke mit Fransen ausgebreitet. Es ist richtig gemütlich.

Ich sitze bereits seit fünf Minuten hier und es ist erst zehn vor zwei, aber mein Bodyguard hat darauf bestanden, sogar im Cafe dabei zu sein. Deshalb wollte ich früher hier sein, um nicht von Patricia mit ihm gesehen zu werden. Der Kerl hat sich an einem Tisch in meiner Nähe platziert und tut so, als ob er die Tageszeitung liest.

Als die freundliche Kellnerin erscheint bestelle ich einen schwarzen Kaffee. Mein Schädel brummt immer noch ein wenig, und davon erhoffe ich mir Besserung.

Kurze Zeit später erscheint Patricia. Nach dem schicken Barkeeper-Outfit von gestern ist sie heute wieder zu ihrem altmodischen Style zurückgekehrt. Wir beide im Oma-Outfit geben bestimmt ein nettes Bild ab, passend zu diesem Retro-Cafe.

Es juckt mich in den Fingern, meine neue, unglaublich liebe Freundin unter meine modischen Fittiche zu nehmen. Aber das kann ich schlecht bringen, wenn ich selbst mit unterirdischem Look rumlaufe.

„Hey Patricia." Ich stehe auf und umarme sie zur Begrüßung.

„Hallo Liz, sag doch einfach Pat zu mir. Meine Freunde nennen mich so. Und danke, dass du kommen konntest." Sie lächelt, drückt mich kurz und lässt sich dann auf den Stuhl mir gegenüber sinken.

„Klar, ich bin gern gekommen." 

Sie sieht müde aus, mit dunklen Ringen unter ihren Augen. Heute ist sie besonders blass. Genauso wie ich, aber meine Blässe ist geschminkt. Als die Kellnerin mit meinem Kaffee erscheint, bestellt sie sich einen Latte Macchiato.

Eine Weile lang unterhalten wir uns über die Party gestern, darüber wie lange sie gearbeitet und was sie so alles erfahren hat. Sie schluckt deutlich sichtbar und sieht mich mit schiefgelegtem Kopf an. Ich bin sehr gespannt was jetzt kommt, denn es scheint ihr unangenehm zu sein.

„Lucy Simmons war ziemlich sauer auf dich, Liz. Sie hat wohl mitgekriegt, dass Luke dich heimgebracht hat. Stimmt das?" Ich nicke seufzend.

Na super. Damit habe ich mich wohl als Top-Hassobjekt des Monats für sämtliche Luke-Bewunderinnen qualifiziert.

„Ich glaube nicht, dass sie es rumerzählt. Sie hat an der Bar ziemlich über dich abgelästert, aber ich habe sie dezent darauf hingewiesen, dass es für sie nicht gerade ein Kompliment ist, dass sie wegen einer anderen abserviert wurde."

Vor allem wenn die auch noch so aussieht wie ich, füge ich gedanklich hinzu.

Ich lege meine Hand auf die von Patricia und drücke sie kurz. „Danke, Patricia. Du bist wirklich eine echte Freundin." Sie lächelt.

„Gerne. Ich bin froh dich als Freundin zu haben. Von deinem Selbstbewusstsein kann ich mir noch eine Scheibe abschneiden." Ich grinse zurück.

„Mach das ruhig, ich hab mehr als ausreichend davon. Du kannst auch was von meiner Unvorsichtigkeit kriegen. Davon hab ich eindeutig zu viel."

Jetzt lacht sie richtig. Sie hat ein tolles Lachen. Überhaupt nichts Falsches oder Gekünsteltes liegt darin. „Ja, gib mir gerne was ab. Ich bin meistens viel zu vorsichtig."

Patricias Latte Macchiato wird gebracht und wir nehmen beide einen Schluck von unseren Getränken.

„Da ist noch was, Liz. Ich weiß nicht, ob dein Bruder dir was erzählt hat?" Ich bemerke, wie sich ihre Wangen röten und sie schüchtern auf ihr Glas starrt. Die Röte steht ihr, damit ist sie nicht mehr so blass.

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