41 LIZ ‖ Das Date

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„Liz, verdammt, das ist nicht dein Ernst! Das ist echt mal wieder so eine saublöde Idee!"

Oh nein, er hat mich erwischt. Oder Pat hat mich verraten. Schließlich hat sie mir schon angedroht, dass sie Jo nicht anlügen wird, wenn er nachfragen sollte.

Mist, und meine Haltung ist eindeutig. Da werde ich mich wohl nicht mehr rausreden können. Im Zeitlupentempo drehe ich mich um.

Jo steht mit weit aufgerissenen Augen in der Tür der Damentoilette, während ich mich vor dem offenen Fenster auf einem Stuhl befinde und meine Hände schon auf den Sims gelegt habe, um mich hochzustemmen.

„Glaub mir, Bro, das ist mein voller Ernst. Ich werde ganz sicher nicht die beiden Bodybuilder-Typen zu meinem ersten Date mit Luke mitschleifen. Da merkt er doch sofort, dass mit mir was ganz und gar nicht stimmt."

„Genau deshalb hab' ich dir ja den Vorschlag mit diesem Doppeldate gemacht", kontert er gereizt. „Hier im Restaurant fallen die beiden Kerle kaum auf und wenn Pat und ich sie ablenken, können wir bestimmt ein paar ungestörte Minuten für euch raushauen."

„Ein paar ungestörte Minuten reichen mir aber nicht. Und das Doppeldate ist ja eine nette Idee, aber nicht beim ersten Mal!" Ich schüttle aufgebracht den Kopf, während ich mich hochdrücke und durch das Fenster schiebe. Noch bevor er reagieren kann, stehe ich auch schon draußen auf dem Gehsteig. Pat hatte recht, das Toilettenfenster in diesem Laden ist ausgezeichnet dafür geeignet, um unbemerkt zu verschwinden. Da hat sie mir glücklicherweise den richtigen Tipp gegeben.

Ich strecke nochmals kurz den Kopf durchs Fenster. „Mach dir keine Sorgen, Bro. Du kennst mich! Ich kann auf mich aufpassen."

Seine Augenbrauen schnellen in die Höhe. „Sicher? Ich erinnere mich da an eine Situation, die ziemlich übel geendet hätte, wenn ich nicht zufällig in dem Moment zur Tür rausgekommen wäre und nach dir gesucht hätte!"

Ich schlucke trocken, als die Bilder vor meinem inneren Auge auftauchen. Der Kapuzenpulli-Typ, der mich hart am Arm packt und mitzieht. Wie ich mich ihm panisch kreischend entgegenstemme, mit rasendem Puls und außer mir vor Angst, aber trotzdem keine Chance habe, weil er viel stärker ist. Die Tür, die sich hinter mir öffnet und Jo, der den Kerl anbrüllt und auf mich zugestürzt kommt. Der irre Stalker, der mich daraufhin so plötzlich loslässt, dass ich ungebremst auf den Boden knalle, und dann im Dunkeln verschwindet.

Nie in meinem Leben habe ich mich so schwach und machtlos gefühlt.

Ich brauche eine ganze Weile, um wieder zu mir zu kommen und die Bilder aus meinem Kopf zu verdrängen. Als ich ein paar Mal blinzle, um endlich wieder die Realität vor Augen zu haben, taucht Jos Kopf vor mir im Fenster auf.

„Bitte, Jo. Ich brauche diesen einen ungestörten Abend. Vielleicht auch die ganze Nacht. Das mit Luke ist das Einzige, was mir noch geblieben ist, nachdem gerade alles den Bach runtergeht. Und das ist mir verdammt wichtig. Er ist mir verdammt wichtig. Also mach mir das bitte nicht kaputt, wo du mich doch sowieso schon im Stich lässt."

Gut, das war nicht fair. Ich sehe es daran, wie Jo auf einmal die Schultern hängenlässt und sich seine Mundwinkel nach unten ziehen. Das schlechte Gewissen springt mir aus seinem Blick entgegen und genau auf diese Reaktion habe ich abgezielt.

„Na schön." Er seufzt resigniert. „Aber ich hoffe, du weißt, dass ich dir nichts kaputtmachen will und mir nur Sorgen mache."

„Klar, weiß ich das, Großer." Ich richte mich auf und sehe mich um. Auf dem Parkplatz ums Eck müsste Luke schon auf mich warten. „Es wird mir nichts passieren. Genieß einfach den Abend." Ich wackle bedeutungsvoll mit den Augenbrauen. „Jetzt bist du nämlich allein mit Pat und damit hat euch deine geniale Schwester so was wie ein Date verschafft."

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