21 LIZ ‖ Tanz mit dem Teufel

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Wir tanzen noch eine ganze Weile mit wildem Headbangig und Luftgitarre. Auch Susan und Pete kommen irgendwann dazu und sind voll dabei. Ich hätte sie gar nicht für Hardrockfans gehalten, doch so kann man sich täuschen.

Gegen zwei Uhr macht sich eine gewisse Aufbruchsstimmung breit. Um uns herum ist es inzwischen deutlich leerer und ich bemerke immer wieder, wie Susan hinter vorgehaltener Hand ein ansteckendes Gähnen entwischt. 

„Ich bin mit dem Auto da, ich fahre die anderen nach Hause", erklärt mir Jacob schließlich. „Wenn du willst, kann ich dich auch gerne heimbringen." Er legt den Kopf leicht schief und zieht die Brauen nach oben, während er mich erwartungsvoll ansieht.

Ich habe überhaupt keine Lust, schon schlafen zu gehen, denn ich bin hellwach und aufgedreht und spüre nicht den leisesten Hauch von Müdigkeit. Als ich mich nach Jo umsehe muss ich nicht lange suchen. Er steht immer noch an derselben Stelle an der Bar. Anscheinend bewegt er sich heute den ganzen Abend keinen Millimeter vom Fleck.

Na ja, abgesehen von den paar Minuten, in denen er mich in der Küche zur Schnecke gemacht hat.

„Danke Jacob, aber nein. Ich fahre später mit meinem Bruder." 

Er nickt, aber er lässt seine Schultern hängen und aus seinem undefinierbaren Gesichtsausdruck werde ich nicht ganz schlau. „Okay, dann noch viel Spaß. Und mach keine allzu großen Dummheiten, hm?" In seinen blaugrünen Augen meine ich, Besorgnis zu erkennen.

Wie kommt er bloß darauf, dass ich Dummheiten machen könnte? 

Ich nicke und schüttle gleichzeitig den Kopf, was in einer kreisenden Bewegung endet, wahrscheinlich dem Alkoholkonsum geschuldet ist und ganz sicher relativ bescheuert aussieht. „Keine Angst, da besteht keine Gefahr."

Die einzige Gefahr hinsichtlich irgendwelcher Dummheiten für mich heute Abend war Luke, und der ist anscheinend schon gegangen. Jedenfalls habe ich ihn die letzten zwei Stunden nicht mehr gesehen. Ich gebe es äußerst ungern zu, aber ich habe wohl unbewusst ständig nach ihm Ausschau gehalten.

Vielleicht hat er auch inzwischen seinen Notnagel gefunden und ist mit irgendeiner Süßen nach oben verschwunden? Da dieser Gedanke sich richtig fies anfühlt, verdränge ich ihn sofort wieder, bevor er noch irgendwelche grässlichen Bilder in meiner blühenden Fantasie hervorrufen kann.

Ich umarme Jacob und die anderen zum Abschied. Jacob sieht mir danach besonders intensiv in die Augen und drückt dabei meine Hand, so dass ich fast ein schlechtes Gewissen bekomme, weil ich nicht mit ihm fahre. Zusammen gehen meine Freunde zum Ausgang. Mit einem leisen Seufzen beobachte ich, wie die vier durch die Zimmertür verschwinden.

Da ich alleine nicht tanzen möchte, bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder an die Bar zu gehen.

Ich drehe ich mich um und will mich gerade auf den Weg machen, als ich gegen eine harte Brust pralle und mich ein unverkennbarer Duft einhüllt. Auch die Hitze-Schockwelle stellt sich zuverlässig ein, so dass ich meine Augen nicht mal anheben muss, um zu wissen, mit dem ich da kollidiert bin.

Tja, wenn man vom Teufel spricht. Beziehungsweise ununterbrochen an ihn denkt ...

Jedenfalls steht er jetzt direkt vor mir, so verdammt nahe. Ich richte meinen Blick nach oben und er beugt sich vor. „Hey, wo du gerade zufällig mal frei bist, würdest du mit mir vielleicht auch tanzen?", höre ich seine tiefe Stimme und spüre seinen Atem an meinem Hals.

Meine Augenbrauen sausen in die Höhe, denn ich staune.

„Ach was? Etwa keinen Notnagel gefunden? Will der große Bandleader wirklich mit dem kleinen Freak tanzen?" Ich schüttle ungläubig den Kopf. „Echt jetzt? Hier, in aller Öffentlichkeit? Was ist, wenn uns einer sieht? Machst du dich da nicht lächerlich? Ich spiele schließlich ein paar Ligen unter dir, schon vergessen?"

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