14. Looking for savior

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Katrina war es als hätte jemand einen Eimer mit eiskaltem Wasser über ihr ausgeschüttet. In der einen Sekunde beugte er sich noch über sie, brachte ihr Herz zum Rasen durch seine atemberaubende Nähe und die aufreizende Berührung seiner Hände, und in der nächsten war er im Begriff zu gehen.

Und das Schlimmste daran war, er ging nicht einfach so, sondern zu ihr.

Zu Christine.

Eine unermessliche Wut breitete sich in ihr aus und drohte sie förmlich zu ersticken. Das war nicht fair, nicht nachdem sie genau gespürt hatte, dass da etwas zwischen ihnen war. Etwas Mächtiges, Unbezwingbares, ungemein Prickelndes, dass ihr die Hoffnung gab ihn eines fernen Tages tatsächlich für sich gewinnen zu können.

Wenn es ihr denn gelang seine Gedanken von diesem jungen, schwachen Ding zu lösen, das seinen Verstand beherrschte.

Sie fluchte unterdrückt. „Du kommst auf der Stelle zurück und bindest mich los!" schrie sie ihm wutentbrannt hinterher, während sie energisch an ihren seidenen Fesseln zerrte. „Hey! Du kannst mich doch nicht einfach hier so zurück lassen!"

Doch offenbar konnte er es, denn er kam nicht zurück. Verflucht sollte er sein!

Katrina knurrte zornig und zog so heftig an den Fesseln, dass der Stoff unangenehm in die empfindliche Haut ihrer Handgelenke schnitt. Sie ignorierte den Schmerz jedoch verbissen und zerrte mit grimmiger Entschlossenheit weiter.

Es musste ihr einfach gelingen sich zu befreien, sonst spielte sich alles genauso ab wie sie es aus dem Film kannte. Erik würde Christine nach der Aufführung aus ihrer Garderobe entführen und sie durch den Spiegel mit in sein Reich nehmen, um sie dort mit seiner unglaublichen Stimme und der Musik der Nacht zu betören.

Das durfte sie unter keinen Umständen zu lassen!

Im Stillen verfluchte sie ihre Impulsivität, die sie in diese prekäre Lage gebracht hatte. Es war nicht besonders klug gewesen einfach so zu ihm zu marschieren und ihn derart heraus zu fordern. Das hatte sie nun davon.

Sie seufzte frustriert, als sie merkte, dass die Fesseln sich kein bisschen lockerten. Im Gegenteil sie hatte das Gefühl durch ihr Gezerre hätten sie sich nur umso strammer um ihre Handgelenke gezogen.

Was sollte sie nun tun?

Regungslos lag sie da und starrte die Decke an, während ihre Gedanken fieberhaft nach einer Lösung suchten. Tränen der Verzweiflung schimmerten in ihren Augen, als sie daran dachte, was geschehen würde, wenn sie nicht bald hier weg kam.

Und dabei war sie sich nun sicher, dass sie ihn erreichen konnte. Es war eindeutig Begehren gewesen, dass sie in seinen Augen hatte aufblitzen sehen, als er ihre nur notdürftig verhüllte Erscheinung gemustert hatte. Auch er hatte die starke Anziehung gespürt, die zwischen ihnen herrschte und ihr schlichtweg den Atem genommen hatte. Das war unverkennbar gewesen.

Eine leichte Röte kroch in ihre Wangen bei dem Gedanken daran wie nahe er ihr vor ein paar Minuten noch gewesen war, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Und auch wenn seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst gewesen waren, so hatte sie doch ihren Blick nicht von ihnen wenden können. Es wäre ein leichtes für ihn gewesen ihr einen Kuss zu rauben. In jenem Moment hatte sie sich danach gesehnt, dass er all seine Zweifel und seinen Zorn beiseite schob und die kurze Entfernung zwischen ihren Mündern einfach überbrückte, um seine Lippen mit den ihren zu vereinigen.

Natürlich hatte er das nicht getan. Dafür war es noch viel zu früh und tief in ihrem Innern wusste sie das auch. Aber allein die Vorstellung ließ ihren Puls in ungeahnte Höhen schnellen und brachte ihr Blut in Wallung.

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