13. In the shadow awaits a desire

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Erik starrte die Frau vor ihm an, als wäre sie ein Gespenst. Er konnte nicht fassen, dass sie die Dreistigkeit besaß erneut ungefragt in sein Refugium einzudringen und mit solch einer Unverfrorenheit Forderungen zu stellen.

Er musterte sie von oben bis unten, seine Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er bemerkte was sie trug. Peinlich berührt und fasziniert zugleich starrte er das Stück Stoff an, welches sie sich um ihre schlanke Gestalt geschlungen hatte und welches ihren Körper nur notdürftig verhüllte. Er blinzelte irritiert. War das etwa ein Stück Vorhang? Fest stand er konnte viel nackte Haut sehen, zu viel, und obwohl er schockiert war, das sie es wagte so vor ihm zu erscheinen, konnte er den Blick doch nicht von ihr lassen.

Ihm wurde angenehm warm, als seine Augen der anmutigen Linie ihres Halses folgten und anerkennend auf der zarten Haut ihrer bloßen Schulter verweilten. Dichte schwarzen Locken bildeten einen herrlichen Kontrast zu ihrem hellen Teint und umrahmten ihr vor Empörung gerötetes Gesicht.

Sie sah hinreißend aus wie sie da stand und ihn an funkelte und gegen seinen Willen regte sich Begehren in ihm.

Als ihm bewusst wurde was für Gefühle sie in ihm auslöste, übermannte ihn eine Welle des Zornes. Ein derart heftiges Verlangen hatte er noch nicht einmal bei Christine verspürt. Und diese kleine Hexe tauchte hier einfach unverhofft auf und weckte eine Begierde in ihm, die einzig und allein Christine vorbehalten sein sollte. Er durfte dem nicht nachgeben, wer wusste schon was dieses Weib damit bezweckte!

Er knirschte erbost mit den Zähnen. Wie konnte sie nur so töricht sein ihn erneut zu reizen? Und dann auch noch in solch einem verführerischen Aufzug! Diesmal war sie ohne jeden Zweifel zu weit gegangen.

Und dieses Mal würde sie ihm gewiss nicht so leicht davon kommen.

Er erhob sich langsam und näherte sich ihr mit finsterer Miene, jeder Schritt eine einzige Drohung, die Wut, die in seinem Inneren brodelte, nur mühevoll gezügelt. Und obwohl sie sehen musste wie wütend er war, konnte er nicht das geringste Anzeichen von Furcht in ihrem Blick erkennen. Trotzig starrte sie ihn weiterhin an.

Das brachte ihn vollends zur Weißglut. „Wie kannst du es wagen, zu mir zu kommen und derartiges zu verlangen nach allem was du getan hast!" herrschte er sie an. „Bist du dir überhaupt im Klaren darüber mit wem du es zu tun hast?"

„Selbstverständlich", erwiderte sie in nicht minder gereiztem Ton. „Mit dem Phantom der Oper!"

„Wenn das so ist, dann solltest du eigentlich wissen wozu ich in der Lage bin!" Mit diesen Worten packte er sie grob am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her. Mit einem erschrockenen Aufschrei begann sie sich zu wehren und versuchte sich aus seiner eisernen Umklammerung zu befreien, doch es gelang ihr nicht.

„Lass mich augenblicklich los!" zeterte sie außer sich und zog mit ihrer freien Hand an seiner, um frei zu kommen. Vergebens. „Du tust mir weh!" jammerte sie, als sie merkte, dass es zwecklos war.

Er schnaubte. „Das hast du dir einzig und allein selbst zu zuschreiben, meine Teure!" Gegen ihren Willen hatte er sie schließlich in sein Schlafzimmer gezerrt. Als er ihr einen Schubs gab, keuchte sie empört auf, ehe ihr Fall von den weichen Kissen seines Bettes abgefedert wurde.

Ihre Augen schienen förmlich Funken zu sprühen, als sie sich hastig wieder aufrichten wollte, doch das ließ er nicht zu. Trügerisch sanft legte er seine behandschuhte Hand an ihre Kehle, eine simple Drohung, die jedoch genügte um sie augenblicklich ruhig zu stellen und verharren zu lassen.

Durch das Leder seines Handschuhs hindurch konnte er ihren Pulsschlag spüren, der wild gegen seine Finger pochte. Endlich konnte er so etwas wie Angst in den Tiefen ihrer Augen aufglimmen sehen, doch der Zug um ihren Mund blieb stur. „Das tust du nicht", sagte sie mit bemüht fester Stimme, doch er vernahm das leise Echo eines Zweifels.

No backward glancesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt