28 LIZ ‖ Erkenntnisse

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„Können wir mal reden, Liz?" Luke greift nach meinem Arm und hält mich auf, als ich mich nach dem Ende der Stunde auf den Weg mache. „Oder willst du jetzt wieder vor mir wegrennen?"

Ich drehe mich zu ihm um. Sein Kiefer ist zusammengepresst und seine Körperhaltung wirkt angespannt.

„Klar können wir reden, wir sehen uns doch in der Mittagspause an unserem Tisch. Schon vergessen, dass ich jetzt immer neben dir sitzen muss?"

Er schüttelt missbilligend den Kopf.

„Du weißt doch ganz genau, dass ich allein mit dir reden möchte, Liz." Mit seiner freien Hand fährt er sich nervös durch seine Haare.

Oh Mann, er ist so verdammt sexy. Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen und mich an ihn drücken. Wie er wohl reagieren würde, wenn ich das täte? Der Gedanke, das herauszufinden, reizt mich gerade unglaublich. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich eine Abfuhr verkraften würde.

Vielleicht sollten wir wirklich reden.

„Es gibt da so ein altes Gartenhaus im Park hinter der Schule", erklärt er mir, als ich nicht sofort antworte. 

Oh ja, von dem habe ich schon gehört.

„Normalerweise ist da nie jemand. Triffst du mich dort nach Musik heute Mittag?"

Unsicher darüber, ob das eine gute Idee ist, beiße ich auf meiner Unterlippe herum. Die ganze letzte Nacht habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was ich will. Ob und wie ich mir vorstellen könnte, dass es mit uns beiden weiter geht. Ich habe versucht, meine wirren Gedanken zu sortieren. Leider mit überschaubarem Erfolg. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen.

Zum Glück bin ich durchgemachte Nächte gewöhnt, so dass ich heute wenigstens nicht todmüde bin.

Ich will nicht, dass es mit uns aufhört. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Es war noch kaum was zwischen uns, aber das was war, war der absolute Hammer. Zumindest für mich. Ich wünsche mir sehnlichst mehr davon.

Trotzdem wäre es vielleicht besser, wenn wir das Ganze beenden würden, solange ich noch einigermaßen das Gefühl habe, dazu überhaupt in der Lage zu sein.

Vernünftig betrachtet hat das mit uns beiden keine Zukunft. Ich lüge ihn an. Er hat sehr deutlich rübergebracht, dass er so was hasst. Und sobald der Stalker-Typ geschnappt ist, bin ich sowieso wieder weg. Tausende von Kilometern weit weg. Hört sich also alles ziemlich aussichtslos an und ist es wahrscheinlich auch.

Andererseits bin ich ein positiver Mensch. Vielleicht gibt es doch irgendeine Lösung? Es gibt sogar immer eine, wenn man das wirklich will. Davon bin ich überzeugt.

Vielleicht brauche ich mir auch gar keine Gedanken darüber zu machen, weil er mich nur sprechen will, um die ganze Sache schnellstmöglich wieder zu beenden?

Obwohl ich vor zehn Sekunden selbst darüber nachgedacht habe, das zu tun, fühlt sich diese Überlegung absolut grauenhaft für mich an.

Na gut, ich kann mir ja mal anhören, was er zu sagen hat. Das wäre nur fair.

Lukes Hand liegt noch immer auf meinem Arm. Und er sieht noch immer angespannt aus.

„Okay, ich bin da", stimme ich endlich zu.

Ein zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht, was mich ebenfalls sofort zum Lächeln bringt. Ich mag es sehr, wenn er lächelt.

„Gut, wir sehen uns, Babe", meint er dann und lässt meinen Arm los. Er zwinkert mir zum Abschied nochmal verschwörerisch zu und verschwindet Richtung Ausgang.

Schon komisch, wie sich in mir jedes Mal ein krasses Gefühl der Enttäuschung breitmacht, sobald er seine Finger von mir nimmt. Ich schüttle den Kopf über mich selbst. Dieser Typ hat mich vollkommen unter der Fuchtel. Irgendwie hat er mich verhext. Wahrscheinlich mit seinem Wahnsinnsduft.

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