Bitte geh!

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June

Endlich schaffe ich es ihn anzusehen. Er wirkt unruhig und starrt nur auf seine Finger. Nervös pult er an seiner Nagelhaut und scheint mit den Gedanken woanders zu sein. An seinem Hals zeichnen sich rote Flecken ab, die ich bisher nie gesehen habe. Ich denke, ich hätte meinen Satz anders beginnen müssen. Es liegt nicht an dir... Beschissener kann man eine Erklärung nicht beginnen. Ich setze mich auf, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Ich fühle mich auf einmal nackt. Abgesehen davon, dass ich wirklich halb nackt bin, hilft auch meine dicke Decke nicht. Ich fange an zu zittern. Ich bin nervös. "Streich bitte meinen ersten Satz!" versuche ich es noch einmal. Er hat eine ordentliche Erklärung verdient. Ich greife nach seiner Hand, weil mich seine unruhigen Hände noch nervöser machen. Beruhigend streiche ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Ob es ihn beruhigt weiß ich nicht, aber mir hilft es. Er hebt eine Augenbraue und schaut mich fragend an. "Ich habe Angst." jetzt ist es raus und bervor er irgendetwas sagen kann, rede ich einfach weiter. Ich weiß nicht, ob ich den Mut habe weiter zu reden wenn er mich unterbricht. Er scheint es zu merken und ist einfach still. "Ich habe Angst um mein Herz. Um deins. Es ist einfach so intensiv und anders zwischen uns und das macht mir Angst. Ich habe mich schon einmal Hals über Kopf in eine Beziehung gestürzt und du weißt, wie das geendet ist. Ich schaffe das nicht noch einmal. Wenn mein Herz noch einmal bricht, weiß ich nicht, ob ich es noch einmal schaffe." Dabei ist es doch eigentlich schon zu spät. Mein Herz gehört ihm doch bereits und ich weiß nicht, ob es gut ist. "Ich werde auf dein Herz aufpassen." flüstert er und legt seine zweite Hand auf meine. Meine Hand fühlt sich klein an in seinen beiden Händen. Er hält mich beschützend fest. "Kannst du mir das versprechen?" Ich brauche Sicherheit. "Nein kann ich nicht. Aber ich werde es versuchen. Ich kann dir nur versprechen, dass ich an mir arbeite. Stoß mich bitte nicht weg. Bitte gib mir eine Chance." Er klingt traurig und ich kann erkennen, dass er es ernst meint. Aber ich habe mich schon einmal so sehr in einem Menschen getäuscht. "Ich weiß nicht, ob das reicht." Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen. Denn was sich darin abspielt, schaffe ich nicht. Es bricht mir auf andere Weise das Herz und diesmal bin ich ganz alleine daran Schuld.

"Ich bin nicht gut füt dich. Ich bin zu kaputt für dich." Meine freie Hand liegt auf meinem Herzen. Es tut weh. Es tut weh das Beste was mir seit langem passiert ist, gehen zu lassen. Aber es ist besser für uns. Für ihn und sein heiles Herz. "Das heißt?" Er spricht so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen, aber ich muss für uns beide stark sein. Um uns beide zu retten, tue ich das einzige was jetzt richtig ist. "Kannst du bitte gehen?" Ich straffe die Schultern und ziehe meine Hand aus seiner. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er mit dem Kopf schüttelt. Wortlos steht er auf, sammelt seine Sachen zusammen, zieht sich an und will den Raum gerade verlassen als er inne hält. "June, wenn ich irgendetwas falsch gemacht habe, tut es mir Leid. Ich werde mich ändern. Ich will für dich da sein. Es fühlt sich einfach richtig an. Alles an dir fühlt sich für mich richtig an. Wir fühlen uns richtig an. Aber bitte stoße mich nicht weg." Ich ertrage den Schmerz in seinem Blick nicht und schaue auf meine Hände die verschlossen auf meinem Schoß liegen. "Bitte geh." versuche ich mit fester Stimme, aber sie bricht. Wie mein Herz als er sich umdreht und geht. Doch was habe ich erwartet? Ich habe ihn weggeschickt. Eine Träne löst sich. Erst eine einzelne heiße Träne die über meine Wange rollt und als ich die Haustür ins Schloss fallen höre, schaffe ich es nicht mehr stark zu sein. Tränen laufen mir über die Wangen und sind nicht aufzuhalten. Mein Schluchzen ist so laut und mein ganzer Körper zittert. Noch immer sitze ich halb nackt und regungslos in meinem Zimmer.

"June?" April steckt vorsichtig ihren Kopf durch die Tür. "Ich habe eigentlich mit einer anderen Geräuschkulisse gerechnet. Was ist passiert? Was hat er gemacht? Wen muss ich anrufen?" Ich weiß, dass April ein paar schräge Leute kennt und ich will da auch gar nicht weiter drüber nachdenken. Gerade bin ich einfach froh, dass sie da ist. Sie kommt in meine Richtung, sammelt das Shirt vom Boden ein, reicht es mir und legt sich ohne zu fragen neben mir ins Bett. Und dafür liebe ich sie. Ich streife mir das Shirt über und es riecht nach ihm. Sie hat mir das gegeben, welches er bis vor ein paar Stunden noch getragen hat. Noch mehr Tränen laufen über meine Wange. "Magst du mir erzählen, was passiert ist?" fragt sie vorsichtig und streicht über meinen Unterarm. Ich nicke und erzähle alles was in den letzten Wochen und in den letzten Stunden passiert ist und ich merke wie sich der Knoten in meiner Brust etwas löst und ich besser Atmen kann. Meine Wangen fühlen sich heiß an und die Haut spannt. Meine Augen brennen, aber es kommen keine neuen Tränen. April hat sich alles angehört und meine Hand gehalten. Es tat gut einmal alles los zu werden und los zu lassen. "Warum hast du nicht schon vorher was gesagt? Dann hätte ich dich von diesem Fehler abgehalten." Eigentlich liebe ich ihre direkt Art, aber gerade fühlt es sich an wie ein Schlag ins Gesicht. "Harry ist kein Fehler. Er ist alles andere als ein Fehler." Sie grinst breit und ich hasse sie noch mehr. "Ich meinte auch nicht Harry. Ich meinte dich. Du hast dich in ihn verliebt und stößt ihn weg. Vor diesem Fehler hätte ich dich gerne abgehalten. Man June. Jetzt ist da endlich jemand für den es sich lohnt zu kämpfen und du versuchst es nicht einmal? Du gibst sofort auf? Warum? Aus Angst? Hör auf zu spinnen. Du wirst nie herausfinden was das mit euch ist, wenn du sofort aufgibst. Vielleicht ist er der Mann der dich bis ans Ende des Lebens glücklich macht. Vielleicht ist er aber auch der Mann der dir das Herz bricht. Du wirst es nie herausfinden, wenn du es nicht versuchst. Du kannst dich nicht dein ganzes Leben einschließen. Du kannst dein Herz nicht dein ganzes Leben einschließen und am Ende stirbst du alleine und warst nie glücklich. Okay, das ist etwas dramatisch. Man sollte sein Glück nicht von einem Mann abhängig machen. Ich denke du verstehst was ich meine. Gib ihm eine Chance. Lass dich fallen und genieße es einfach, so lange wie es geht." April beendet ihren Vortrag mit einem Kuss auf meine Wangen und lässt mich mit meinen Gefühlen wieder alleine.

Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt