24 LIZ ‖ Abgeblitzte Player

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Luke startet sein Luxusauto und tippt an seiner Anlage herum. „Diesmal kein Vivaldi, Babe", sagt er, bevor ich Sekunden später die ersten Takte von Grandsons 'Blood in the water' höre.

'Oh Gott, dieser Typ ist mein Seelenverwandter', schießt es mir durch den Kopf. Der Song ist gerade einer meiner Topfavoriten. Mein Bruder mag ihn genauso sehr.

Siedendheiß fällt mir Jo wieder ein. Falls er schon zu Hause ist, macht er sich ganz sicher wahnsinnige Sorgen. Hektisch fische ich mein stummgeschaltetes Handy aus meiner Rocktasche und starre auf die fünf verpassten Anrufe und drei Textnachrichten.

Oh Mann, an ihn habe ich wirklich keine Sekunde lang gedacht. Schnell tippe ich eine Nachricht, in der ich ihm mitteile, dass alles in Ordnung ist und ich noch mit Luke unterwegs bin.

Er schickt mir sofort den wütenden, schimpfenden Emoji zurück, aber in einer weiteren Nachricht bekomme ich noch den Daumen nach oben.

„Okay Liz, gnadenlose Ehrlichkeit. Was ganz Einfaches. Hast du noch mehr Tattoos?"

Ich atme auf. Zum Glück eine harmlose Frage, die ich ohne Probleme ehrlich beantworten kann. Ich schüttle den Kopf, bemerke dann aber, dass er das gar nicht sehen kann, da er auf die Straße schaut.

„Nein", schiebe ich deshalb eine Antwort nach. „Meine Eltern haben mir keine erlaubt, obwohl meine Mum selber beide Arme lückenlos tätowiert hat. Aber sie meinte immer, dass das eine Entscheidung fürs ganze Leben ist und man dazu alt genug sein muss. An meinem achtzehnten Geburtstag bin ich direkt los und habe mir das am Handgelenk stechen lassen. Jetzt bin ich eigentlich ganz froh, dass ich nicht noch mehr habe. Inzwischen grenzt man sich ja fast eher damit ab, wenn man keine hat."

„Dann ist es noch gar nicht so lange her, dass du dir das hast stechen lassen."

„Mhm..."

„Wer ist 'Hu'?"

Shit ... Lass dir schnell was einfallen, Liz!

„Halt, halt! Ich bin jetzt erst mal dran ... Also, gnadenlose Ehrlichkeit. Wieso Vivaldi?" Die Antwort darauf interessiert mich wirklich.

Er atmet tief ein, bevor er erwidert: „Normalerweise würde ich jetzt nur sagen, dass mir die Musik halt gefällt. Was auch stimmt. Aber eigentlich ... Okay, also, meine Mum ist Violonistin und Vivaldi ist ihr Lieblingskomponist. Als ich klein war, lief bei uns viel klassische Musik, vor allem von Vivaldi. Ich höre das heute noch oft, es erinnert mich an sie."

Mir ist klar, dass das nicht alles ist. Irgendetwas ist mit seiner Mum. 

„Was ist mit ...", setze ich deshalb zu einer weiteren Frage an, aber er unterbricht mich schnell. 

„Halt, halt! Ich bin jetzt erst mal dran." Ich muss lachen, als er meine eigenen Worte gegen mich verwendet. 

„Schon gut, dann frag mich was."

„Also, raus damit: Wer ist 'Hu'?"

Mist, er hat seine Frage nicht vergessen.

„Das ... also das kann ich dir nicht beantworten." Er nickt. 

„Ist noch nicht so lange her, oder?" 

„Ja." Ich weiß, dass er einen Kerl meint, aber ich lüge ja nicht, wenn ich sage, dass die Sache mit Hurricane noch nicht so lange her ist. Oder doch? Keine Ahnung. Ist verdammt kompliziert, das Ganze. Ich habe meine Frage auch nicht vergessen. „Verrätst du mir, was mit deiner Mum ist?"

Schweigen.

„Das kann ich nicht. Nicht jetzt. Vielleicht irgendwann."

„Erst dann, wenn du dir sicher bist, dass du mir vertrauen kannst?" Er nickt wieder. „Okay. Geht mir genauso."

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