48 LIZ ‖ Barbie

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„Oh. Mein. Gott. Ich bin Barbie."

„Ein Meisterwerk, Schätzchen. Du siehst mir wirklich verblüffend ähnlich. Falls ich mal ein Double brauche, ruf ich dich an", flötet Sandy, der weibliche Part von Jos Fitnesstrainer-Pärchen, und betrachtet zufrieden nickend ihr Werk. „Ich bin sicher, dass das klappen wird. Die werden euch für uns halten. Hundertpro, Darling." Sie packt ihre Schminkutensilien zurück in den kleinen Koffer. „Ich lass euch dann mal alleine, Sweeties. Aber euer Style ist gigantisch."

Mit wiegenden Hüften stolziert sie aus dem kleinen Bad, das an unseren Fitnessraum grenzt, und lässt die Tür hinter sich zufallen.

Ich schlucke und starre mit großen Augen mein Spiegelbild an. Eine hellblonde Löwenmähne, die einen starken Kontrast zu meiner gebräunten Haut bildet, umrahmt mein schmales Gesicht und fällt mir bis zur Brust. Meine Lippen sind mit grellpinkem Lippenstift bepinselt und auf meinen Augenlidern prangt eine dicke Schicht knallrosa Lidschatten. Die angeklebten, dichten, dunklen Wimpern sehen einfach nur künstlich aus. Links über meiner Oberlippe ist ein kleines Muttermal aufgemalt.

Außerdem habe ich jetzt mehrere Rosen- und Schmetterlingstattoos auf dem linken Oberarm. Ich trage ein enges, bauchfreies Top mit dem Glitzerprint 'Sugerbabe' in schreiendem Pink und eine Leggings in derselben Farbe, die mir bis zu den Knien geht. Meine Füße stecken in weißen Nike-Sneakern.

„Jo, ich sehe original aus wie Barbie." Entsetzt schüttle ich den Kopf. „So mache ich ganz sicherlich keinen Schritt vor die Tür."

Hinter mir erklingt seine tiefe Stimme. „Ach ja? Und wie war das mit ‚Mir ist es scheißegal was ich tun muss, um dieses Grundstück zu verlassen?' Der Plan ist genial, Liz, also vermassle es nicht. Außerdem, was soll ich dann sagen?"

Jo taucht neben mir im Spielbild auf und ich presse meine Lippen zusammen. Ich schaffe es jedoch nicht, ein leises Kichern zu unterdrücken, das sich schließlich zu einem derartigen Lachanfall ausweitet, dass ich mich vornüberbeuge und mit den Händen meinen Bauch halten muss.

Auch mein Bruder ist erblondet und steckt in einem rosa Muskelshirt und einer dunkeln Sportshorts. Aber der Knüller ist eindeutig der blonde Schnauzbart, der über seiner Oberlippe prangt.

Wir sehen aus wie zwei solariumgebräunte Fitness-Gurus, die leicht einen an der Klatsche haben.

Aber ich muss zugeben, dass unsere Ähnlichkeit mit Jos Trainern Sandy und Will nicht zu verleugnen ist.

Auch auf Jos Gesicht bildet sich ein breites Grinsen. „Shit, Liz. Erinnere mich daran, dass ich mir niemals einen Schnauzer stehen lasse." Er schüttelt den Kopf. „Bin das echt ich? Nerd-Jo gefällt mir da fast noch besser."

„Will wird das nicht gerne hören. Das bedeutet ja, dass dir sein Style nicht gefällt. Schon bemerkt, dass er dich total anschmachtet?"

Jos Augen werden groß. „Dein Ernst, Liz?"

„Jap."

„Na wenn schon, ich bin ja auch echt heiß." Jo zwinkert mir zu. „Wenn ich nicht gerade so aussehe wie jetzt."

„Okay, Phase eins unseres Fluchtplans hätten wir damit wohl erfolgreich gemeistert. Ich finde, man kann uns durchaus für Sandy und Will halten, wenn man nicht ganz genau hinschaut. Wie geht es weiter?"

„Will und Sandy bleiben hier im Fitnessraum, wir gehen zielstrebig nach draußen zu deren Auto, fahren bis zum Tor, lächeln freundlich in die Kamera und hoffen, dass unsere Sicherheitsleute uns für die beiden halten und auf den Knopf drücken. Dann brausen wir gechillt auf den Herbstball und du kannst deinen Auftritt erledigen. Wir übernachten bei Pat, fahren morgen früh als Sandy und Will zurück zur Villa, werden hoffentlich reingelassen und wechseln im Fitnessraum wieder die Identitäten."

Rock me, Baby! ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt