37 LIZ ‖ Übermenschliche Selbstbeherrschung

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„Luke." Er hört es nicht. Kein Wunder, es ist nur ein klägliches Hauchen. Denn eigentlich will ich das gar nicht sagen, was ich gleich sagen werde. Aber ich fürchte, ich muss es tun. Also halte ich einfach an. Da er nach wie vor meine Hand hält, merkt er das sofort.

Er bleibt stehen und dreht sich um, einen überraschten Ausdruck im Gesicht. Seine Augen werden ein kleines bisschen schmaler und er seufzt, bevor er sagt: „Babe, ich will dich ja nicht drängeln, aber wir sind schon echt spät dran. Also sollten wir uns jetzt beeilen." Er will sich wieder umdrehen, aber als ich keine Anstalten mache, ihm zu folgen, scheint ihm ein Einfall zu kommen. Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, mit dem er wieder einmal unglaublich sexy aussieht.

„Es sei denn, du willst auf die Sache bei der Gartenhütte zurückkommen. In dem Fall können wir gerne darüber reden, ob wir vielleicht zusammen schwänzen sollten." Bedeutungsvoll wackelt er mit den Augenbrauen. Ich spüre meine Wangen regelrecht heiß werden, als mir klar wird, was er damit meint.

„Du denkst auch echt nur an das Eine", bemerke ich, weil ich es mir nicht verkneifen kann. Dabei schüttle ich den Kopf, muss aber gleichzeitig lächeln.

„Wenn ich das täte, dann würde ich wohl kaum seit anderthalb Wochen enthaltsam leben, Babe", informiert er mich, verdreht die Augen und zieht einen leidenden Gesichtsausdruck. Ich kann nicht anders und pruste los. Auch um seinen Mund spielt ein Lächeln, das meine Knie weich werden lässt. Ich fange ernsthaft damit an, über die Sache mit der Gartenhütte nachzudenken. Verdammt, das wäre mehr als verlockend, passt aber leider ganz und gar nicht zu dem, was ich ihm gleich erklären muss.

„Oh mein Gott, du Ärmster. Respekt, seit anderthalb Wochen! Wie konntest du das nur so lange aushalten?" Man kann das mitleidige Bedauern sehr gut aus meinem Tonfall heraushören.

„Das ist meine fast schon übermenschliche Selbstbeherrschung", bekomme ich sofort zur Antwort. Ich muss schon wieder lachen, wobei ich mir gleichzeitig überlege, wie lange es eigentlich bei mir schon her ist. Anderthalb Wochen reichen da nicht mal annähernd aus. Es muss die Geschichte mit Denny gewesen sein, und das war nur Rummachen. Gefühlt ist das schon eine Ewigkeit her. Soviel zum Thema 'übermenschliche Selbstbeherrschung'.

Lukes Augen fixieren mich interessiert und sein Blick intensiviert sich. „Okay, an was denkst du gerade, Babe?"

„Hab' nur darüber nachgedacht, wie lange es bei mir schon her ist", antworte ich ehrlich. Denn ich fühle mich inzwischen wieder an das Ehrlichkeitsversprechen gebunden, das ich ihm gegeben habe. Wahrscheinlich sogar mehr als je zuvor. Er macht einen Schritt auf mich zu, und eine Welle seines Aftershaves erwischt mich. Die Gartenhütte wird mir immer sympathischer.

„Willst du mit mir darüber reden?" Sein Lächeln ist umwerfend und er wirkt nicht mehr nur interessiert, sondern regelrecht neugierig. Ich schmunzle.

„Was willst du denn wissen?", frage ich amüsiert.

„Also, zum Beispiel, wie lange es schon her ist?"

„Du meinst, wie lange ich schon enthaltsam bin?" Er nickt.

„Das kommt drauf an", antworte ich vage.

„Auf was?", fragt er verständnislos.

„Ob man das mitzählt, was ich mache, wenn ich nachts mit deiner Jacke in meinem Bett liege", antworte ich lässig und muss grinsen, als seine Augen groß werden.

„Mit ... mit meiner Jacke?", murmelt er völlig perplex.

„Na ja, die riecht einfach so gut nach dir, und dann stelle ich mir immer vor ...", werde ich etwas konkreter, lasse den Satz aber unvollendet so stehen. Lukes Augen werden noch größer und er schluckt deutlich sichtbar.

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