Rock me, Baby! ✓

42 LIZ ‖ Lebensbeichte

Lukes Penthouse-Wohnung ist einfach unglaublich. Sie erstreckt sich über zwei Etagen und im Moment sitzen wir uns an einem kleinen Tisch in einer Art Wintergarten gegenüber. Die Wände vor und links von uns bestehen komplett aus bodentiefen Fensterfronten und nach oben hin ist der Raum bis zur Decke offen, die in diesem Teil der Wohnung ebenfalls aus Glas besteht. 

Man fühlt sich, als würde man direkt im Himmel sitzen und der Ausblick über das nächtliche Los Angeles ist der reinste Wahnsinn. Ich weiß nicht genau in welchem Stockwerk wir uns befinden, aber Höhenangst sollte man wahrscheinlich nicht unbedingt haben, wenn man sich hier aufhält.

Die Möbel sind hell, modern, sehr geschmackvoll und sehen teuer aus. Bestimmt hat ein Innenarchitekt dabei die Finger im Spiel gehabt.

„Wohnst du hier wirklich allein? Das ist doch viel zu groß", bemerke ich kopfschüttelnd, während ich mich noch immer staunend umsehe. Luke zuckt mit den Schultern.

„Mein Dad hat einen Haufen Wohnungen. Als ich ihm sagte, dass ich ausziehen werde, durfte ich mir eine aussuchen. Da hab' ich natürlich die beste und teuerste genommen. Solange ich noch die Chance habe, ihm irgendwie zu schaden, tue ich das auch. Sobald er mit seiner neuen Frau ein Kind hat, ist das sowieso vorbei", erklärt er ungerührt, als würden wir über völlig belanglose Dinge quatschen. „Hat dir das Essen geschmeckt, Babe?", hängt er sofort eine Frage an. Ich kneife nachdenklich die Augen zusammen, weil ich den Eindruck habe, dass er vom Thema ablenken will. „Du hast nämlich nicht gerade viel gegessen."

„Du doch auch nicht. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich aufgeregt und hatte deshalb gar keinen Hunger", antworte ich geradeheraus. „Es liegt jedenfalls nicht am Essen, das war echt lecker."

Auf seinen Lippen erscheint ein Grinsen, das mich jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass er seit Minuten ununterbrochen an seiner Serviette herumzupft. Die hat er nicht mal hergegeben, als ein Page aus dem Hotel, das sich ebenfalls in diesem Gebäude befindet und von dem unser Menü stammte, gerade das Geschirr abgetragen und mitgenommen hat.

„Ich wusste doch von Anfang an, dass ich dich nervös mache, Babe." Kurz darauf verschwindet das Lächeln aus seinem Gesicht und sein Ausdruck wird ernst. „Du weißt nicht, wie sehr ich es mag, dass du ehrlich zu mir bist, Liz. Du sagst immer, wie es ist, und das ist einer der Gründe dafür, warum ..." Er spricht nicht weiter und runzelt die Stirn.

Ich schlucke, denn in diesem Moment wünsche ich mir mehr denn je, wirklich vollkommen ehrlich zu ihm sein zu können. Er sieht mich an und beugt sich vor, um nach meiner Hand zu greifen und unsere Finger miteinander zu verschränken.

„Hör zu, Liz. Ich weiß ja, dass du mir bisher nicht alles von dir erzählt hast und das ist auch okay. Ich weiß auch, dass du mir nicht vollkommen vertraust und auch das verstehe ich. Wir hatten keinen besonders tollen Start und ich hoffe wirklich, dass du mir den ganzen Mist verziehen hast, den ich am Anfang mit dir abgezogen habe. Ich hab' mich echt idiotisch aufgeführt und ich will, dass du verstehst, warum ich manchmal so ein Idiot bin. Außerdem kann ich wahrscheinlich nicht erwarten, dass du mir komplett vertraust, solange ich dir selbst einige wichtige Dinge verschweige. Dinge, die mich ganz schön verkorkst haben, schätze ich."

Ich schlucke und sehe ihn an, völlig regungslos. Aber durch mein Inneres toben wie ein Tornado gerade die widerstreitendsten Gefühle. Freude, Glück, Liebe und Angst. Vor allem Angst, denn ich habe seine Ehrlichkeit nicht verdient. Weil ich nicht vollkommen aufrichtig zu ihm sein kann, selbst wenn ich es so gerne sein würde. Ich habe eine riesige Angst davor, dass er mich hasst, wenn er das rausfindet. Andererseits kann ihn auch schlecht davon abhalten, mir diese Dinge zu erzählen, denn das würde er garantiert falsch verstehen. Deshalb nicke ich nur.