43 LIZ ‖ Die echte Liz

1.5K 139 80
                                    

Die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf, kreisen so wild durcheinander, dass mir beinahe schwindelig wird. Lukes Blick ist noch immer auf mich gerichtet und ich kann mitansehen, wie sich sein Gesichtsausdruck von erwartungsvoll und glücklich immer mehr zu enttäuscht und verletzt verwandelt.

Oh nein, das darf nicht passieren! Wenn ich ihm nicht sofort sage, dass ich mit ihm zusammen sein möchte, dann wird er denken, dass es wegen der Vorgeschichte seiner Mum ist. Dass ich ihn deshalb ablehne.

Ich werde ihm definitiv die Wahrheit sagen, und zwar so bald wie möglich, aber nicht jetzt. Zuerst muss Jo mich von meinem Versprechen befreien und dann werde ich mir in Ruhe eine Strategie zurechtlegen, wie ich es ihm am schonendsten beibringen kann. Wenn ich ihn und mich damit jetzt überrumple, dann würde das nur furchtbar schiefgehen. 

Das rede ich mir zumindest ein, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Tatsächlich habe ich eher die riesige Angst, dass er mich hochkantig rauswirft, wenn er erfährt, dass ich nicht annähernd so offen und ehrlich bin, wie er glaubt.

Gerade als sich sein Griff um meine Taille lockert und er sich von mir lösen will, komme ich endlich zur Besinnung. 

„Ja, Luke. Natürlich will ich mit dir zusammen sein. Weil ich mich wahnsinnig in dich verliebt habe." Eigentlich hatte ich gar nicht vor, ihm das zu sagen. Es ist mir einfach mit rausgerutscht, weil ich dank meiner Verwirrung gerade nicht vernünftig denken kann.

Aber als ich sehe, wie seine Augen zu strahlen beginnen und er mich mit einem Ruck wieder fest an seinen harten Köper zieht, bin ich froh, dass er es weiß. Er hat die Wahrheit verdient, und zumindest in dieser Hinsicht kann ich sie ihm heute schon geben. Ich werde nichts mehr vor ihm verbergen, was nicht unbedingt sein muss.

Meinen Kopf an seiner Schulter vergraben und seine Hände auf meinem Rücken stehen wir eine ganze Weile einfach nur da und saugen die Nähe und Wärme des anderen in uns auf. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass wir nun ganz offiziell ein Paar sind. Er ist mein erster richtiger Freund. Für einen kurzen Moment fühlt es sich absolut richtig an und schon im nächsten vollkommen falsch.

„Luke", nuschle ich in sein weißes Hemd.

„Hmmmmm ..." Ich fühle, wie sein Brustkorb vibriert, als er leise diese Antwort summt.

Ich räuspere mich, bevor ich eine Frage zu stellen wage, die mich all meinen Mut kostet: „Ist es nur ... also, magst du mich nur, weil du mich für ... für so ... direkt und ehrlich hältst oder ... oder gibt es da auch noch anderes an mir, was du gut findest?"

Ich muss das wissen. Denn wenn das alles sein sollte, dann kann ich eigentlich sofort wieder Schluss machen.

Er lehnt sich ein wenig zurück, nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und dreht meinen Kopf so, dass ich ihm in die dunkelblauen Augen blicke.

„Na ja, um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht."

Ich schlucke trocken und versuche die tiefe Enttäuschung vor ihm zu verbergen, die mit einem Mal unaufhaltsam in mir hochsteigt.

„Ich weiß gar nicht genau, was ich am liebsten an dir mag", fährt er fort. Nachdenklich kneift er die Augen zusammen, während mich Erleichterung durchströmt und die Enttäuschung innerhalb von Sekunden wieder verdrängt.

„Also ich mag es, wenn du selbstbewusst, frech und verrückt bist und wenn du mir deine trockenen Sprüche um die Ohren haust. Ich mag es, wenn du lächelst und so niedlich rot dabei wirst. Ich mag es, wenn du auf der Bühne stehst und dabei so unglaublich hell strahlst, das ist total faszinierend. Ich mag es, wenn du wütend bist und dir deine Wut in einem wilden, lauten Song von der Seele singst. Ja, ich glaube, das mag ich sogar sehr. Ich mag es, wie du dich bewegst, das ist einfach irre sexy. Ich mag deine fantastische Stimme, Liz. Und verdammt, ich mag es, was es mit mir macht, wenn du so nah bei mir bist."

Rock me, Baby! ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt