9 LIZ ‖ Gefährlicher Vollidiot

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Luke beugt sich zu mir. Oh Mann, er ist schon wieder so nah.

Der Typ ist ein Riesenarsch und vor zehn Minuten hat er es noch mit Veronica getrieben. Obwohl ich das weiß, rast mein Herz, als ich meinen Kopf drehe und in seine Augen blicke. Augen, in denen man sich verlieren kann. Tiefblaue Augen wie ein See ohne Grund.

Meine Hände zittern leicht und ich greife schnell nach meinem Bleistift, den ich hektisch zwischen meinen Fingern hin und her drehe, um das zu überspielen. Aber zu spät, er hat es schon bemerkt.

„Mache ich dich nervös?" Auf seinen Lippen erscheint dieses gewisse arrogante Grinsen. Verdammt, warum muss er auch noch so eine sexy Stimme haben? Die Natur hat es sowieso schon viel zu gut mit ihm gemeint.

„Das hättest du wohl gerne", antwortete ich zu schnell, und meine Stimme klingt leise und unsicher. Menno, so kenne ich mich gar nicht. Ich räuspere mich und rücke mit meinem Stuhl ein Stück von ihm ab, was ihm wieder ein freches Grinsen entlockt. Verdammt, irgendwie sieht er dadurch noch heißer aus. Und verdammt, das weiß er auch.

Flirtet der Typ etwa mit mir? Nachdem er mir heute Morgen so unverschämt und überdeutlich gesagt hat, dass er absolut kein Interesse an mir hat?

Gut, wahrscheinlich will er sich nur beweisen, dass er absolut jede haben kann. Aber an mir wird er sich die Zähne ausbeißen, dieser Vollidiot.

Dieser unglaublich heiße Vollidiot.

„Ich schlage vor, wir fangen jetzt ernsthaft mit der Strafarbeit an, sonst muss ich los, bevor wir auch nur einen Satz geschrieben haben", zwinge ich mir über die Lippen und bemühe mich, meiner Stimme einen festen Klang zu verleihen, was mir zum Glück auch gelingt. Einigermaßen zumindest.

„Wie du meinst, Drill Instructor", bekomme ich zur Antwort, während er mit gespielt ernstem Gesichtsausdruck vor mir salutiert.

Scherzkeks.

Seltsamerweise können wir danach recht gut zusammenarbeiten. Eigentlich habe ich erwartet, dass er nichts mehr vom Unterricht weiß und ich das meiste alleine machen muss. Aber das stimmt überhaupt nicht. Er hat den Stoff mindestens genauso gut behalten wie ich, und dabei hat er noch nicht einmal mitgeschrieben. Vollkommen verblödet scheint er also nicht zu sein, zumindest was das Schulische angeht. Wir schaffen es, in nur einer halben Stunde alles Wesentliche zu Papier zu bringen.

„Ich denke, Mr. Parson sollte damit zufrieden sein", stellt Luke fest, als ich den Punkt hinter das letzte Wort unserer Zusammenfassung setze.

„Ja, das denke ich auch."

„Schön, dass wir uns mal einig sind." 

Luke lächelt mich an und mein Gott, so ein süßes Lächeln sollte bei Jungs verboten sein. Das lenkt doch total ab. Das macht so bescheuert nervös. In meinem Bauch fängt es zu kribbeln an, allein wegen dieses Lächelns. 

Warum müssen die größten Idioten eigentlich immer am attraktivsten sein? Oder macht einen die Attraktivität erst zum Idioten? Dann wäre es ja ganz gut, dass ich gerade alles andere als attraktiv bin.

„Was denkst du, vielleicht können wir außer in Chemie auch noch in anderen Fächern nebeneinander sitzen? Ich finde nämlich, dass wir ganz gut zusammenarbeiten." Luke rückt mit seinem Stuhl näher an mich heran und dicht an meinem Ohr sagt er mit rauer Stimme: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir auch in anderen Bereichen gut harmonieren." Er neigt den Kopf und seine tiefblauen Augen bohren sich in meine, sein intensiver Blick nimmt mir kurz den Atem.

Was wollte er nochmal wissen? Ach so, ich sollte jetzt wohl irgendwas antworten. Schwierig, wenn man gerade nicht mehr alle fünf Sinne beisammen hat. Ich rücke mit meinem Stuhl ein Stück zurück und runzle die Stirn.

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