58. Explanations

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Erik blinzelte irritiert, als die Luft neben Nyx auf einmal zu flimmern begann und sich aus dem Nichts zwei weitere Gestalten manifestierten. Er kannte beide. Es waren die Muse der Tragödie und Hades, der Gott der Unterwelt.

Katrina keuchte vor Schreck auf und drängte sich instinktiv näher an ihn, als die drei so plötzlich auftauchten. Schützend legte er einen Arm um ihre Schultern und ergriff ihre Hand, die er beruhigend drückte.

Melpomene trat vor und lächelte sie freundlich an. „Ich freue mich euch wiederzusehen. Es ist so schön, dass ihr endlich wieder zusammen seid. Endlich dürft ihr miteinander glücklich sein, so wie es von Anfang an hatte sein sollen.“ Sie seufzte zufrieden und strahlte sie an.

Erik musste gegen seinen Willen lächeln. Die erfrischende Art der Muse war von kindlicher Unschuld geprägt und einfach ansteckend.

Auch Hades schnaubte belustigt und trat hinter Melpomenes zierliche Gestalt. „Kleines, ich glaube, du solltest den beiden einen Moment geben, um alle offenen Fragen zu klären, ehe du die Glückwünsche zum Happy End aussprichst.“ Er grinste, als sich die Wangen der Muse daraufhin zu röten begannen.

„Oh“, hauchte sie verlegen. „Ich dachte, das hätten sie schon geklärt.“

„Nun, ich denke, so weit waren die beiden noch nicht.“ Hades musterte Erik und Katrina mit interessierter Miene und für einen kurzen Moment hatte Erik das Gefühl der Gott der Unterwelt würde ihm bis in die Seele schauen. Ein merkwürdiger Ruck ging daraufhin durch seinen Körper und ließ ihn frösteln. Es war als wäre in ihm ein verborgener Schalter umgelegt worden, dessen Betätigung ihn endlich wieder vollständig machte. Er wusste, was dies zu bedeuten hatte und war froh darüber, auch wenn er sich dadurch entsetzlich verwundbar fühlte. Doch Katrina, der seine Reaktion nicht verborgen geblieben war, verstand es nicht und sah ihn besorgt an.

Ehe sie jedoch etwas sagen konnte, meinte er leise: „Es ist alles gut, mein Engel. Sorge dich nicht.“ Er sah die deutliche Skepsis in ihren grau-blauen Augen, doch sie ließ es für den Moment dabei bewenden und schwieg.

Stattdessen drehte sie sich um und fixierte die drei Besucher vom Olymp mit verärgertem Blick. „Würde mir vielleicht jemand von euch erklären was überhaupt geschehen ist? Melpomene? Nyx?“ Als keine Reaktion kam, wandte sie sich direkt an Hades. „Vielleicht Sie, wer auch immer Sie sind?“

Erik grinste in sich hinein, als seine Liebste den beiden Göttern und der Muse derart kämpferisch gegenüber trat. Es war ihr gleich, wie mächtig sie waren, das einzige, was sie interessierte, waren Antworten, die sie nun resolut einforderte. Das war die furchtlose Frau, die er so liebte.

Hades lachte amüsiert ob ihres Temperaments. „Ruhig Blut, meine Liebe. Sie sollen Ihre Antworten bekommen! Lassen Sie mich zuerst einmal meine Wenigkeit vorstellen. Ich bin Hades, der Gott der Unterwelt, Herrscher über die verstorbenen Seelen.“

Erik trat hastig hinter Katrina, als ihr ein überraschtes Keuchen entfuhr. „Der Hades? Derjenige, der Melpomene damals die Möglichkeit gab meine Seele in die Vergangenheit zu Erik zu schicken?“

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Verblüfft starrte Katrina den dunkelhaarigen Gott an.

Dieser grinste jungenhaft und verneigte sich respektvoll. „Ganz genau der, meine Liebe. Zu Euren Diensten.“

Melpomene trat neben ihn und lächelte ihn zärtlich von der Seite an. Als der Gott der Unterwelt ihr Lächeln voller Wärme erwiderte, wurden Katrinas Augen vor Erstaunen noch ein wenig größer. „Wie jetzt? Seid ihr etwa... ein Paar?“ fragte sie überrascht und blickte ungläubig von einem zum anderen.

„Das ist wohl kaum zu übersehen, so wie die beiden sich aufführen“, schnaubte Nyx ungnädig von ihrem Platz auf dem Sofa aus. Ihre spitze Bemerkung brachte Hades erneut zum Lachen, während die Wangen der Muse sich mit einer zarten Röte überzogen.

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