Die nächsten Nächte waren für Katrina die schönsten in ihrem Leben.
Erik und sie verbrachten jede Minute miteinander, testeten behutsam das zart geknüpfte Band zwischen ihnen aus. Ganz oft lagen sie einfach nur nebeneinander auf dem Bett, die Hände miteinander verschränkt und unterhielten sich.
Meist über völlig belanglose Dinge. Dinge, die sie interessierten und die sie mochten, wie Kunst, Literatur und Musik beispielsweise.Doch dann gab es auch Momente, in denen sie über sich selbst sprachen und diese Momente des Vertrauens waren Katrina die liebsten. Es war ein schwieriger Balanceakt all die Einzelheiten herauszufiltern, welche sie ruhigen Gewissens preis geben konnte, ohne zu viel über ihre Vergangenheit im 21. Jahrhundert zu verraten. Aber es war die Mühe wert, denn Erik erzählte ihr im Gegenzug vieles aus seinem bisherigen Leben, das sie so noch nie gehört hatte.
Er war ein fantastischer Erzähler und sie liebte es dem Klang seiner tiefen, sonoren Stimme zu lauschen. Stundenlang konnte sie zuhören wie er voller Begeisterung von der Architektur Roms schwärmte, der wilden Schönheit Frankreichs und des schottischen Hochlands. Meist lag sie eng an ihn geschmiegt in seinen Armen und genoss es einfach nur ihm so nahe zu sein.
Über das Geheimnis ihrer Herkunft sprachen sie dagegen mit keiner Silbe. Beide mieden dieses Thema geflissentlich und machten einen großen Bogen darum, um ihr idyllisches Zusammensein nicht zu zerstören.
Mit der Zeit fiel es Katrina leichter die Sorgen und die Angst, die sie immer noch quälte, zu verdrängen, doch ganz vergessen konnte sie diese nicht. Wie ein Damoklesschwert hing die unausgesprochene Wahrheit drohend über ihrem Glück und ein falsches Wort, eine falsche Handlung ihrerseits könnte alles zerstören.
Besonders tagsüber, wenn ihr Geist in Ayeshas kleinem Körper gefangen war, sorgte sie sich um das, was in der Zukunft sein würde. Sie hoffte so sehr, dass sie die richtigen Worte finden würde und er ihr Glauben schenkte, wenn sie ihm eines Tages alles offenbarte.
Aber je besser sie ihn kennenlernte, desto zuversichtlicher begann sie zu werden. Auch wenn er es nicht aussprach, so merkte sie doch mit jeder seiner Gesten, jedem Blick, jeder seiner Berührungen, dass er sie liebte. Und diese Liebe und das damit einhergehende Vertrauen würden ihm helfen ihr zu glauben.
An diesen Gedanken klammerte sie sich beinahe schon verzweifelt, in der Hoffnung sich nicht zu irren, wenn es letztendlich so weit war.
Wenn Erik und sie nicht gerade miteinander redeten, dann saßen sie gemeinsam an der Orgel. Er spielte ihr eine seiner Kompositionen vor und sie sang für ihn. Ihre Stimme schien ihn zu verzaubern und er konnte nicht genug davon bekommen ihr zu lauschen. Und wenn er dann mit einstimmte, dann war es um sie geschehen, denn seine Stimme war die pure Magie, erschaffen um zu betören und einer Frau die Sinne zu rauben.
Die letzten Stunden vor Morgengrauen verbrachten sie zumeist im Bett und liebten sich zärtlich. Erik verzehrte sich nach dieser Art der körperlichen Nähe, er schien nicht genug davon bekommen zu können ihre Haut überall zu berühren, sie zu liebkosen und sie unter sich zu spüren. Er war der geborene Verführer und seinen sinnlichen Blicken konnte sie sich nie lange entziehen. Bereitwillig gab sie sich ihm hin und zeigte ihm mit jedem Kuss, jedem Streicheln, jedem Seufzen, das ihren Lippen entschlüpfte, wie sehr sie ihn liebte.
Ihr Zusammenleben wäre nahezu vollkommen gewesen, wenn sie nicht immer kurz bevor die Sonne aufging, hätte gehen müssen. Keiner von ihnen wagte darüber zu sprechen, sie küssten sich stets ein letztes Mal, ehe sie wortlos bis zur nächsten Nacht verschwand.
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Es waren beinahe zwei Wochen verstrichen. Zwei wundervolle Wochen, in denen Erik hatte erfahren dürfen, was es hieß geliebt zu werden.
Er war immer noch voll ungläubigem Staunen, wenn Katrina, seine Katrina, ihn liebevoll anlächelte. Die Art und Weise wie sie ihn ansah, ihn küsste und berührte erfüllte ihn mit tiefer Demut und er fragte sich womit er ein solches Glück verdient hatte. Er wünschte es würde ewig währen.
Doch das unausgesprochene Geheimnis zwischen ihnen hing lauernd in der Luft und irgendetwas Düsteres in ihm sagte ihm, dass nach seiner Offenlegung nichts mehr so sein würde wie zuvor. Dieser Gedanke erschreckte ihn, denn um nichts in der Welt wollte er diese atemberaubende Frau wieder hergeben. Sie war sein. Und ohne sie, würde ein Teil von ihm unwiderruflich fehlen.
Er konnte nur hoffen, dass die überwältigenden Gefühle, die er für sie empfand, und die mit jeder Nacht stärker und bezwingender zu werden schienen, ausreichten um ihr Glauben zu schenken. Um das, was sie ihm sagen würde, anzunehmen und zu akzeptieren, ganz gleich, was es sein würde. Das wünschte er sich mehr als alles andere.
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Eines Abends alberten sie ausgelassen herum, etwas das er früher niemals getan hätte. Sie neckte ihn spielerisch und brachte ihn immer wieder zum Lachen. Er versuchte sie in seine Arme zu ziehen und sie zu küssen, denn von dem herrlichen Gefühl ihrer Lippen auf den seinen konnte er nicht genug bekommen.
Ihre Augen leuchteten vor Übermut, als sie sich seinem Griff entzog. „Komm doch und hole mich, wenn du einen Kuss willst!" meinte sie frech und lachte ihn an.
„Ganz wie du willst", Mit einem begehrlichen Funkeln in den Augen begann er sie zu umkreisen, beobachtete jede ihrer Bewegungen und versuchte abzuschätzen, was sie als nächstes tun würde.
Als sie versuchte an ihm vorbei zu huschen, passte er genau den Moment ab, an dem sie am Bett entlang lief. Er machte einen Satz nach vorne und warf sich auf sie. Sie schrie erschrocken auf, als er sie mit seinem ganzen Gewicht traf und mit sich auf das Bett riss. Die weichen Kissen federten ihren Sturz ab.
Erik ergriff Katrinas Handgelenke und hielt sie über ihrem Kopf fest, so dass sie wehrlos unter ihm lag. Triumph stand in seinem Blick, als er sich nun zu ihr hinunter beugte. „Hab dich", raunte er dicht an ihrem Ohr und begann dann mit den Lippen zart über die empfindliche Ohrmuschel zu streifen.
Sie seufzte leise. „Das war nicht fair", protestierte sie schwach, während er seinen Mund betörend langsam ihren Hals hinab wandern ließ.
„Wenn es um dich geht, dann ist mir jedes Mittel recht", murmelte er, ehe er ihre Lippen mit einem verführerischen Kuss verschloss.
Er ließ ihre Handgelenke wieder los und ließ seine Hände bedächtig ihren Körper hinunter wandern. Eine Hand verweilte auf der süßen Rundung ihrer Brust, umfasste diese und streichelte sie sanft durch den Stoff ihres Kleides hindurch, während die andere ihr Bein hinab strich und den Rock Zentimeter für Zentimeter hoch zu schieben begann, um die empfindliche Haut ihrer Schenkel frei zu legen.
Als plötzlich ein dezentes Hüsteln hinter ihnen erklang, erstarrten beide jäh mitten in der Bewegung und blickten erschrocken zu dem unerwarteten Besucher, der mit fragender Miene im Raum stand und irritiert von einem zum anderen blickte.
tbc
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No backward glances
FanfictionEin Mann, gezeichnet von einem grausamen Schicksal, gefangen in unendlicher Einsamkeit. Eine Frau, die alles zu tun bereit ist, um ihn aus diesem Elend zu befreien und ihm den Weg ins Licht zu weisen. Göttliche Einmischung, die alles durcheinander w...