18 LUKE ‖ Verhext

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Lucy ist wie eine Klette. Schon den ganzen Abend hat sich mich am Wickel, lässt mich keine Sekunde aus den Augen oder gar aus ihren Fingern. Eigentlich hatte ich überhaupt nicht vor, heute was mit ihr anzufangen, aber sie hat mir praktisch keine Wahl gelassen. Sie hat sich mehr oder weniger auf mich gestürzt.

Wenn sie so weitermacht, werde ich wohl oder übel doch noch mit ihr nach oben verschwinden müssen. Obwohl ich das echt nicht will, aber irgendwann werde ich es vermutlich nicht mehr aushalten. Sie hat mich vorhin schon an der Hand in Richtung der Treppe geschleift. Im letzten Moment konnte ich sie noch nach links in den Karaoke-Raum umleiten. 

Mit der Zeit wird es echt langweilig, wenn sich die Mädels einem einfach so an den Hals werfen.

Wo bleibt da die Herausforderung, das Spannende, die Eroberung?

Die Einzige, die mich nicht an sich ranlässt und ständig auf Konfrontationskurs geht, ist Liz. Verdammt, ohne dass ich das will, ist sie in meinen Gedanken. Schon wieder.

Leider habe ich sie irgendwann aus den Augen verloren. Am Anfang war sie an der Bar, wo sie sich anscheinend ein paar Drinks genehmigt hat. Ob wirklich Alkohol drin war, weiß ich nicht. Ich würde eher vermuten, dass sie keinen trinkt, aber bei ihr kann man nie sicher sein.

Anschließend hat sie eine ganze Weile mit ihrer Clique getanzt. Sie bewegt sich verdammt gut. Obwohl sie wie immer grausam altbackene und außerdem sehr schlabberige Klamotten trägt, konnte man erkennen, dass sie ein gutes Körpergefühl hat.

Ihre Gruppe hatte ganz offensichtlich total viel Spaß auf der Tanzfläche. Sogar so viel Spaß, dass ich mich dabei ertappt habe, auch gern dabeisein zu wollen.

Alter, es steht echt schon schlimm um mich, wenn ich mich gerne mit der Nerdtruppe zum Affen gemacht hätte. Damit würde ich nämlich definitiv zum Gespött für alle anderen werden. Für die ganzen hippen, angesagten Leute, auf die es letztendlich wirklich ankommt.

Zur Hölle, ich knutsche hier mit einer wahnsinnig heißen Braut rum, und trotzdem kreisen meine Gedanken andauernd nur um dieses verflixte Nerdy-Girl. 

Ich kann mir diese dumme Sache nicht erklären, verstehe absolut nicht, wie sie mich so verhexen konnte.

Aber die paar Mal, als sie mir so nahe war, hat sie unglaubliche Gefühle in mir ausgelöst. Ich wusste gar nicht, dass ich dazu in der Lage bin, so was zu fühlen. Und das, obwohl wir überhaupt nichts Heißes gemacht haben. Es waren nur einfache, unschuldige, völlig harmlose Berührungen, aber allein die haben sich wahnsinnig gut angefühlt. Mein Körper schreit schon fast nach mehr. Meine Gedanken kreisen ständig darum, wie sich andere Dinge mit ihr wohl anfühlen würden.

Shit, ich muss wirklich aufhören, die ganze Zeit an diese kleine Zicke zu denken. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann wünsche ich mir tatsächlich unglaublicherweise, anstelle von Lucy Liz hier gegen die Wand zu drücken. Ich wüsste verdammt viel zu gerne, wie es wäre, sie zu küssen. 

Im Unterbewusstsein nehme ich wahr, dass der schlecht gesungene Jonas-Brothers-Song inzwischen vorbei ist.

Als nächstes singt ein Typ und kurz darauf setzt ein Mädchen ein.

Und wow, mit was für einer Stimme!

Ich kenne diese Stimme. Mit gespannt angehaltenem Atem schiebe ich mich von der Wand weg und spüre, wie Lucys Arme von meinem Körper gleiten. Sie blinzelt überrascht, aber ich kann nicht anders und drehe mich um.

Es ist tatsächlich Liz, die da auf der Bühne steht. Genervt ziehe ich meine Brauen zusammen und presse meine Lippen aufeinander, denn an ihrer Seite ist schon wieder dieser Jacob.

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