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Jungkook

Mit einem verschlafenen Blick an die Decke lag ich auf dem Bett, die Hände beide auf meinem Brustkorb liegend, ohne irgendwie Gedanken an irgendwelche Sachen zu verschwenden. Ich hatte keine Wahl mehr. Mein Leben war ein Scherbenhaufen. Psychisch total am Boden, bis auf die Ausnahmen das es Taehyung in meinem Leben gibt, der für mich so was wie ein Fels in der Brandung war.

Hätte ich mich nicht in meinen Onkel verliebt und wäre dennoch in dieser Situation, hätte ich dasselbe getan wie meine Tante, nur mit dem Hintergrund es nicht überleben zu wollen? In dieser Sichtweise hatte Herr Jung recht, durch Taehyung hing ich noch an meinem Leben und war nicht fähig es zu beenden. Die Hoffnung danach ihn für mich zu gewinnen war, noch wie vor zwei Jahren, in meinem Herzen präsent. Nicht nur Hoffnung, die Sehnsucht danach, mich mit ihm in einer glücklichen Zukunft zu sehen, brachte mich immer wieder dazu, nicht aufzugeben.

Ich will ja nicht sagen, dass es besser wäre, wenn meine Tante sterben würde, aber so oft wie sie es versucht hat, ist es auch nicht mehr das wahre. Wäre ich an ihrer Stelle, hätte ich es im Wald getan, wo mich niemand finden würde. Aber an ihr hängen tat ich dennoch. Sie ist die Zwillingsschwester meiner Mutter und sieht ihr so verdammt ähnlich, dass ich manchmal glaube, sie könnte meine Mutter sein. Aber sie war es nicht. Sie hatte mich keine zehn Monate in sich getragen und mich auch nicht auf die Welt gebracht.

Ich schreckte zusammen, als ich ein Klopfen an meiner Zimmertür vernahm. Ich antwortete nicht, schaute auch nicht auf, die Tür, die vor meinem Bett war, sondern tippte einfach nur weiter auf meinem Handy herum. ,, Jungkook. Du hast Besuch. Es wäre von Vorteil, wenn du auf stehen würdest“, kam es von Taehyung, der nun am Fußende des Bettes stand, die Arme vor der Brust verschränkt. ,, Wer soll das sein?“, fragte ich ihn ohne den Blick von meinem Handy zu nehmen. ,, deine Freunde“, sagte er und sah, noch wie er wieder aus dem Zimmer ging. Kurz darauf kamen auch schon zwei männliche Gestalten herein.

Ich hörte die Tür ins Schloss fallen und legte das Handy weg, setzte mich auf und sah in die zwei Gesichter meiner besten Freunde. Yoongi und Namjoon. Mein Blick schwankte von ihnen weg und schaute auf meine Decke, die unter mir lag. ,, Ich hab keine Lust zu reden“, meinte ich und strich mir meine, ins Gesicht gefallenen Haare nach hinten, die aber gleich wieder vorfielen. Die Matratze senkte sich, doch ich reagierte nicht darauf, erst als ich eine kalte Hand auf meinem nackten Knie spürte, schaute ich auf. Besorgt sah mich Yoongi an. Er wollte etwas sagen, da seine Lippen sich öffneten, aber er schloss die wieder und schaute von mir weg zu Namjoon hoch, der nun näher kam.

Ich folgte seinem Blick. Namjoon kniete sich vor das Bett und sah mich eben so besorgt an. ,, Hey Kleiner, wir werden immer für sich da sein, das können wir dir versprechen. Du bist immer noch unser kleines Küken der Truppe, ohne dich läuft bei uns nichts. Lass deinen Frust einfach raus“, wollte mich der etwas ältere aufmuntern. Gefühlslos sah ich ihn an, bis ich zu Yoongi sah und dann anfing, mit meinen Fingern herumzuspielen, was ich immer tat, wenn ich in einer nicht angenehmen Situation bin.

,, Yoongi hat mir davon erzählt, was er getan hat, da verstehe, ich es ja noch das du nicht mit ihm reden willst, aber mit mir kannst du reden. Wir waren immer für dich da, wir haben dich fast noch nie im Stich gelassen, vor allem Yoongi nicht. Es ist okay, dass du ihm nicht verziehen kannst, dass er dich so bedrängt hat, aber auch andere Menschen habe gewisse Gefühle. Du machst jetzt wieder eine Scheiß Zeit durch und deswegen sind wir hier, um dich damit nicht alleine zu lassen, ganz gleich was zwischen dir und Yoongi auch passiert ist. Wir beide lieben dich trotzdem, gerade weil du unser bester Freund bist!“

Ich seufzte und streckte mich einmal, bevor ich irgendetwas sagte. Was soll ich denen bitte schon sagen? Dass ich selber nicht mal wirklich weiß, was ich eigentlich will. Ich will Taehyung für mich, auch wenn es heißt das meine Tante sterben muss, will aber auf der anderen Seite meine Tante nicht verlieren, weil ich mir bei Taehyung keine Hoffnung machen brauch, da er nicht schwul oder bisexuell ist. Meine Gedanken waren bis eben komplett aus geschaltet, wären die zwei nicht gewesen. ,, Ich bin nicht in Stimmung über irgendetwas zu sprechen. Taehyung hat mich schon zum Psychologe geschleppt. Ihr habt keine Ahnung wie das ist, jemanden zu lieben, denn man nicht haben kann und das nur, weil meine Tante ihn, mit ihren Selbstmordversuchen, damit immer wieder von mir weg zieht. Sie weiß es, wahrscheinlich war es deswegen“, beichtete ich den zwei, die erschrocken ihre Augen aufrissen.

,, Wie sie weiß es? Hast du es ihr erzählt oder hat sie es herausgefunden?“, fragte mich nun Yoongi interessiert. Ich blickte zu ihm. Abwartend sah er mich an. Ich presste kurz meine Lippen aufeinander, ehe ich mich mit dem Gedanken quälte, es ihnen zu sagen, wie sie es herausfand. ,, Es gab da mal eine dumme Situation, wo ich zu dumm war, um zu kapiere das mein Onkel, mit meinen Gefühlen spielt und da habe ich ihn geküsst, meine Tante sah das und ist gleich darauf in Tränen ausgebrochen und hat das Haus verlassen, aber anstatt Taehyung ihr hinterhergeht, blieb er bei mir und wollte herausfinden, warum ich es getan hatte. Ich glaube das selbst er es seit dem weiß. Er macht zwar keine wirklichen Anzeichen darauf, aber ich habe das so im Gefühl“, erzählte ich ihnen und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

Diese Situation damals war für mich schon zu blöd und das Gefühl, was er in mir ausgelöst hatte, war genug für mich, was aber meine Gefühle für ihn wieder verstärkt hatte. Ich denke das sich Taehyung gar nicht bewusst war, was er da mit mir getan hatte, oder wie das auf mich auswirkte. Aber es war egal, denn seither bin ich besser darin, die guten Gefühle für ihn, gegen ihn, ins Negative zu verwenden. Ich sagte noch ich wäre kein so psychisches Wrack wie meine Tante und dass er so etwas nicht mit mir einfach so machen konnte, aber nun war dies auch nicht mehr der fall.

,, Warum hast du nicht früher davon erzählt? Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre das, was ich getan habe, gar nicht erst passiert. Ich möchte nicht, dass du mich wie dein Onkel siehst, der dich, ohne es zu wissen, in eine unangenehme sexuelle Lage bringt. Aber du weißt auch, wie meine Gefühle dir gegenüber stehen. Ich habe es dir nicht verheimlicht, so wie du es bei ihm tust“, da hatte Yoongi sogar recht. Ich sollte, auch wenn ich es nicht mit Sicherheit weiß, dass er es weiß, dennoch sagen, um ihm eine neue Chance mit meiner Tante zu geben.

,, Aber wenn ich es ihm sage, dann habe ich ein Problem. Sie werden mich nicht länger im Haus wollen, jedenfalls meine Tante nicht, weil sie Angst hat, dass Taehyung sie verlassen könnte. Sie hängt an ihm, auch wenn mein Psychologe was anderes sagt, aber ich möchte nicht auf der Straße landen. Wo soll ich den bitte hin und euch auf die Pelle rücken will ich auch nicht“, sagte ich den beiden, die einander schulterzuckend ansahen. Wieso rede ich auch mit denen, wenn sie mir eh nicht wirklich zu hörten? Das ganze ergab keinen Sinn.

Mein Handy, das ich bei Seite gelegt hatte, klingelte und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich nahm es in die Hand und tippte darauf bis es leuchtete und mir eine unbekannte Nummer anzeigte, aber schnell erkannte ich, dass dies Taehyungs neue Nummer war. Seit wann hatte er die?

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EMOTIONAL SEDUCTION ᵀᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt