36. The edge of your darkest emotions

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Katrina lag mit Tränen überströmten Wangen am Boden und schluchzte verzweifelt.

Es war der reinste Alptraum. Wie hatte ihr die Situation nur derart entgleiten können? Sie konnte nicht fassen wie er auf die Wahrheit reagierte. Es war noch weitaus schlimmer, als sie es sich je ausgemalt hatte.

Ihr Herz tat unsagbar weh bei dem Gedanken daran, dass Erik tatsächlich annahm, sie hätte ihm alles nur vorgespielt. Dass nichts von dem, was zwischen ihnen gewesen war, echt war. Dass alles eine grausame Lüge war, einzig und allein ersonnen um ihn von Christine fernzuhalten.

Wie konnte er das nur ernsthaft denken? Wie konnte er nur ihre Liebe zu ihm derart in Frage stellen, wo sie sich selbst jetzt, nachdem er sie so grob behandelt hatte, danach sehnte ihn in ihre Arme zu schließen? Es zerriss ihr schier das Herz, dass er so schlecht von ihr dachte.

Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass er annehmen könnte, dass Melpomene und Nyx sie benutzt hatten, um ihn zu manipulieren. Wieso wollte er nicht sehen, dass sie keineswegs die Schachfigur in einem intriganten Spiel höherer Mächte darstellte, sondern einzig und allein zu ihm geschickt worden war, um seinem einsamen Leben endlich ein Ende zu bereiten und ihn glücklich zu machen?

Sie wusste, dass sie ihn bereits sehr glücklich gemacht hatte, glücklicher als jemals zuvor in seinem Leben. Das konnte er doch nicht einfach fort werfen! Er hatte ihr versprochen auf sein Herz zu hören und sie weigerte sich zu glauben, dass es ihm befahl, sein Glück einfach von sich zu stoßen.

Es war einzig und allein sein Jähzorn, der diese scheinbar unüberwindbare Kluft zwischen ihnen erschaffen hatte, geboren aus seinem mangelnden Vertrauen. Der Gedanke, dass er ihr so wenig vertraute, schmerzte am meisten.

Sie sah hoch zu ihm, halb blind vor Tränen und begann jäh zu zittern unter der zornigen Intensität seines Blickes. Maßlose Wut verzerrte seine aristokratischen Gesichtszüge und er schien sich nur mühsam unter Kontrolle halten zu können.

Schwankend und am ganzen Leib bebend erhob sie sich und raffte die Decke wieder um ihren entblößten Körper. Sie konnte nicht fassen, dass er sie von sich gestoßen hatte. Er war stets so sanft und aufmerksam mit ihr umgangen und nun behandelte er sie fast schon brutal. Wo war der Mann hin, in den sie sich verliebt hatte? Von dem sie gedacht hatte, sie würde ihm mittlerweile auch etwas bedeuten?

Die Worte des Persers fielen ihr wieder ein. Er hatte gesagt, dass ganz gleich, was geschehen würde, sie immer daran denken sollte, dass Erik sie liebte. Sie musste darauf vertrauen, dass diese Liebe noch da war, begraben unter all dem Zorn und dem Gefühl verraten worden zu sein, aber unleugbar vorhanden. Irgendwo tief in ihm drinnen. Es musste ihr nur gelingen, ihn daran zu erinnern.

Sie versuchte ihre wachsende Verzweiflung zu bekämpfen und straffte sich. Ein entschlossener Zug trat um ihren Mund und fest sah sie ihm in die Augen, versuchte ihm nicht mehr zu zeigen wie sehr sein Verhalten sie verletzt hatte. „Nein! Ich werde nicht gehen. Du hast mir etwas versprochen. Erinnere dich daran und lass nicht zu, dass deine Wut alles zwischen uns zerstört.“

Er knurrte zornig und drängte sie bis an die Wand zurück. Die kalte raue Oberfläche der Steine bohrte sich in ihren Rücken und jagte ihr einen Schauer über die Haut. Drohend ragte Erik über ihr auf und starrte auf sie herab. Verstört nahm sie wahr, dass es blanker Hass war, der in seinen Augen loderte und seine Gesichtszüge verzerrte.

Eiskalte Furcht ergriff ihr Herz. Nein! Das durfte nicht sein!

Sie schluckte, ihr Mund mit einem Mal trocken, und sah entsetzt mit an, wie er die Hände nach ihrer Kehle ausstreckte, so als wollte er sie würgen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an, unfähig zu glauben, dass er dazu tatsächlich fähig war.

No backward glancesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt