Vater und Sohn

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Hello,

erwartet jetzt aber nicht, dass morgen wieder ein Kapitel kommt. Ich hab einfach mein Leben nicht im Griff und dachte nachts um 3 Uhr wäre der ideale Zeitpunkt um das Kapitel zu schreiben well

All the Love ~ L xx

《♡》

Pov. Harry

"Da... da ist noch etwas" ,meint mein Vater leise und sieht mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu mir. Er ist nicht nervös, aber ich kann ihm ansehen, dass er dieses Gespräch gerade nicht gern führt.

"Was denn?" ,frage ich leise.

"Mister Wilson ist dir ja bekannt" ,fängt er an zu reden und sieht nur kurz zu mir, um mein Nicken zu sehen, bevor er seinen Blick abwendet und weiter spricht, "wir waren damals in der selben Klasse. Er war ein ziemlich vorlauter Idiot, der natürlich Captain des Footballteams war. Ich konnte ihn nicht leiden. Vor allem, weil er offen homophob war. Allerdings hatten viele Respekt vor ihm, weshalb ich dachte, es wäre schlau mich mit ihm anzufreunden. Für mich war es mehr eine Zweckfreundschaft. Du musst wissen, ich war schon immer recht dürr und wenig begabt darin mich richtig zu verteidigen. Bertie kam mir da gelegen. Ich musste mich zwar verstellen, aber immerhin wurde ich in Ruhe gelassen, sobald wir Freunde wurden. Es lief alles recht gut, bis er nach einer Party bei mir übernachtet hat. Ich werde immer recht gesprächig sobald ich zu viel von meinem Lieblingswein hatte und eventuell hab ich ihm mitgeteilt, dass ich am anderen Geschlecht interessiert bin. Er hat daraufhin zuerst nichts unternommen, also er ist mir aus dem Weg gegangen, aber sonst ist nichts passiert. Wochen vergingen, bis er mich eines Tages am Arm gepackt hat und mich in ein leeres Klassenzimmer gezogen hat."

"Hat er dich verprügelt?" ,frage ich gespannt, da er mir noch nie einen Einblick in seine jungen Jahre gewährt hat. So eine Unterhaltung ist für mich völlig neu, weshalb ich nicht möchte, dass sie endet. Wir haben zum ersten Mal ein einigermaßen normales Gespräch und diese Tatsache lenkt mich ein wenig von der Louis-Thematik ab.

"Er hat mich geküsst" ,antworte mein Vater locker, weshalb mir die Kinnlade runterklappt.

Geküsst?!

"Du willst mir gerade sagen, dass du und Mister Wilson etwas hatten?" ,frage ich schockiert und vielleicht auch etwas angewidert nach, weil Mister Wilson. Alles an dieser Person widert mich an, wie konnte Dad ihn nur küssen?

"Er sah damals noch gut aus und war eigentlich recht süß, wenn da nicht sein verkorkster Vater gewesen wäre. Wir beide wurden recht ähnlich erzogen. Mit strenger Hand, homophob und rassistisch. Während ich jedoch einfach nur alles still ertragen habe, was mein Vater von sich gegeben hat, hat Bertie versucht den Erwartungen seines Vaters gerecht zu werden. Sein Todesstoß, wenn du mich fragst. Ich mein, schau ihn dir jetzt an. Ein einziger erbärmlicher Haufen, der immer noch an den Ansichten seines Vaters festhält, obwohl dieser schon längst tot ist. Man sollte meinen, wenn die Person stirbt, die dich Jahrelang unterdrückt hat und dir ihren Willen aufgezwungen hat, dass man anfängt die Freiheit zu genießen, doch dem ist nicht so. Wenn du der Person, während sie lebt, nicht die Stirn bietest, wirst du nie deinen Frieden finden. Nie deine Freiheit haben. Berties Vater ist gestorben und eigentlich dachte ich da, er würde endlich seine Maske ablegen, doch das Problem dabei ist, dass er sie zu lange auf hatte, um zu wissen, was nun die Maske und was der echte Bertie ist."

Seufzend sieht mein Vater nach unten. In seinem Blick liegt Bedauern. So sehr er Mister Wilson jetzt hasst, er hat scheinbar auch mal starke Gefühle für ihn gehabt. Es tut bestimmt weh mitanzusehen wie die Person, die dir wichtig ist, anfängt sich selbst zu verlieren.

"Was ist nach dem Kuss passiert?" ,frage ich neugierig und halte kurz die Luft an, als mein Vater weiter erzählt.

"Man könnte es als eine heimliche Romanze betiteln. Wir haben uns nur im verborgenen geküsst und auch nur, wenn keiner unserer Väter in der Nähe war. Es klingt nach einer dieser Liebesgeschichten, die zum Scheitern verurteilt sind. Ich war schon immer mehr ein Freigeist, es viel mir schwer mich an Regeln und Formalitäten zu halten. Vor allem konnte ich es nicht ausstehen, wenn mein Vater mir irgendetwas vorgeschrieben hat. Ich wollte ausbrechen, wollte frei sein. Ich wollte Berties Hand halten, nicht in dunklen, verschlossenen Räumen, sondern in der Öffentlichkeit. Doch das ging nicht. Bertie hat mich am Boden gehalten, er konnte nicht frei sein. Er hatte Angst. Die hatte ich zwar auch, aber ich war bereit dazu alles zu riskieren. Eines Tages sind wir mit seinem Auto zu einem abgelegenen Wald gefahren. Es sollte ein Date sein, allerdings habe ich dieses wohl mit meiner sturen Art ziemlich verbockt. Die Thematik mit unserem gemeinsamen Outing ist mir immer noch im Kopf geblieben und hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen. Ich wollte so sehr, dass wir uns outen..." ,meint er und seufzt erneut.

Love with Lies || LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt