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Jungkook

,, Genau das habe ich auch gedacht. Aber Taehyung ist nicht immer so, er hat auch eine weiche Seite, die er nur ungern zeigt“, erklärte ich lachend meinem Gegenüber. Jimin lächelte nur, beugte sich am Tisch etwas nach vorne, um mir so näherzukommen, was mich zurückweichen ließ. Ich ließ mir meine Verwirrung nicht anmerken und grinste schwach. ,, Ist was? Habe ich etwas im Gesicht?“, fragte ich ihn verwundert, als Jimin nicht aufhörte mich anzustarren, was mir so langsam unangenehm wurde.

,, Nein, ganz im Gegenteil. Ich dachte eben nur daran, ob es sein kann, dass du und dein Onkel euch ziemlich nahe stehen würdet, was mir nun doch nicht ganz den Anschein macht“, sagte er. ,, Wir standen uns noch nie so richtig nah. Er ist mein Onkel, er hat mich zum Teil auch groß gezogen, aber mehr ist da nicht zwischen uns. Er kennt nicht mal mein Geheimnis, was ich schon viel früher mit mir herumtrage“

Ich senkte meinen Kopf und schaute aus dem großen Fenster hinunter in die Stadt. Wir saßen an seinem Schreibtisch, der nicht weit von Taehyungs Büro entfernt war. Da Jimin sein Sekretär war, wusste er sehr viel über Taehyung und sein Leben Bescheid. Daher wunderte es mich nicht, dass er so viele Dinge über mich wusste. Na ja, ich war für Taehyung fast wie ein Sohn, weil ich bei ihm wohnte. Ich war noch nie wirklich in seiner Firma gewesen, das hier ist für mich das erste Mal.

,, Wie lange arbeitest du schon für meinen Onkel?“, fragte ich, ihn, um das Gespräch zu wechseln, bevor ich noch etwas, sagte, was ich lieber nicht sagen sollte. Jimin sah nachdenkend in die Richtung des Büros. Ich folgte seinem Blick und sah, dass Taehyung gerade in diesen Raum hineinlief, sich mit seiner Hand über sein Gesicht fuhr und etwas frustriert aussah. Irgendwie machte ich mir Sorgen, dass etwas Schlechtes passiert sein könnte, aber Jimin stellte sich vor mich und beugte sich zu mir herunter.

,, Seit ungefähr fünf Jahren, nur um deine Frage zu beantworten. Bitte warte kurz hier, ich bin gleich wieder da“ Mit einem schwachen Lächeln drehte er sich um und lief rüber zum Büro, in dem er verschwand. Da die Bürowände, die es von dem offenen Raum hier abgrenzen, aus Glas war und ich durch Sehen konnte, bemerkte ich schnell, dass etwas nicht stimmte. Ohne wirklich nachzudenken, stand ich auf und stellte mich vor die Tür, die ich öffnete.

Ich hatte keine wirkliche Chance irgendetwas mitzubekommen, da Taehyung mich sofort bemerkte und zu mir schaute. Jimin der mit dem Rücken zu mir stand, drehte mich verwundert um. Ihre Blicke lagen nun auf mir. Da brach mein Onkel die Stille. ,, Ich muss den Jungen nach Hause bringen. Kümmere du dich bitte um diese Sachen, ich spreche mit meiner Frau“, sagte er, ging an Jimin vorbei, welcher zu mir kam, zog sich seinen Mantel an, packte seine Tasche und lief an mir vorbei aus dem Raum.

Ich blieb einfach stehen und sah wie Jimin mir seine Hand auf die Schulter legte und mir ein warmes Lächeln zu warf. ,, Wir werden uns bestimmt wieder sehen. Bis dann“, verabschiedete er sich von mir. ,, Jungkook“, rief mein Onkel mich und sofort ging ich zu ihm. Während wir im Aufzug waren, herrschte Totenstille. Ich traute mich nicht etwas zu sagen, weil Taehyung ziemlich wütend aussah. Was ich nicht verstand, was meine Tante mit seiner Arbeit zu tun hatte. Doch das würde ich erst später herausfinden.

Diese Stadt hier zog mich mit einem Mal so runter. Auch wenn ich schon immer in Daegu gelebt hatte, so sehnte sich mein Herz doch nach einem Landleben. Ich war noch nie wirklich aus Daegu heraus gekommen. Urlaube machten wir kaum und selbst mit meinen Eltern kam es nur zu Wochenendausflügen, die immer innerhalb der Stadt blieben. Ebenso war es bei Taehyung und meiner Tante.

