61. Epilog

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3 Jahre später

„Ich bin wieder da!“ Erik schloss die Tür hinter sich und streckte sich einmal ausgiebig, ehe er erschöpft aus seinem Jackett schlüpfte und es ordentlich weg hängte. Es war ein langer Tag gewesen und er war froh, dass er endlich wieder zu Hause war. Bei der Frau, die er über alles liebte. Seiner Ehefrau. Katrina.

„Liebes?“ rief er etwas lauter, als niemand auf seinen ersten Ruf reagierte.

„Wir sind hier, Liebling!“ erscholl ihre liebreizende Stimme aus dem Wohnzimmer.

Ein breites Lächeln legte sich um seine Mundwinkel, als er mit langen Schritten den Flur durchquerte und die angelehnte Tür zum Wohnzimmer aufstieß.
Kaum war diese auf geschwungen, geriet ein kleines Mädchen in sein Blickfeld. Es hatte schwarze lange Locken und war ganz vertieft in das Spiel mit bunten Bauklötzchen gewesen, doch als er den Raum betrat, drehte es sich um und sah ihn mit großen grünen Augen an. Auf seinen kindlichen Zügen zeichnete sich ein strahlendes Lächeln ab, als es ihn erkannte.

„Papa! Papa!“ rief es begeistert und sprang auf. Lachend kam die Kleine auf ihn zu gelaufen und er ging in die Hocke, um sie besser in seine Arme schließen zu können. Sie schmiegte sich vertrauensvoll an ihn und mit einem zärtlichen Ausdruck in den Augen strich er ihr über den dunklen Schopf.

„Hallo, Miri, mein Schatz“, sagte er. Er begann sie herumzuwirbeln, so dass sie vor Freude laut zu jauchzen anfing.

Erik lachte vergnügt und betrachtete hingerissen das strahlende Gesicht seiner Tochter. Auch jetzt noch, nach etwas über zwei Jahren, kam es ihm manchmal wie ein kleines Wunder vor, Vater von so einem hinreißenden Geschöpf zu sein. Nie im Leben hätte er gedacht, dass er einmal eine Familie haben würde. Eine Frau, die ihn liebte und eine Tochter, die ihn anhimmelte.

Nachdem er noch ein wenig mit ihr getobt hatte, ließ er sich gemeinsam mit ihr auf das schwarze Ledersofa fallen. Sie kicherte und schlang ihre dünnen Ärmchen um seinen Hals. „Hab dich lieb, Papa“, murmelte sie und gab ihm ein Küsschen auf die unmaskierte Wange, ehe sie von seinem Schoß krabbelte und leise summend wieder zu ihren Bauklötzen zurück hopste.

Erik schenkte ihr einen letzten liebevollen Blick, ehe er seine Frau ansah, die ihn mit einem sanften Ausdruck in den blau-grauen Augen musterte. Ihre Mundwinkel umspielte ein Lächeln und bei dem bezaubernden Anblick, den sie bot, begann sein Puls sich jäh zu beschleunigen. Katrina hatte es sich auf der Ecke des Sofas bequem gemacht und ihre Füße hoch gelegt, um sich ein wenig auszuruhen. Begierig nahm er jedes Detail ihrer Erscheinung in sich auf und ließ seinen Blick besonders lange auf ihrem gewölbten Leib ruhen. Wie sehr er sich auf ihr zweites gemeinsames Kind freute! Nur noch zwei Monate, dann konnte er endlich seinen Sohn in die Arme schließen.

Er rückte ganz nahe zu ihr, beugte sich herunter und verschloss ihre Lippen mit einem zärtlichen Kuss. „Hallo, mein Engel“, raunte er und streichelte ihren runden Bauch. „Wie geht es euch beiden?“

Katrina lächelte ihn versonnen an und setzte sich dank ihres Umfangs etwas mühsam auf. „Uns geht es gut, Erik. Alles in Ordnung.“ Sie rutschte noch näher an ihn heran und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Beschützend legte er den Arm um sie und ließ die andere Hand auf ihrem Bauch ruhen. Gemeinsam sahen sie ihrer Tochter Miriam beim Spielen zu.

Erik konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als hier bei seiner kleinen Familie zu sein und Zeit mit ihnen zu verbringen. Endlich war er im Leben angekommen, wurde akzeptiert und geliebt. Nach all den Jahren des Leides und der Grausamkeiten hatte er sein persönliches Happy End gefunden und das würde er nie wieder hergeben. Um nichts auf der Welt.

Als hätte Katrina gespürt, was er dachte, hob sie den Blick und sah ihn mit ihren unvergleichlichen Augen an. Die grenzenlose Liebe, die er in den blau-grauen Tiefen las, wärmte sein Herz und erfüllte ihn mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. Zärtlich fanden seine Lippen den Weg zu den ihren und sie tauschten einen langen Kuss, der erst von Miriam unterbrochen wurde, die sich zu ihnen gesellte und mit ihnen kuscheln wollte.

Erik legte seinen freien Arm um seine Tochter und lauschte ihrem fröhlichen Geplapper. Er sah auf Katrina hinab, die sich wieder an ihn geschmiegt hatte und wohlig seufzte.

Nein, um nichts auf der Welt würde er dieses Leben eintauschen wollen.

~~~

Oben auf dem Olymp huschte ein feines Lächeln über das Gesicht der Muse der Tragödie, als sie diese Szene in ihrer Kristallkugel beobachtete. Mit einer anmutigen Bewegung ihrer Hand tauchte sie das Innere der Kugel wieder in wabernde Nebelschwaden und erhob sich.

Endlich war die Geschichte des Phantoms der Oper neu geschrieben worden und hatte ihm das Ende beschert, das er verdiente...









~~~ The End ~~~

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 21, 2023 ⏰

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