Peinlich berührt starrte Erik zu Nadir, der sichtlich verlegen den Blick abgewandt hatte und angestrengt einen Punkt an der Wand fixierte. Er spürte wie seine Wangen sich rot verfärbten und als er hinunter in Katrinas Gesicht blickte, sah er, dass auch die ihren von einer zarten Röte überzogen waren.
Wie hatte er nur vergessen können, dass der Perser am heutigen Abend vorbei kommen wollte, um ihm seine wöchentliche Lieferung an Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen zu bringen? Was für eine unsagbar unangenehme Situation!
Er richtete sich auf und griff hastig nach der Maske, die auf dem Nachttisch lag. Seine Finger zitterten leicht, als er sie anlegte und aus den Augenwinkeln sah er wie Katrina sich ebenfalls aufsetzte und ihr Kleid richtete.
Während er sich noch einen Moment sammeln musste, straffte sie sich bereits und stand auf.
„Guten Abend, Monsieur", begrüßte sie den orientalisch gewandeten Mann mit einem gewinnenden Lächeln. „Wie es scheint haben wir beide ein Talent dafür uns in derart delikaten Situationen zu begegnen, meinen Sie nicht?"
Verblüfft beobachtete Erik wie Nadir ob ihres charmanten Scherzes lachte. Die peinliche Spannung, die zwischen ihnen allen geherrscht hatte, war mit einem Mal spurlos verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben. Das hatte ihr einnehmendes Wesen bewirkt. Wieder einmal erstaunte sie ihn. Es war einfach wunderbar wie feinfühlig sie mit gewissen Situationen umzugehen vermochte. Sie schien immer genau zu wissen was sie zu sagen oder zu tun hatte. Wahrlich beneidenswert.
„Da muss ich Ihnen Recht geben, Mademoiselle Katrina. Offenbar haben wir ein Händchen für dergleichen", antwortete Nadir und lächelte sie freundlich an.
Als sie das Lächeln des Persers erwiderte, verspürte Erik einen Anflug von Eifersucht. Er wusste, dass das im Grunde eine lächerliche Reaktion war, aber er konnte nichts dagegen tun. Es gefiel ihm eben nicht, wenn sie einen anderen Mann derart anlächelte und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. Das war etwas, das allein ihm vorbehalten sein sollte.
Er trat zu ihr und legte ihr in einer besitzergreifenden Geste einen Arm um die Hüfte, ein warnendes Funkeln in den Augen, als er auf den Daroga hinab blickte. Der verwunderte Blick, den sie ihm daraufhin zuwarf, entging ihm so völlig. „Sei gegrüßt, mein Freund. Da ihr euch bereits kennt, ist es wohl nicht mehr nötig, dass ich euch einander vorstelle."
Nadir erwiderte seinen bohrenden Blick ruhig, lediglich ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er hatte die unausgesprochene Botschaft verstanden, aber es missfiel Erik, dass er sich darüber zu amüsieren schien. Seine Miene verdüsterte sich und er wollte schon seinem Unmut darüber kund tun, als Katrina sich sanft aus seiner Umklammerung befreite und sacht über seinen Arm strich seine innere Unruhe spürend.
„Ich gehe uns Tee kochen. Ihr beide habt sicher einiges zu besprechen." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe sie ihn mit einem letzten liebevollen Blick bedachte, um dann in Richtung Küche zu verschwinden.
Erik sah ihr voller Zärtlichkeit nach, jäh wieder besänftigt durch ihre Zuwendung. Er hatte wirklich keinerlei Grund eifersüchtig zu sein, dass musste er sich immer wieder vor Augen führen, auch wenn es ihm beizeiten schwer fiel sich daran zu erinnern.
Nadir hatte Katrina ebenfalls nachgesehen. Seine Miene war nachdenklich, als er sich nun Erik zuwandte. „Wie ich sehe, hat sich einiges verändert in meiner Abwesenheit. Offenbar bist du das Wagnis eingegangen und hast den Mut gefunden Katrina an dich heran zu lassen. Glaube mir, mein Freund, das war die richtige Entscheidung."
Erik lachte leise, ein warmes Glücksgefühl in der Brust, als er daran dachte wie froh er war sich so entschieden zu haben. „Das war sie in der Tat! Und ich kann manchmal immer noch nicht fassen, dass mir ein solches Glück wirklich zuteil wird."
DU LIEST GERADE
No backward glances
FanficEin Mann, gezeichnet von einem grausamen Schicksal, gefangen in unendlicher Einsamkeit. Eine Frau, die alles zu tun bereit ist, um ihn aus diesem Elend zu befreien und ihm den Weg ins Licht zu weisen. Göttliche Einmischung, die alles durcheinander w...