Harry
Sie hat geschrieben. Der Frühling schickt mir eine Nachricht. Schwungvoll richte ich mich auf. Das Wasser schwappt über den Badewannenrand und es ist mir egal.
Heimat und Herrscher oder auch Herr des Hauses. Hab ich gegoogelt. Stimmt wirklich. Bin gestern übrigens gut nach Hause gekommen, ohne das ich verschleppt wurde ;-) Ich hoffe du hast dir nicht zu viele Sorgen gemacht. Hättest ja nach meiner Nummer fragen können. Wie geht es dir heute? Ich weiß gar nicht, ob du meine Nachricht hier liest. Hab gesehen, dass dein letztes Bild schon etwas älter ist. Die Brille steht dir. Der Entenschnabel ist komischä, aber ich mag das Bild irgendwie. Ich habe die nächsten Tage frei. Vielleicht hast du ja Zeit und wir können uns noch einmal treffen. Liebe Grüße June
Ich weiß genau, welches Bild sie meint. Es war zum Ende der letzten Tour. Ich habe mich in meine Pause verabschiedet, habe mich bei den Fans und meinem Team bedankt. Ich freue mich, dass June mir geschrieben hat. Hoffnung keimt in mir auf. Schnelle tippe ich eine Antwort.
Hi June. Schön, dass du es unbeschadet nach Hause geschafft hast. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht und war heute im Cafe, um zu gucken ob es dir gut geht. Ich würde gerne etwas über deine letzten Bilder sagen, aber da sind keine. Was hast du gegen Entenschnäbel? Liege gerade in der Badewanne und schwimme eine Runde. Die nächsten Tage sind bei mir noch frei und ich würde mich wirklich freuen dich zu sehen. Mir geht es soweit ganz gut. Hab geschlafen und war sogar einkaufen. Endlich hat der Hausherr auch wieder was zu essen im Kühlschrank. Ich habe mir vorgenommen später noch etwas zu kochen und den Abend mit einem Film ausklingen zu lassen. Ich freue mich, dass du mich hier gefunden hast. Ja, ich hätte nach deiner Nummer fragen sollen. H.
Ich drücke auf senden. Ich liege gerade in der Badewanne und schwimme eine Runde. Sehr poetisch Styles. Ich lege das Telefon zur Seite und tauche ab. Ich höre nichts, außer dem Rauschen in meinen Ohren und meinen Herzschlag. Diese Ruhe ist himmlisch. Wasser ist mein Element. Ich fühle mich frei und leicht. Meine Luft neigt sich dem Ende und ich muss mehrmals schlucken. Der Druck auf meiner Brust wird immer größer, bis ich es nicht mehr aushalte und auftauche. Mit einem tiefen Atemzug füllen sich meine Lungen wieder mit Luft. Enspannt lehne ich mich zurück und schließe die Augen. Meine Gedanken driften ab, sind nicht klar. Ich genieße einfach diesen ruhigen Augenblick. Seit meiner Ankunft ist es der erste Moment in dem ich mich richtig wohl fühle. Mein Telefon vibriert. Eine Nachricht von June.
Pass auf, dass du nicht zu weit raus schwimmst kleine Ente. Du kannst kochen? Was gibt es denn schönes? Ich hatte bis vor 30 Minuten keinen Account hier. Mir ist das irgendwie nichts und ich werde ihn auch wieder löschen wenn ich deine Nummer habe ;-) Du warst einkaufen? Es klingt als hättest du einen richtig normalen Tag.
Sofort tippe ich meine Antwort.
Natürlich kann ich kochen. Ich kann sogar Brötchen backen. Es klingt als wärst du überrascht. Ich denke es wird ein Gemüsecurry und dazu Reis. Kein Instagram? Wie sieht es mit Twitter aus? Meine Nummer gebe ich dir wenn wir uns sehen.
Der kleine grüne Punkt neben ihrem Bild zeigt mir, dass sie online ist. Unter meiner Nachricht steht gelesen. Schreibt... Ein dämliches Grinsen zieht sich über meine Lippen.
Sozcial Media ist nicht mein Ding. Also nein, auch kein Twitter. Ist mir zu oberflächlich. Ich kann es gar nicht glauben. Du und backen? :-) Gemüsecurry klingt gut. Toll, jetzt knurrt mein Magen und ich sitze noch eine Weile in der Vorlesung fest.
Ich wollte nicht das sie sich schlecht fühlt, das war nicht meine Absicht.
