11. Only you can reach me

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Erik saß in den tiefen Schatten von Loge Nummer Fünf und lauschte gebannt, während Christine den neuen Eigentümern seiner Oper vorsang. Ihre Stimme, diese klare, perfekte Stimme, erst zögerlich, dann immer selbstsicherer und kraftvoller, brachte so viel Gefühl zum Ausdruck, dass es ihm zu Herzen ging.

Er war stolz auf sie, stolz auf die immensen Fortschritte, die sie dank seines Unterrichts in den letzten Wochen gemacht hatte. Sie hatte ihrem Gesang endlich Seele verliehen und das hörte man in jedem Ton, der ihre schön geschwungenen Lippen verließ.


Think of me

think of me fondly,

when we've sayed goodbye.

Remember me

once in a while-

please promise me

you'll try.

When you find

that once again you long

to take your heart back

and be free -

if you ever find

a moment,

spare a thought

for me



Er wusste nicht warum, doch plötzlich schlich sich das Bild einer davon eilenden ganz in Schwarz gewandeten Gestalt in seine Gedanken. Dunkle Locken flogen umher und blau-graue Augen blitzten ihn herausfordernd an, während sie lachend vor ihm floh.

Seine Miene verfinsterte sich. Warum musste er ausgerechnet jetzt an dieses dreiste Frauenzimmer denken? Dieses unverschämte Ding hatte es tatsächlich geschafft ihn dazu zu bringen sie quer durch das ganze Opernhaus zu jagen. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass er sich dazu hatte hinreißen lassen.

Als sie auf das Dach der Oper rannte, war er so sicher gewesen, dass sie ihm nicht mehr entkommen konnte und doch war es ihr irgendwie gelungen. Er hatte das gesamte Dach nach ihr abgesucht, jedoch vergeblich. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. So als hätte sie sich in Luft aufgelöst.

Das einzige was er gefunden hatte, waren ihre Kleidungsstücke gewesen, die zu den Füßen einer Statue gelegen hatten. Wieso auch immer sie sich entkleidet haben mochte, er würde es herausfinden. Wenn sie ihre Sachen wieder haben wollte, dann musste sie ihm vorher einige Fragen beantworten und dieses Mal würde er ihr keine Gelegenheit zur Flucht geben.

Gegen seinen Willen musste Erik sich eingestehen, dass diese Frau seine Neugierde geweckt hatte. Er wollte wissen wer sie war und was sie mit ihren Botschaften bezweckte.

Ein leises Miauen ließ ihn herumfahren. Ayesha kam aus dem Schatten heraus auf ihn zu gelaufen und sprang dann hoch auf seinen Schoß, wo sie ihren Kopf so gleich an seine Brust schmiegte. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er ihr weiches cremefarbenes Fell zu kraulen begann, woraufhin sie sanft zu schnurren begann. Was wäre er nur ohne seine kleine Siamkatze?

„Ich habe dich auch vermisst, meine Hübsche. Wo bist du denn schon wieder die ganze Nacht gewesen, du kleine Streunerin, hm?"

Ayesha maunzte zur Antwort einmal und kuschelte sich noch enger an ihn. Er lachte leise. In letzter Zeit war sie viel verschmuster als sonst. Nicht dass er sich darüber beschweren wollte, er genoss die unvoreingenommene Zuneigung, welche die Katze ihm entgegen brachte.

No backward glancesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt