51 LIZ ‖ Hirnrissige Schnapsidee

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Der Jubel um mich herum ist einen Moment lang ohrenbetäubend und ich bin die Einzige, die ungläubig die Stirn runzelt, während Dave und Chris auf Luke zustürmen und ihm beide ungestüm um den Hals fallen. Jacob legt seine Arme auf Veronicas und meine Schultern und grinst das breiteste Grinsen, das ich je an ihm gesehen habe. Veronica quietscht heiser und hopst mitsamt Jacobs Arm mehrfach auf und ab, während ich nur fassungslos den Kopf schüttle.

„Also, ihr habt es gehört. Der Scout war überzeugt von euch und die Chancen stehen gut, dass er euch bei seiner Plattenfirma unterbringen kann", wiederholt Mr. Franklin nochmals seinen Satz, dessen letzte Worte gerade in den allgemeinen Begeisterungsrufen untergegangen sind. „Er hat natürlich gehört, dass der erste Versuch von 'Lies' so richtig schiefging, aber er war beeindruckt davon, wie ihr euch gerettet habt. Den Song selbst fand er übrigens klasse und der war wohl ein schlagendes Argument dafür, dass unsere Band für ihn in Frage kommt. Also was auch immer euch da geritten hat, den heute zu spielen – es war die absolut richtige Entscheidung! Und Bonnie, diesen anderen Song, den du mit dem mysteriösen Sänger gesungen hast, der plötzlich einfach so aufgetaucht ist, fand er übrigens auch sehr gut. Darüber sollten wir uns später noch unterhalten."

Durch den Schrecken, den diese Ankündigung mir einjagt, weiten sich meine Augen für einen Moment, bevor ich mich zusammenreiße und mir ein falsches Lächeln abringe. „Ja, klar", murmle ich und überlege dabei bereits fieberhaft, wie ich diesem Gespräch am besten aus dem Weg gehen kann.

„Den Rest besprechen wir aber am Montagnachmittag, denn jetzt ist es erst mal Zeit, diesen Erfolg gebührend zu feiern! Also Leute, wir treffen uns in zehn Minuten im Saal an unserem Tisch!"

Mit strahlendem Gesicht und beschwingt federnden Schritten verlässt Franklin den Musiksaal, gefolgt von Dave, Chris, Veronica und Jacob, der sich umdreht, als ich mich nicht rühre. „Kommst du, Bonnie?" Er legt den Kopf schief und hebt die Brauen, während er mich abwartend ansieht.

„Ja, sofort. Ich muss vorher nur noch mal kurz für kleine Rockerinnen", informiere ich ihn mit einem weiteren meiner falschen Lächeln. Ich habe nämlich soeben beschlossen, dass Bonnie schnellstmöglich von der Bildfläche verschwindet, um nicht zu allem Überfluss noch versehentlich in ein Verhör von Franklin zu geraten.

„Okay. Dann bis gleich." Er dreht sich um und legt den Arm wieder um Veronica, bevor beide aus der Tür verschwinden.

Ich will mich an Luke vorbeischlängeln, der noch neben dem Eingang steht, doch erstarre in der Bewegung, als er mein Handgelenk umfasst.

„Hast du noch zwei Minuten Zeit?"

Ich vermeide es, ihn anzusehen und ein Schauer kriecht meinen Rücken hinab, während mein Herz heftig zu klopfen beginnt. Selbstverständlich reagiert Bonnie nicht anders auf seine Nähe als Liz und verdammt, ich habe ihn viel zu lange nicht berührt. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und ich räuspere mich, um eine feste Stimme zu bekommen. „Du hast doch gehört, dass ..."

„Du bist die Cousine von Liz. Richtig?", unterbricht er mich. Mein Mund ist strohtrocken und ich schlucke erneut. Nervös zupfe ich mit meiner freien Hand an meinen falschen, blonden Strähnen herum. Alles in mir sträubt sich dagegen, ihn noch mehr anzulügen, als ich es sowieso schon tue, aber andererseits bin ich mir unsicherer denn je, ob ich ihm trauen kann. Und vielleicht kann Bonnie ja endlich ein paar Dinge herausfinden. Deshalb nicke ich knapp.

„Was ist mit ihr los?" Nun drehe ich doch meinen Kopf und sehe ihn an. Kann es wirklich sein, dass er gar keine Ahnung hat? Meine Sonnenbrille habe ich vor dem Konzert abgelegt und verfluche mich innerlich dafür, sie danach nicht mehr aufgesetzt zu haben. Aber heute trage ich keine Kontaktlinsen, weshalb meine Augen ihre natürliche, hellblaue Farbe haben, und auch keine Brille. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ihm etwas auffällt. Hoffe ich.

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