31 LIZ ‖ Shoppingberater

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Im 'Stop-and-Go'-Modus kämpft sich unsere Limousine durch den morgendlichen Chaosverkehr. Als meine Bluetooth-Kopfhörer die Musik unterbrechen und den Klingelton meines Handys abspielen, ziehe ich es aus meiner Hosentasche und werfe neugierig einen Blick darauf. In der Band-Chatgruppe gibt es eine neue Nachricht, die besagt, dass ab sofort bis zum Herbstball jeden Nachmittag geprobt wird.

Das hatte mir Luke ja bereits gestern angekündigt. Es ist überhaupt kein Problem für mich, da ich nachmittags sowieso nie irgendwelche Termine habe.

„Oh verdammt!", rufe ich aus und klatsche mir mit der Hand gegen meine Stirn, da es mir gerade wieder einfällt. Mein Shopping-Date mit Pat. Mein Bruder zuckt zusammen und bedenkt mich mit einem strafenden Blick aus zusammengekniffenen Augen.

„Musst du mich immer so erschrecken, Liz?", motzt er mich an.

„Sorry, ich dachte du hättest auch deine Kopfhörer drin", entschuldige mich schnell. Ich war wirklich etwas zu laut.

„Nein, aber in Zukunft werde ich mir welche reinstecken, ich will ja nicht mit achtzehn an einem Herzschlag sterben", meint er kopfschüttelnd, rollt dann mit den Augen und wendet sich wieder seinem Handy zu. „Was war überhaupt los, dass du so schreien musstest?", fragt er dabei noch beiläufig.

„Ich habe heute Nachmittag was vor und jetzt kommt mir diese Bandprobe dazwischen", erkläre ich und überlege fieberhaft, wie ich aus der Misere rauskomme. Ich will Pat nicht enttäuschen, sie hat sich so auf unsere Verabredung gefreut.

Neugierig lässt Jo sein Handy wieder sinken. „Du hast heute was vor? Mit wem denn?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an und die Neugier springt ihm schon fast aus seiner Miene.

Zurzeit ist das nämlich wirklich etwas Außergewöhnliches für uns.

„Patricia. Wir wollten zusammen shoppen gehen, und jetzt muss ich wegen der Bandprobe absagen. Ich kann die Shoppingtour nicht mal verschieben, denn die nächsten drei Wochen proben wir jeden Nachmittag."

Ich verziehe unwillig das Gesicht, als ich daran zurückdenke, wie eindeutig Luke letzten Donnerstag klargestellt hat, dass die Band immer vor allem anderen Vorrang zu haben hat. Der arrogante Befehlston, den er manchmal drauf hat, nervt ziemlich. Aber als ich meinen Blick wieder auf Jo richte, entgeht mir nicht, wie angespannt er mich anstarrt.

„Mit Patricia", murmelt er dann nachdenklich vor sich hin. „Liz, vielleicht könnte ich ja ..."

„Ganz, ganz schlechte Idee. Vergiss das lieber gleich wieder, Jo", unterbreche ich meinen Bruder schnell, weil ich schon ahne, worauf er hinauswill.

„Warum denn das? Ich war mit dir doch auch schon öfters beim Shoppen und du warst mit meiner Beratung immer zufrieden. Mit Pat würde mir das sogar noch Spaß machen."

Toll. Was dann wohl impliziert, dass es mit mir keinen Spaß gemacht hat. Vielen Dank auch. Er verdrängt dabei mal wieder komplett, dass ich umgekehrt auch schon unzählige Male als seine Shopping-Beratung herhalten musste.

„Trotzdem, das sollte ein Mädels-Shopping werden. Und ich kann mir auch kaum vorstellen, dass Pat ausgerechnet mit dir zum Shoppen möchte."

„Was soll das jetzt heißen – 'ausgerechnet mit dir'? Und darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass du gerade eben gesagt hast, du hättest die nächsten drei Wochen keinen einzigen Nachmittag frei?"

„Das wird schon. Dann gehen wir eben abends. Die Läden hier haben ja ewig lang offen."

Jo legt seine Hand auf meine. „Liz, lass mich mit Pat zum Shoppen gehen. Bitte." Er sieht mich mit schief gelegtem Kopf und Schmollmund flehentlich an. Dabei hat er so einen Welpenblick aufgelegt.

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