Rock me, Baby! ✓

45 LIZ ‖ Beziehungsding

Als unsere Limousine am Montagmorgen auf den Parkplatz der Schule fährt, sehe ich ihn sofort. Seltsam, wie er meinen Blick jedes Mal im Bruchteil einer Sekunde auf sich zieht, fast als wäre Magie im Spiel. Er lehnt an seinem Auto, cool und lässig wie einfach immer, und bringt allein durch seinen Anblick mein Herz dazu, einen aufgeregten Purzelbaum zu schlagen.

Sobald wir anhalten, öffnet er mir die Tür, greift nach meinen beiden Händen und zieht mich zu sich hoch. Er beugt sich ein Stück zu mir und auf einmal sind seine Lippen herrlich nah an meinen, ohne sie jedoch zu berühren, was mich fast verrückt macht.

„Hey, Babe. Ich hab' dich vermisst", raunt er dicht an meinem Mund. Seine raue, kratzige Morgenstimme entlockt mir ein Seufzen. Ich bin nicht in der Lage, etwas zu sagen, denn meine Gedanken widmen sich gerade ausschließlich seinen perfekten Wangenknochen, schweifen weiter zu den unglaublichen Augen, um schließlich seine Lippen anzustarren, die so wahnsinnig verführerisch aussehen. Gleichzeitig strömt mir sein Duft in die Nase, der mich ganz schwindelig macht, so dass ich mich an seinen Armen festhalten muss.

„Hörst du mir zu, Babe?", fragt er mit einem spitzbübischen Lächeln und ich registriere jetzt erst, dass er gerade etwas gesagt hat.

„Sorry, ich versuche es, aber ... Mann, wieso musst du nur so unglaublich gut riechen?" Sein Lächeln wird noch breiter.

„Gott, Liz, das musst gerade du sagen", erwidert er leise, bevor er endlich seine Lippen mit meinen verschmelzen lässt.

Ich blende aus, dass wir mitten auf dem Parkplatz stehen, ich blende aus, dass Horden von Schülern um uns herum sind, die alles ganz genau beobachten können, ich blende aus, dass ich ihm heute noch alles über mich erzählen werde und er mich dann vielleicht hassen wird und ich blende meinen schlecht gelaunten Bruder aus, bis dieser sich plötzlich lautstark in Erinnerung ruft.

„Oh Mann, dieses öffentliche Herumgeknutsche geht mir ja jetzt schon auf den Sack. Reißt euch mal ein bisschen zusammen!", zetert er vor sich hin, bevor er sich mit einem „Das kann man ja nicht mitansehen" endlich vom Acker macht.

Luke zieht fragend eine Augenbraue hoch, während er ihm nachsieht. „Wow, dein Bruder kann mich echt nicht leiden, oder?"

Das stimmt zwar leider, aber der Grund für Jos Gereiztheit liegt im Moment hauptsächlich woanders. „Heute kann es ihm sowieso keiner recht machen. Er hat totalen Liebeskummer."

„Ach wirklich?" Interessiert legt Luke den Kopf schief.

„Na ja, er ist seit Samstag mit Patricia zusammen, aber sie haben sich schon gestritten. Er wollte mit ihr darüber reden, aber sie hat ihn nicht ins Haus gelassen, geht nicht ans Telefon und antwortet auch nicht auf seine Nachrichten."

„Armer Kerl. Kaum zu glauben, aber er tut mir leid. Ich will mir gar nicht vorstellen wie es wäre, mit dir zu streiten, Liz", sagt er leise und reißt mich damit aus meiner schönen Traumwelt zurück in die harte Wirklichkeit. Ein eisiger Schauer kriecht mein Rückgrat entlang, als mir klar wird, dass diese Situation nur allzu bald eintreten könnte.

Als ich mich gerade dafür wappne, ihn um ein Treffen zu bitten, bei dem ich ihm endlich alles beichten möchte, greift er nach meiner Hand. „Okay, Babe. Bist du bereit, mit mir zusammen die Arena zu betreten und dich als meine offizielle Freundin zu outen?" 

Mich überzieht eine wohlige Gänsehaut vom Kopf bis zu den Zehenspitzen, als sein warmer Atem bei diesen Worten auf meinen Hals trifft und meine Gedanken sofort wieder abdriften. Am liebsten würde ich mit Luke in sein Auto steigen und alles hinter mir lassen. Meine ganzen Geheimnisse, die drohend zwischen uns stehen, und die vielen Schüler um uns herum, die mich jetzt schon feindselig ins Visier nehmen.