,, Taehyung, kann ich dich was fragen?“, störte ich die Stille, denn sie war wirklich nicht mehr auszuhalten. Da schaute der Schwarzhaarige locken Kopf zu mir. ,,Was immer du willst“, sagte er nur und atmete dabei etwas genervt aus. ,, Wieso macht ihr eigentlich keinen Urlaub? Ich meine, wann hast du zuletzt Daegu verlassen? Willst nicht wieder mal raus hier? Du kommst doch vom Land“, sprudelte es aus mir heraus.

Taehyung sah mich überrascht an, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht an. Das war das erste Mal seit langem, dass ich ihm ein Lächeln auf seine Lippen zauberte. ,, Wieso fragst du mich den so etwas? Aber ja, ich komme vom Land, du hast es dir wirklich gemerkt. Ich dachte, du hättest es vergesse, woher ich ursprünglich stamme“, sagte er locker und ließ eine Hand vom Lenkrad ab, legte diese auf meine Schulter und klopfte leicht darauf. ,, Wenn ich Urlaub habe fahren wir alle dreimal dahin, diesmal dann für etwas längere Zeit, denn das ist nicht gerade in der Nähe. Wenn es dich so interessiert, dann zeige ich dir vielleicht wo ich aufgewachsen bin“, gab er mir eine Antwort. Er wollte mir wirklich zeigen, wo er aufgewachsen ist. Wollt er das ich es sehe, oder sagte er das nur um eine Annäherung zu versuchen?

,, Sael-gi bist du zu Hause?“, rief mein Onkel in das Haus, als wir ankamen und schloss die Haustür hinter sich. Er zog sich gar nicht aus, lief einfach durch das Haus. Wollte er gleich wieder gehen? Immer wieder rief er nach meiner Tante, aber es kam einfach kein Mucks von ihr. Sie arbeitete nichts, also musste sie zu Hause sein. Autofahren darf sie durch ihre Panikattacken nicht, so konnte sie nicht weg sein. Alleine herausgehen tut sie nie, da sie Angst vor der Welt hatte, die sich vor der Haustür befand. Meine Tante war psychisch kaputt.

Da kam mir ein Gedanke. Schnell lief ich in die Waschküche, versuchte die Türe zu öffnen, die von etwas blockiert wurde. Immer wieder drückte ich gegen sie, doch sie ging nicht auf. Da wusste ich schon, dass es nichts Gutes bedeutete. Schnell rief ich nach Taehyung, der zu mir kam. Er sah aus, als würde er gleich in Panik verfallen. ,, Sael-gi“, flüsterte er verzweifelt. Durch den kleinen Spalt der Tür konnte man nur wenig sehen. Da packte Taehyung mich am Arm, zog mich von der Tür weg und tritt im nächsten Moment gegen die Tür.

Endlich ließ sie sich öffnen und wir traten ein. Da lag meine Tante auf dem Boden, vor der Waschmaschine, ihr Arm Blut überströmt. ,, Bitte nicht schon wieder“, kam es von Taehyung, der sofort ein Handtuch über ihren Arm legte, sie hochnahm und aus dem Raum trug. ,, Mach mir die Haustür auf, Jungkook, wir müssen sofort ins Krankenhaus, zieh dich an und beeil dich“, sagte er. Ich tat wie mir geheißen, auch wenn ich die Situation mal wieder nicht ganz überblickte.

Auf Anweisung von Taehyung setzte ich mich nach hinten, um immer wieder nach ihr schauen zu können, doch da kam mir während der Fahrt alles hoch. Als ich kurz für einen Moment dachte, sie würde nicht mehr atmen, stiegen mir die Tränen in die Augen, die über meine Wangen rollten. Immer mal wieder sah ich Taehyungs Blick im Rückspiegel. Meine Hand lag die ganze Zeit über an ihrem Hals, um ihren Puls zu spüren, der mich Sicherheit gab.

Im Krankenhaus wurde sie direkt auf ein Bett gelegt und mit genommen. Taehyung und ich blieben vor dem Raum stehen, in den sie gebracht wurde. Meine größte Angst machte sich wieder in mir breit. Die Angst davor, wieder verlassen zu werde. Angst davor, alleine zu sein. Angst, ohne Familie dazustehen und für immer alleine zu sein.

Angst das meine Tante und letzte verwandte sterben könnte.

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EMOTIONAL SEDUCTION ᵀᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt