Jungkook
,, Warum tun sie das? Ich habe nicht darum gebeten. Sie sollten ihre Arbeit machen und sich nicht um meinen Neffen kümmern, das ist meine Angelegenheit und nicht der ihrer. Wenn seine Tante stirbt, hat er nur noch mich, ihre Hilfe braucht er nicht, haben sie das verstanden?", schrie mein Onkel den Oberarzt fast schon an. Noch immer saß ich auf einem der Stühle, die vor dem Raum standen. Auch nach zwei Stunden warten, durften wir noch immer nicht zu ihr.
Emotionslos saß ich da, meine Arme lagen locker über meinem Unterleib und starrte ins Leere. Ich zeigte keinerlei Reaktion. Ich konnte die Stimme meines Onkels nur vage wahrnehmen, die des Arztes hörte ich kaum noch, so gut bis gar nicht. In meinem Kopf herrschte Chaos. Ich konnte nicht mehr denken, nicht wirklich fühlen. Ich war wie gelähmt. Sie war die einzige, die ich noch hatte, mit Taehyung. Aber würde Taehyung wirklich weiterhin für mich sorgen?
Da spürte ich zwei Arme, die sich um mich legten und mich an einen warmen Körper drückten. Ich ließ mit mir machen, ohne einen Mucks zu geben. ,, Es tut mir leid Jungkook", ertönte seine Stimme in meinem Ohr, die mich plötzlich wieder etwas fühlen ließ. Ich fühlte diese Geborgenheit. Ich fühlte mich sicher in seinen Armen. Es war das erste Mal, dass ich mich bei Taehyung wirklich sicher fühlte.
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,, Hast du Hunger?" Nur langsam schaute ich von meinem Handy auf, das auf dem Tisch vor mir lag. Meinen Kopf in der Hand abgestützt, schaute ich zu ihm hoch. ,, Um ehrlich zu sein ehe wenig", entkam es mir kalt, was ich eigentlich gar nicht wollte, doch mein Onkel schien das gar nicht zu stören. Er sah nicht danach aus, als würde er viel Notiz von meiner Aussage nehmen und ging in die Küche, kramte herum, bis ich auch schon das Knistern war nahm, was mir sagte, dass er etwas zu essen machte. Soll er doch, ich habe keinen Hunger!
Von meiner Tante haben wir nicht viel gehört. Sie liegt im Krankenhaus für nun eine ganze Woche. Sie ist am Leben und stabil, aber durch ihre Psyche und des weiteren Selbstmordversuches, ist jetzt verordnet worden, sie nicht mehr alleine zu lassen. Es war nicht das erste Mal, ich sollte es gewohnt sein, aber durch das Trauma meiner Eltern, ist es für mich nicht mehr so einfach, damit umzugehen.
Taehyung stellte einen Teller vor mir ab, den ich gar nicht beachtete und weiterhin auf mein Handy starrte. Er blieb vor mir stehen, schaute mich an und eine gewisse Zeit lange wartete er, dass ich etwas aß, was aber nicht der Fall war. Ich konnte im Augenwinkel sehen, wie er nur so da stand, bis er um den Tisch lief und auf mich zukam. Er zog den Stuhl neben mir heraus und setzte sich vor mich hin. ,, Weißt du Jungkook, ich hatte es in meiner Jugend auch nicht leicht. Du und ich teilen dasselbe Schicksal, aber genau aus denen wächst man. Du bist ein Mann, also wachs darüber hinaus. Denkst du, dass es für einfach ist?", fragte er, als er seine Hand auf meine Schulter legte und in meinen trüben Blick sah.
Ich atmete tief ein und wieder aus, bevor ich etwas sagte. Da wollte ich gerade anfangen, unterband mich mein Onkel sofort. ,, Ich möchte nicht, dass du irgendetwas dazu sagt, ich möchte nur, dass du es weißt. Du hattest mit dem Tod deiner Eltern Glück, ich nicht, denn du musstest nicht dabei zu sehen, sondern warst selber betroffen", kam es von ihm, stand auf und verließ ohne weitere Worte den Raum. Grübelnd über seine Worte, ließ er mich im Esszimmer sitzen. Mein Handy fing an zu klingeln, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog, doch als ich Yoongis Name sah, war mir wenig danach ran zu gehen, also ließ ich es einfach klingeln. Ich ignorierte eigentlich nie seine Anrufe.