Sorry, ich wollte nicht das du dich schlecht fühlst. Hast du nichts zu Essen dabei? Was machst du heute Abend? Was hältst du davon, wenn ich dich persönlich von meinen Kochkünsten überzeuge? Das mit Social Media musst du mir erklären. Hattest du nicht gesagt du studierst Medienmanagement? Ist da nicht das Internet ein Teil davon?
Ja schon irgendwie aber ich möchte gerne in die Forschung. Es ist viel interessanter zu erfahren was diese ganzen Apps mit Körper und Geist machen. In wie Weit sich solche Dinge auf unsere Stimmungen auslegen. Ich denke nämlich, dass wir ohne das ganze Zeug viel glücklicher sind.
Da hat sie Recht. Ohne die Kommentare im Internet wäre das Leben so viel einfacher. Ich lese ihren Text noch einmal. Der grüne Punkt an ihrem Profilbild ist weg. Sie ist nicht auf meine Frage eingegangen. Ich hab es versaut. War es zu früh zu fragen und warum musste ich sie ausgerechnet hier hin einladen? Idiot, ruft die Stimme in meinem Inneren mir zu und sie hat recht. Ich sperre den Bildschirm und werfe das Telefon auf den Badläufer, weit weg von mir. Wird Zeit aus der Wanne zu steigen. Meine Haut ist schon ganz schrumpelig und mein Magen knurrt.
Nachdem ich mich angezogen habe, werfe ich noch einmal ein Blick auf mein Telefon. Ich aktualisiere den Nachrichtenverlauf mit June. Keine neue Nachricht. Das Telefon rutscht in meine Hosentasche. Graue Jogginghose und weißes Shirt mit dem Aufdruck *Enjoy health- eat your Honey*. In der Mitte von dem Spruch eine grinsende Biene. Socken brauche ich nicht. Mein Outfit für heute. Privat mag ich es gerne leger und bequem. Auf der Bühne oder zu Terminen trage ich gerne ausgefallene Sachen. Der Harry auf der Bühne ist aber ein anderer als der private. Es ist wie es ist. Ich werde den Abend wohl alleine verbringen. Das war eh mein Plan. Ich glaube ich bin enttäuscht- nein ich glaube es nicht, ich weiß es. Ich hätte June wirklich gerne hier gehabt.
Nachdem ich mein Sandwich verdrückt habe, sitze ich auf der Couch und überlege was ich den restlichen Nachmittag anstelle. Ich beschließe Jeff anzurufen. Langsam zurück ins Leben. Er hebt sofort ab.
"Schön von dir zu hören." "Hi. Wie läufts?" "Alles bestens. Wir sind fast durch mit den Terminen. Du verpasst nichts. Die Outfits stehen fast alle. Harry ist hier und wirft einen Blick auf alles. Er ist zufrieden mit der Auswahl." "Das ist gut. Ich hatte vorher mit ihm gesprochen und wir waren uns bei meinen Ideen einig. Er weiß was ich anziehen möchte und wie ich mir das Konzept vorstelle." "Wie geht es dir?" Auf die Frage habe ich ich gewartet. Ich horche in mich hinein. Wie geht es mir? "Besser als letzte Woche." Und das ist keine Lüge. Es geht mir wirklich besser. Ich habe das Gefühl, ich kann besser atmen. "Nimm dir die Zeit, die du brauchst." "Danke." Jeff ist schon so lange an meiner Seite und weiß von meinen Ängsten. Es ist einfach mit ihm. Er hat so viel Verständnis. Oft frage ich mich, ob ich so einen Freund verdient habe. "Hör auf zu grübeln. Alles wird gut Harry." "Ich weiß." Und ich wünsche mir, dass ich es auch so meine. "Ich muss jetzt los. Melde dich wieder und pass auf dich auf." "Mach ich. Beides." Er beendet das Gespräch und ich prüfe den Bildschirm von meinem Telefon. Keine neue Nachricht. Frustriert mache ich mich auf der Couch lang und verschränke meine Arme vor der Brust.
Es klingelt.
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Touchless \\Harry Styles
Fanfic*** Hände, überall sind Hände die nach mir greifen. Ich bekomme keine Luft, mein Herz rast, Schweiß steht mir auf der Stirn. Mir wird schwindelig und ich falle. Es stürzen dunkle Gestalten ohne Gesicht auf mich. Hände berühren mich und ich schreie...