Erik saß auf seinem Bett und versuchte den widerstreitenden Gefühlen standzuhalten, die ohne Unterlass in seinem Inneren tobten. Zorn und Wut mischten sich mit Trauer, Reue und purer Verzweiflung. Sein Herz war schwer und drohte an der Last zu zerbrechen.
Er konnte nicht fassen, dass es so geendet hatte. Dass Katrina lediglich eine Schachfigur im Ränkespiel einer mächtigen Göttin und einer der neun Musen gewesen sein sollte. Der Gedanke daran, dass alles nichts weiter als eine grausame Lüge gewesen war, bohrte sich wie ein Messerstich tief in sein verwundetes Herz. Ihr Verrat traf ihn mehr als er in Worte fassen konnte. Niemals hätte er gedacht, dass es sich so verhielt.
Katrina hatte ihn glauben gemacht, dass sie ihn liebte, dass er in ihr endlich die eine Frau gefunden hatte, die ihn verstand und so annahm wie er war mitsamt dem, was sich hinter seiner Maske verbarg. Er hatte angefangen gehabt zu glauben, dass sie der fehlende Teil seiner Seele war, diejenige, die ihn vervollständigte und seine Träume und Hoffnungen teilte. Die für immer an seiner Seite blieb und ihn für all die langen Jahre des Kummers und Leides entschädigte.
Seine Retterin, sein Engel, seine Seelenverwandte.
Wie sehr er sich doch getäuscht hatte! Sie war nichts weiter als eine begnadete Schauspielerin, die ihn nach allen Regeln der Kunst belogen und manipuliert hatte, um ihn von Christine fernzuhalten.
Und doch konnte er nicht leugnen, dass sein Herz schmerzte, sobald er nur an sie dachte. Trotz ihres ungeheuren Verrats verzehrte er sich immer noch mit jeder Faser seines Seins nach ihr, sehnte sich danach sie an seiner Seite zu haben und sie zu lieben.
Was war er doch für ein törichter Narr! Warum tat er sich das an? Warum akzeptierte er nicht einfach, dass es für ihn niemals so etwas wie wahre Liebe und ein glückliches Ende geben würde?
Aber sein närrisches Herz schien ihn daran hindern zu wollen diese unumstößliche Tatsache als wahr anzusehen. Es klammerte sich beinahe schon verzweifelt an die Trugbilder, die Katrina ihm all die Tage vorgegaukelt hatte und versuchte seinen Verstand davon zu überzeugen, dass sie echt waren.
Plötzlich erinnerte er sich daran, dass sie ihn vergangene Nacht gebeten hatte mit seinem Herzen zu sehen und für einen Augenblick tat er es. Er dachte an die Ernsthaftigkeit in ihren Augen, als sie ihm ihre Liebe gestand, daran wie sie ohne das geringste Anzeichen von Furcht oder Abscheu sein entstelltes Gesicht betrachtete und daran wie sie sich ihm vorbehaltlos hingab, ohne jegliche Scheu. Sie hatte ihn genauso sehr begehrt wie er sie und hatte auf seine Berührungen mit derselben Leidenschaft reagiert wie er auf die ihren.
Konnte man so etwas tatsächlich vortäuschen? War das überhaupt möglich? Auf einmal überkamen ihn Zweifel. Was wenn er sich irrte und sie ihn tatsächlich aufrichtig liebte?
Ihre Worte hatten so ehrlich geklungen, als sie ihm erzählte, dass sie seine Lebensgeschichte aus ihrer Zeit kannte und sie sich schon immer mit ihm verbunden gefühlt hatte. Er sah ihre bebende Gestalt am Boden vor sich, nachdem er sie so rüde von sich gestoßen hatte. Der Blick aus ihren großen Augen war voller Verzweiflung und unverhohlenem Schmerz gewesen, die Wangen schrecklich blass und Tränen überströmt.
Und als er in seinem maßlosen Zorn beinahe die Hände um ihren schlanken Hals gelegt hatte, um sie zu würgen, war irgendetwas tief in ihr drinnen zerbrochen. Das hatte er in den Tiefen ihrer unvergleichlichen Augen gesehen und der Gedanke daran erfüllte ihn mit unendlicher Reue.
Würde sie sich wirklich so verhalten, wenn er ihr nicht das Geringste bedeuten würde? Wenn alles nur eine Lüge war? So gut konnte einfach niemand schauspielern, oder doch?
Aufstöhnend vergrub Erik das Gesicht in seinen Händen, gepeinigt von den gegensätzlichen Gedanken und Emotionen, die ihn quälten und ihm keine Ruhe ließen. Er wusste nicht, was er glauben sollte, fühlte sich hin und her gerissen.
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No backward glances
FanfictionEin Mann, gezeichnet von einem grausamen Schicksal, gefangen in unendlicher Einsamkeit. Eine Frau, die alles zu tun bereit ist, um ihn aus diesem Elend zu befreien und ihm den Weg ins Licht zu weisen. Göttliche Einmischung, die alles durcheinander w...