Mit einem Mal fühlte sich die Last durch den Schmerz, so schwer an, als ob es mir den Boden unter den Füßen wegziehen würde und ich keinen halt mehr hatte an den ich mich festhalten könnte. Meine Leben ist wieder einmal getränkt von Dunkelheit. Meine Tante und ich hatten denselben Psychologen, zu dem ich glücklicherweise auch am nächsten Tag ging.
Taehyung fuhr mich zu ihm und ging sogar mit rein, was er sonst nie tat. Seine Aussage dafür, dass er mit wollte, war einfach, weil er mehr über mich, meine Ängste und Gefühle besser verstehen wollte, weshalb er nun neben mir saß.
,, deine Tante liegt also im Krankenhaus wegen Selbstmord und das belastet dich gerade sehr, weil du selbst immer wieder deine eigenen Gedanken daran hast, es selbst zu tun, um deiner Tante und deinem Onkel keine weitere Last zu sein. Habe ich das so richtig verstanden, Jungkook?", fragte er mich und schaute mich dabei genauer an. Ich nickte nur, sah ihm aber dabei nicht die Augen. ,, Gibt es sonst noch was dich belastet, ich kann kaum glauben das dies alles war Jungkook. Ich kenne dich schon lange, ebenso deine Tante. Ihr beide habt dasselbe Muster. Für sie was es die Zwillingsschwester, aber für dich die Mutter. Ihr beide leidet noch heute unter ihrem Tod", sagte Herr Jung.
Ich verstand sehr wohl, was er damit meinte, aber das machte es nichts besser. ,, Weißt du Jungkook, ich kann deine Tante verstehen, aber dich ebenso. Sie will nur noch ihre verlorene Schwester zurück, den sie beide haben ein ganzes Leben verbunden, aber du bist ihr Sohn. Sie sagte mir, dass du ihr Gesicht hättest und deswegen hängt ihr Leben an deines. Sie sagte mal was von Zwillingsbindung, die sie auch bei dir deutlich spüren würde, als wäre es ihre Schwester, die noch da wäre. Deine Tante braucht dich Jungkook und wahrscheinlich mehr als sie zugibt. Sie hat zwar ihren Mann, deinen Onkel den sie liebt, aber für sie, stehst du schon seit her an erste stelle. Halt daran fest Junge, den ihr braucht einander, um euch kraft zugeben!"
Wieder herrschte stille. Mein Kopf war gesenkt, schaute auf meine Finger, die ineinander verschränkt waren und spielte mit ihnen. Ich konnte die Blicke der beiden auf mich spüren. Ich wusste, dass Taehyung stillen Kontakt zu Herrn Jung hatte, denn ich spürte, wie sie alleine durch ihre Blicke kommunizierten. So allmählich ging mir das aber auf die Nerven, sodass ich einfach aufstand und dann nicht wusste, was ich tun sollte. Ich ballte Hände zu. Fäusten und atmete schwer, ließ aber sofort locker, als ich Taehyungs Hand über meine Faust spürte. Herr Jung, der sich auch J-Hope nannte, da er neben seiner Arbeit auch rappte, sah alles einfach nur mit an.
,, Warst du schon ein mal verliebt Jungkook? Hast du jemals das Gefühl verspürt, für immer jemanden da sein zu wollen, dass dich immer nur diese eine Person beruhigen konnte, egal wie wütend oder verletzt du warst? Denn das könnte alles verändern, ist dir das bewusst? Es könnte dir helfen", sprach Herr Jung einfach weiter. ,, du braucht eine Person in deinem Leben, der dir halt gibt, wenn du fällst, denn du scheinst nun wieder öfter fallen zu können. Deine Psyche ist nicht gerade auf einem guten Stand. So wie es mir scheint, steuerst du denselben Weg an wie deine Tante. Aber ich bewundere dich, dass du es bis jetzt noch versucht hast wie sie. Das bedeutet, dass du immer noch am Leben festhältst und das ist auch gut so. Ganz egal wer diese Person ist, ich bin froh, dass sie in deinem Leben ist Jungkook, den gerade jetzt brauchst du diese Person!"
Da schaute ich zu ihm auf. ,, Ich war noch nie verliebt, ich weiß nicht, wie sich das anfühlt", sagte ich zum ersten Mal nach einer halben Stunde.
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EMOTIONAL SEDUCTION ᵀᵃᵉᵏᵒᵒᵏ
FanfictionDass sich das Leben von Jungkook mit einem Schlag ändert, hatte er wohl kaum gedacht. Schon lange schlägt er sich durchs Leben, und dazu kommen so typische Liebes Probleme. Doch für diese Liebes Probleme ist jemand ganz bestimmtes verantwortlich. S...