Als seine Lippen so unverhofft die ihren fanden, riss Katrina überrascht die Augen auf. Ihr Herzschlag hallte laut in ihren Ohren wider und ein immenses Glücksgefühl breitete sich in ihr aus. Dass er sie in dieser Situation von sich aus küsste, konnte nur eines bedeuten. Er hatte endlich akzeptiert, dass da etwas zwischen ihnen war. Eine Anziehung, die sich nicht leugnen ließ und die derart mächtig war, dass man sich ihr nicht auf Dauer entziehen konnte.
Mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen und gab sich ganz seinem Kuss hin. Unendlich zärtlich strichen seine weichen Lippen über die ihren, kosteten von der Süße ihres Mundes und schürten die Sehnsucht nach mehr in ihrem Herzen.
Angenehm schwach lehnte sie sich an seine Brust, spürte das wilde Klopfen seines Herzens ganz nah an ihrem eigenen und erwiderte seinen Kuss mit all der Liebe und Hingabe, die sie für ihn empfand. Sie verzehrte sich so sehr nach diesem Mann, sie wollte ihn mit jeder Faser ihres Seins, alles was zählte, waren er und die stürmische Leidenschaft, die ihr Herz gefangen hielt. Nichts sonst war mehr von Bedeutung.
Seine Hände fuhren betörend langsam ihre Arme hinauf, liebkosten sanft die bloße Haut, ehe sie der anmutigen Linie ihres Halses folgten, um ganz zart ihr Gesicht zu umschließen.
Widerstrebend löste er schließlich seine Lippen von den ihren und sah sie mit einem solch verletzlichen Ausdruck in den Augen an, dass es ihr schier das Herz zerriss.
Er hatte Angst vor seinen Gefühlen, Angst von ihr verletzt zu werden, ihr nicht vertrauen zu können. Und obwohl sie das nur zu gut verstehen konnte, schmerzte der Gedanke daran, dass es so war, ungemein.
„Erik", hauchte sie traurig und hob die Hand um sacht seine unbedeckte Wange zu streicheln. Seine Haut war angenehm warm und er erschauerte leicht unter ihrer Berührung. Er ließ ihr Gesicht los und ergriff die Hand, die auf seiner Wange ruhte, um einen flüchtigen Kuss darauf zu hauchen. Ein Zittern durchlief ihren Körper bei der unglaublichen Zärtlichkeit dieser Geste.
„Ich kann nicht glauben, dass das alles wirklich geschieht", meinte er dann zögernd und sah sie voll ungläubigem Staunen an. „Es ist unfassbar und ich kann nicht begreifen wieso du dich so verhältst, Katrina. Jeder bringt mir stets nur Abscheu, Hass oder Furcht entgegen, doch du nicht. Du behandelst mich wie einen Menschen, mehr noch, wie einen Mann. Mit allem was dazu gehört." Sein Blick hielt den ihren gefangen und sie war unfähig sich dessen Intensität zu entziehen. „Warum?"
In diesem einen Wort schwangen so viele unausgesprochene Fragen mit, so viel Hoffnung und Angst, dass es Katrina schier die Kehle zu schnürte.
Seine Selbstzweifel berührten sie zutiefst und sie wünschte sie könnte diese einfach beiseite fegen. Doch so schnell würde er sich nicht davon lösen können, dazu waren sie zu tief in ihm verwurzelt und hatten zu lange über sein Denken und Handeln bestimmt.
„Ich bin nicht wie die anderen", sagte sie schließlich schlicht, nach einem scheinbar endlosen Moment des Schweigens, bei dem er suchend bis in die Tiefen ihrer Seele zu blicken schien. „Ich habe deinen Schmerz und dein Leid so lange mitangesehen, weitaus länger, als ich es ertragen konnte. Jetzt habe ich die Chance bekommen das zu ändern. Du verdienst ein besseres Leben als dieses hier, ein Leben voller Glück und... Liebe."
Das letzte Wort kam als Flüstern über ihre bebenden Lippen. Gegen ihren Willen glänzten ihre Augen plötzlich feucht und sie senkte schnell den Blick, damit er ihre Tränen nicht sah.
„Was meinst du damit? Ich verstehe nicht was das zu bedeuten hat. Erkläre es mir." Sie hörte die Verwirrung in seiner Stimme, das unterschwellige Flehen danach ihm alles zu erzählen. Nur zu gern hätte sie ihm gesagt, was sie meinte, aber sie wusste nicht wie. Er würde ihr die Wahrheit doch niemals glauben!
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No backward glances
FanfictionEin Mann, gezeichnet von einem grausamen Schicksal, gefangen in unendlicher Einsamkeit. Eine Frau, die alles zu tun bereit ist, um ihn aus diesem Elend zu befreien und ihm den Weg ins Licht zu weisen. Göttliche Einmischung, die alles durcheinander w...
