Eine große Portion Eis

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June


Wütend werfe ich das Telefon auf mein Bett. Ich antworte ihm nicht auf seine dumme Nachricht. Den ganzen Tag ignoriert er mich, um dann anzurufen während eine andere Frau bei ihm ist. "Falls ich irgendetwas falsch gemacht habe, tut es mir leid." äffe ich ihn nach. Ein frustrierter Schrei weicht mir aus der Brust. Ich höre wie es nebenan klappert und kurz darauf folgt ein Klopfen an meiner Tür. "Jaaa." Gebe ich genervt von mir. "Hey June. Alles okay bei dir?" Meine Schwester und Mitbewohnerin April steckt ihren Kopf durch den Türspalt. "Ja. Alles bestens." Mit verschränkten Armen sitze ich auf meinem Bett. April kann nichts dafür und sofort tut es mir leid, dass ich sie so angemotzt habe. Das ist sonst nicht meine Art und nervt mich noch mehr. Ich möchte mir die Laune nicht von irgendeinem Typen verderben lassen. Ich hatte vor zwei Jahren beschlossen, dass es nie wieder ein Typ schafft, mich zu verletzen. 

"Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt. Rede." April setzt sich zu mir aufs Bett. Sie rutscht so dicht, dass sich unsere Schultern berühren. "Sugar es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anmaulen. Es ist nur.... ach ich weiß es doch auch nicht." Ich seufze und lege meinen Kopf auf ihre Schulter. "Ist schon okay. Brauchst du Zeit für dich oder kann ich bleiben?" Ich weiß es nicht. Möchte ich alleine sein oder will ich reden? "Bitte bleib. Ich muss meine Gedanken nur kurz sortieren und dann wird es wieder gehen." Noch immer macht sich Wut in meinem Bauch breit. "Ich bin da, wenn du reden willst." Mein Telefon vibriert schon wieder, aber ich ignoriere es. ich muss erstmal mit meinen Gedanken und der Wut in meinem Bauch klar kommen. Würde ich jetzt auf seine Nachricht antworten, würde da nichts nettes stehen. Egal wie er sich verhalten hat, dass hat er nicht verdient. Wir sind zwei erwachsene Menschen und ich habe in den letzten Jahren an mir gearbeitet. Ich habe gelernt, mich meiner Wut nicht hinzugeben und vor allem habe ich gelernt, dass andere Menschen nichts für meinen inneren Konflikt können. 

"Als ich heute Vormittag bei Harry los bin, war alles in Ordnung. Wir haben zusammen gefrühstückt und uns super unterhalten." Die Nacht mit seinem Traum lass ich einfach aus. "Ich wusste, dass er 13.00 Uhr einen Termin bei seiner Therapeutin hatte und ich wollte ihn danach anrufen und fragen wie es gelaufen ist." Das ich seine Stimme hören wollte und unsere Gespräche nach so kurzer Zeit schon vermisse, lass ich einfach aus. "Er ging nicht ran. Wahrscheinlich war er zu der Zeit noch im Gespräch. Kurze Zeit später kam nur eine knappe Nachricht mit Sorry, ich war unterwegs. Ich hab es dann einfach später noch mal versucht. Weißt du, ich hatte Angst, dass er jetzt wieder dicht macht. Wir hatten so tolle Gespräche und ich hatte das Gefühl, dass er sich etwas geöffnet hat." Das wir uns zweimal fast geküsst haben, lass ich einfach aus. "Er ging wieder nicht ran und ich habe wieder so eine beschissene kurze Nachricht bekommen. Sorry, hab geschlafen, stand drin. Mehr bin ich ihm also nicht wert. Eine kurze faule Ausrede. Eben hat er es dann geschafft mich anzurufen und ich habe seine Entschuldigung auch angenommen, bis..." Ich mache eine Pause und muss kurz mein pochendes Herz beruhigen. "Bis was June?" flüstert April fragend. Ich hole tief Luft: "Bin wieder da Sonnenschein." Sage ich etwas zu laut und das Wort Sonnenschein fühlt sich wie Gift auf meinen Lippen an. 

"Ich bin so blöd, dass ich schon wieder auf so einen Arsch reingefallen bin. Er hat in unseren Gesprächen nicht einmal erwähnt, dass er eine Freundin hat. Ich dachte er wäre anders. Am Ende sind die Typen wohl doch alle gleich. Ich bin froh das ich es diesmal früher raus bekommen habe. Noch bevor ich mich in diesen Kerl verliebe. Es tut trotzdem weh." Eine Träne löst sich aus meinem Augenwinkel. Nein ich werde jetzt nicht weinen. Das altbekannte Brennen in meinen Augen ist zurück. Nein ich werde jetzt nicht wegen einem Typen heulen. Ich habe es mir selbst versprochen, dass nicht mehr zu tun. Nie wieder wollte ich wegen einem Kerl heulen. Vor allem nicht wegen einem, den ich gefühlt erst Sekunden kenne. "Was hat er dazu gesagt? So wie ich dich kenne hast du ihn darauf angesprochen?" Ich drücke mir die Handballen auf die Augen um die Tränen zurück zu halten. Schwarz mit ein paar flimmernden weißen Punkten. Ich werde nicht weinen. Ich bin stark. Ich schaffe das. "Ich meinte zu ihm, dass ich jetzt auflege und er sich bitte um seine Freundin kümmern soll. Er hat mich ausgelacht und das tat weh. Ich kam mir so blöd vor. Er braucht sich nicht um seine Freundin kümmern, da sie sich bestens in seinem Haus auskennt. Angeblich ist sie eine seiner ältesten Freunde, aber er hat sie nicht einmal im Gespräch erwähnt. Harry hat noch gefragt, ob wir uns morgen sehen wollen, aber ich habe ihm gesagt, dass wir beide morgen was vor haben und ich mich bei ihm melde." Ich möchte ihn wirklich gerne sehen und vertrauen, aber das lass ich einfach aus. "Und? Möchtest du?" April streicht mir über den Rücken. Ich zucke nur mit den Schultern. 

"Twilight und Eis?" Ich nicke. "Ich bereite alles vor. Komm einfach ins Wohnzimmer, wenn du so weit bist." Sie drückt mich fest. "Danke. Ich liebe dich." murmel ich an ihrer Schulter. "Alles wird gut. Wir schaffen das. Ich liebe dich." Sie drückt mich noch einmal fest und verschwindet aus meinem Zimmer. Ich lass mich in meine Kissen fallen und schaue an die Decke. Mein Telefon vibriert schon wieder, aber ich ignoriere es. Bevor ich ihm antworte, muss ich erstmal alles sortieren. Ich weiß nicht, warum ich so verletzt bin und es nervt mich. Dieses Gefühl und diese Abhängigkeit. Jacob und eine große Portion Eis werden es schon richten. Bei den Gedanken an eine Portion Eis, frage ich mich welcher Typ Harry nun ist. Er hat es mir gar nicht gesagt. Schon wieder muss ich an ihn denken und es nervt mich. Schnaufend stehe ich auf und stapfe ins Wohnzimmer. April hat alles fertig und ich mache es mir auf der Couch bequem. Mein Telefon habe ich in meinem Zimmer gelassen. Aus Trotz. 

Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt