Rock me, Baby! ✓

61 LIZ ‖ Perfekter Plan

„Wow." Mit großen Augen und offenem Mund sehe ich mich um.

„Ja, nicht wahr?" Veronicas blaue Augen leuchten und auf ihren Lippen bildet sich ein breites Grinsen. „Ein richtiges Liebesnest, findest du nicht?"

Da hat sie recht. Man sieht es nicht sofort, wenn man den kleinen Nebenraum des Musiksaals betritt, aber sobald man einen Blick hinter die erste Regalreihe mit dem Notenarchiv wirft, kommt man sich fast vor, als wäre man in einem winzigen, romantischen Restaurant gelandet. Zwischen den deckenhohen Regalen, die mit roten Tüchern verhängt sind, steht ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, blütenweißer Tischdecke, zwei Flaschen Wein, Weingläsern und zwei Tellern. Außerdem sind verschiedene, sehr appetitlich aussehende Häppchen auf einer Platte arrangiert. Sogar an eine Vase wurde gedacht, deren Inhalt mich verdächtig an die Blumen erinnert, die in den perfekt gepflegten Beeten im Park wachsen. Das Ganze glänzt im Schein einer flackernden, roten LED-Kerze.

Pat bemerkt offenbar, dass mein Blick daran hängenbleibt und zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Sorry, eine echte Kerze war uns zu gefährlich. Nicht, dass ihr noch den Feueralarm auslöst."

Sie haben sich unglaublich viel Mühe gegeben, auch wenn ich befürchte, dass dieser Anblick bei Luke nicht den gewünschten Effekt erzielen wird.

„Wie habt ihr das so schnell hinbekommen?", frage ich mit belegter Stimme, denn der Einsatz meiner Freunde rührt mich fast zu Tränen. Sogar der abgestandene Geruch nach Staub und Papier ist einem frischen Zitrusduft gewichen.

„Na ja, wir waren viele. Liz, dich mögen sehr viel mehr Leute, als du denkst. Jo, Jacob, Pete, Mike, Ethan ... Selbst Dave und Chris waren sofort dabei, als wir ihnen erzählt haben, was wir planen. Also, hör zu: Du brauchst nichts weiter zu tun, als hier zu warten. Dave wird Luke reinschicken, um was zu holen. Chris sorgt dafür, dass er kein Handy hat. Sobald er drin ist, schließen wir den Raum von außen ab und verschwinden. Morgen früh werden wir euch wieder rauslassen. Du hast somit einen Abend und eine Nacht Zeit, um die Sache mit ihm wieder hinzubiegen. Er kann dir definitiv nicht davonlaufen", informiert Pat mich über den perfekten Kidnappingplan.

Gut, er kann mir vielleicht nicht entkommen, aber mir ist jetzt schon klar, dass er stinksauer sein wird. Unzählige Gedanken fechten in meinem Kopf einen Kampf miteinander aus, was ich wohl am besten zu ihm sagen sollte. Mir wird im Sekundentakt abwechslungsweise heiß und kalt, weshalb ich beschließe, sie alle erst mal beiseitezuschieben und es einfach auf mich zukommen zu lassen. Der Plan ist so bescheuert und aussichtslos, dass er vielleicht tatsächlich klappen könnte. Wenn Luke sich nicht dafür entscheidet, die ganze Nacht seine Ohren zuzuhalten und dabei laut zu singen, wird er gar nicht anders können, als mir zuzuhören.

„Gib mir bitte noch dein Handy, damit Luke es dir nicht abnehmen kann." Veronica streckt mir auffordernd ihre Hand hin und ich nicke, krame mein Smartphone aus der Kängurutasche meines Hoodies und übergebe es ihr. „Dann ist da noch eine Sache. Und zwar müsst ihr zwei Hübschen ja irgendwo übernachten." Sie nimmt meine Hand und führt mich eine Regalreihe weiter. Dort liegen zwei dicke Matten aus der Sporthalle nebeneinander auf dem Boden. „Und für alle Fälle ..." Mit einem schelmischen Grinsen hebt sie die Ecke der linken Matte an und meine Augen werden groß.

„Ihr seid doch total verrückt. Ich bin schon froh, wenn ich es hinkriege, dass er mich nicht mehr abgrundtief hasst." Veronica zieht eine Schnute des bedauernden Mitgefühls. Mein Gott, die Tatsache, dass mich jeder ständig mit einem Blick ansieht, als wäre ich ein herrenloses Straßenhündchen, muss sich wirklich schnellstmöglich ändern.

„Na ja, man weiß nie. Ich drücke dir so sehr die Daumen, Liz. Der Kerl hat dich zwar nicht verdient, aber ich würde mich freuen, dich mal wieder lächeln zu sehen. Und zwar nicht nur diese seltsame Grimasse, die du da immer zur Schau stellst."